47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile
fragen, wieviel Ihr verlangt.“
„Wieviel bietet Ihr?“
„Ich biete nichts. Der Verkäufer hat zu fordern.“
„Wißt Ihr noch, wieviel Ihr mir damals zahltet?“
„Ja.“
„Es waren hunderttausend Dollar.“
„Das stimmt.“
„Gebt Ihr jetzt zweimal hunderttausend?“
„Nein.“
„Gut, so sind wir fertig.“
Er drehte sich um und machte Miene, die Stube zu verlassen.
„Oho!“ meinte Cortejo. „So rechnen wir nicht!“
Landola wendete sich wieder zurück und fragte:
„Wieso?“
„Ihr seid verpflichtet, Euren Fehler wieder gut zu machen.“
„Wollt Ihr mich etwa dazu zwingen?“
„Nein. Wir haben beide alle Veranlassung, uns nicht zu reizen; aber wird dürfen auch nicht unverständig sein.“
„Nun wohl. Warum seid denn Ihr da unverständig?“
Cortejo tat, als ob er ihn nicht verstehe und fragte:
„Unverständig? Ich? Inwiefern denn?“
„Insofern, als Ihr mir nichts geben wollt.“
„Wer hat Euch denn dies gesagt?“
„Ich sehe es ja.“
„Pah! Ich bin zu einer Gratifikation bereit, aber zweimal hunderttausend Dollar sind mir denn doch zu viel.“
„Nun, wie viel bietet Ihr denn?“
„Fünfzigtausend.“
„Unsinn!“
„Mehr kann ich nicht geben.“
„Wie? Ihr könnt nicht? Seid Ihr so arm? Ich denke, daß Euch die reiche Grafschaft Rodriganda gehört.“
„Das ist richtig. Ihr versteht mich falsch. Wenn ich sage, daß ich nicht mehr als fünfzigtausend geben kann, so meine ich nicht, daß ich arm bin, sondern daß ich überhaupt nicht mehr geben mag.“
„Warum?“
„Weil Ihr die Arbeit nicht allein machen werdet, könnt Ihr auch nicht den vollen Lohn erhalten.“
„Ah! Wer soll sich denn noch mit beteiligen?“ fragte Landola sehr erstaunt.
„Ich“, antwortete Cortejo.
„Ihr?“ fragte Landola noch erstaunter als vorher. „Ihr wollt die Arbeit mit tun? Wie habe ich das zu verstehen?“
„Nun, sehr einfach. Ihr geht nach Mexiko, nicht wahr?“
„Ja.“
„Ich gehe mit.“
Landola trat einen Schritt zurück und fragte, beinahe betroffen:
„Ihr?“
Cortejo nickte.
„Ihr wollt mitgehen?“
„Ja.“
„Nach Mexiko?“
„Ja doch!“
„Das ist unmöglich! Das kann ich gar nicht glauben!“
„Warum nicht?“
„Ihr könnt hier ja nicht abkommen. Man braucht Euch zu nötig.“
„Wer sagt Euch das?“
„Ich denke es mir.“
„Nun, so will ich Euch eines anderen und Besseren belehren. Don Alfonzo wird mir gern einen Urlaub geben, wenn es sich darum handelt, ihm seine Besitzungen zu erhalten.“
„Aber was wollt Ihr in Mexiko?“
Cortejo machte ein sehr eigentümliches Gesicht.
„Zunächst liegt mir daran, meinen Bruder Pablo einmal zu besuchen“, sagte er.
„Warum jetzt?“
„Sodann“, fuhr Cortejo unbeirrt weiter fort, „möchte ich meine liebe Nichte Josefa einmal kennen lernen.“
„Aber warum soll dies gerade jetzt sein?“
„Weil es so paßt! Ihr habt mich betrogen, Pablo hat mich betrogen. Glaubt Ihr, daß ich mich abermals betrügen lasse?“
„Ah! So meint Ihr es?“
„Ja, so und nicht anders.“
„Ihr wollt uns beaufsichtigen?“
„Freilich.“
„Glaubt Ihr, daß Euch dies Nutzen bringt?“
„Versteht sich.“
„Und daß wir auch diejenigen sind, welche sich beaufsichtigen lassen?“
„Ich habe nicht gesagt, daß ich nur beaufsichtigen will. Ich werde selbst mitarbeiten.“
„Das gibt der Sache allerdings eine kleine Wendung“, meinte Landola nachdenklich.
„Das meine ich auch. Übrigens werdet Ihr später sehen, daß Ihr ohne Hilfe nicht verkommen könntet. Wo zum Beispiel wolltet Ihr meinen Bruder treffen?“
„In Mexiko.“
„Der Hauptstadt?“
„Ja.“
„Da ist er nicht.“
„Warum nicht?“
„Weil der Esel ausgewiesen worden ist.“
„Ausgewiesen?“ fragte Landola, beinahe erschrocken. „Weshalb?“
„Der Kerl ist so dumm gewesen, sich in die Politik zu mischen.“
„Davon habe ich allerdings gehört.“
„Habt Ihr denn auch gehört, daß er die Absicht hat, Präsident des Staates Mexiko zu werden?“
„Das wäre allerdings eine Verrücktheit!“
„Eine Verrücktheit ohnegleichen!“
„Er hat sie wirklich begangen?“
„Wirklich. Darum wurde er ausgewiesen.“
„Von wem?“
„Von Max und von den Franzosen.“
„So darf er sich vor ihnen gar nicht sehen lassen?“
„Nein.“
„Aber vor Juarez?“
„Auch mit ihm hat er es verdorben.“
„O weh, welch eine Dummheit!“
„Er hatte sich mit dem ‚Panther des Südens‘
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