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47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile

47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile

Titel: 47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Kühlung!“
    Die Leute erfaßten ihn und zogen ihn zum Fluß, um den Verletzten mit dem Wasser desselben Linderung der furchtbaren Schmerzen zu verschaffen. Einer von ihnen, welcher sich ein wenig auf Kurpfuscherei verstand, sagte:
    „Das eine Auge ist weg; es ist ganz verloren.“
    „Ganz verloren?“ fragte Cortejo. „Ist das wahr?“
    „Ja. Es ist bereits ausgelaufen. Man muß es wegschneiden!“
    „Und das andere?“
    „Vielleicht kann es gerettet werden. Ich weiß es nicht.“
    „Gott verdamme diesen Engländer!“ brüllte Cortejo. „Der Teufel hole seine Sippschaft und brate sie in der Hölle in alle Ewigkeit!“
    „Regt Euch nicht weiter auf, Señor. Kaltes Wasser ist die Hauptsache. Kommt her; ich werde Euch den leeren Augapfel wegschneiden!“
    „Muß er wirklich fort?“ wimmerte der Verwundete.
    „Ja; er nützt Euch gar nichts mehr. Haltet still!“
    Cortejo wurde von vier oder fünf Männern gehalten, und während sein lautes Brüllen weit über das Wasser des Flusses hinüberscholl, schnitt ihm der Gefährte die aus der Augenhöhle hängenden Fetzen hinweg.
    Später stellte sich die Wirkung des kalten Wassers ein. Das Wimmern ließ nach, und nachdem die Augen mit einem nassen Tuch verbunden waren, fühlte sich Cortejo imstande, hie und da ein Wort in das Gespräch zu mischen, welches seine Untergebenen in seiner Nähe führten.
    Die Verfolger ‚Geierschnabels‘ waren nämlich sehr bald wieder zurückgekehrt. Sie sagten, daß sie nicht vermocht hätten, die Spur des Entflohenen aufzufinden. Die Wahrheit jedoch war, daß ihnen die Boote mit ihrem reichen Inhalt mehr am Herzen lagen als der verrückte Engländer, welcher doch außer seinen beiden Revolvern nichts bei sich getragen hatte, was imstande gewesen wäre, sie für ihre Mühe zu entschädigen.
    Nur den Besitzer der Rotschimmelstute ärgerte es, daß er um sein Pferd gekommen war. Doch war Ersatz vorhanden. ‚Geierschnabel‘ hatte mit seinen zwölf blitzschnell abgeschossenen Revolverkugeln sechs Männer getötet, fünf schwer und einen leicht verwundet. Die Pferde dieser sechs waren jetzt zu haben, und der Mann suchte das beste davon für sich aus.
    Mit den sechs toten Mexikanern wurde wenig Federlesen gemacht. Man warf sie ganz einfach in den Strom. Aber die Verwundeten waren im höchsten Grad hinderlich. Es fragte sich, was mit ihnen anzufangen sei.
    „Ich wüßte wohl einen Ort, an dem sie Unterkunft finden könnten“, sagte der Führer, welcher sich verwundet gestellt und für einen Boten von Juarez ausgegeben hatte.
    „Wo?“ fragte Cortejo, dessen Schmerzen sich gelindert hatten.
    „Zunächst muß man berechnen, daß sie hier auf diesem Ufer nicht sicher sein würden. Drüben aber habe ich einen alten Bekannten, der etwa drei englische Meilen von hier am linken Ufer eine Blockhütte hat. Dort sind sie sicher und können ihre Heilung abwarten.“
    „Ah, könnte ich mit!“ rief Cortejo.
    „Wer verbietet Euch das?“
    „Kann ich denn hier fort?“
    „Warum nicht? Ihr könnt hier nichts sehen und auch nichts nützen.“
    „Vielleicht bessert sich das eine Auge diese Nacht.“
    „Möglich. Aber dennoch ist es besser, Ihr pflegt Euch, Señor. Laßt uns Eure Befehle hier. Wir werden sie genau befolgen.“
    „Nein. Ich bleibe.“
    Der Führer zog sich nach diesem Versuch zurück. Der Abend war hereingebrochen, und man brannte ein Feuer an. Er saß an demselben, in tiefes Nachdenken versunken. Später erhob er sich und winkte einigen seiner Kameraden, welche die Hervorragendsten zu sein schienen, ihm zu folgen.
    Sie taten dies und zogen sich unter die Bäume zurück.
    „Was willst du?“ fragte ihn einer.
    „Ich habe da einen außerordentlich guten Gedanken“, sagte er. „Davon braucht aber dieser Cortejo nichts zu wissen.“
    „Aber wir sollen ihn erfahren?“
    „Ja, ihr.“
    „So rede.“
    „Sagt mir zunächst, was ihr von diesem Cortejo in Wahrheit haltet.“
    Sie schwiegen, unentschlossen, ob sie die Wahrheit sagen sollten. Endlich antwortete einer:
    „Sage zunächst, was du von ihm hältst.“
    „Nun, ich denke, daß er ein Schafskopf ist.“
    „Ah! Das hast du dir ja gar nicht merken lassen.“
    „Dann wäre ich ein großer Esel gewesen.“
    „Wenn du es jetzt eingestehst, ist es keine Eselei mehr?“
    „Nein. Habt ihr denn jemals geglaubt, daß dieser Cortejo wirklich Präsident werden könne?“
    „O nein.“
    „Also. Dazu ist er ja viel zu dumm. Der ‚Panther des Südens‘ hat sich mit ihm

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