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47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile

47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile

Titel: 47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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„Schießen wir mitten unter sie hinein!“
    „Und treffen ihn mit, mein Kind!“
    „Ah, leider! Daran dachte ich nicht. Doch, was ist das, Papa?“
    „Man macht ihm Platz. Er legt die Hände an den Mund. Horcht!“
    „Hier halten! Pablo Cortejo ist es!“ schallte es deutlich herüber.
    Dann sah man aber aus den Bewegungen drüben, daß man mit ‚Geierschnabel‘ unzufrieden wegen dieser Worte sei.
    „Ist das möglich! Pablo Cortejo?“ rief der Lord.
    „Cortejo?“ fragte auch Amy. „Wie kommt er hierher?“
    „Ich kann es nicht glauben“, fuhr Lindsay fort.
    „Überzeugen wir uns doch, Papa!“
    „Wodurch, mein Kind?“
    „Durch das Fernrohr.“
    Da schlug Lindsay sich mit der Hand vor die Stirn und sagte:
    „Sollte man dies für möglich halten? Beobachte das so ferne Ufer und denke nicht an das Fernrohr.“
    Er wollte nach der Kajüte gehen, doch war der Steuermann bereits unterwegs. Er brachte und reichte ihm das Fernrohr, welches Lindsay sofort an das Auge nahm.
    „Ich sehe ‚Geierschnabel‘ nicht mehr, Papa. Du vielleicht?“ fragte Amy.
    „Ja, ich sehe ihn“, antwortete der Gefragte.
    „Was tut er?“
    „Er spricht mit – mit – sie stehen mitten im Kreis – mit – o wirklich, jetzt erkenne ich ihn; es ist Pablo Cortejo und kein anderer.“
    „So ist ‚Geierschnabel‘ verloren, Papa.“
    „Glaubst du?“
    „Ganz gewiß. Cortejo kennt dich ja genau.“
    „Daran dachte ich nicht. ‚Geierschnabel‘ gibt sich für mich aus. Mit der Absicht, diese Menschen zu täuschen, ist es allerdings vorbei.“
    „Können wir gar nichts tun, ihn zu retten?“
    „Jetzt noch nicht, vielleicht später. Man muß erst sehen, wie es endet.“
    Sie beobachteten den Vorgang mit atemloser Spannung, bis plötzlich ein Schuß erscholl und gleich darauf eine ganze Reihenfolge von Schüssen.
    „O Gott, sie schießen ihn nieder!“ jammerte Amy.
    „O nein“, antwortete der Steuermann. „Zwar habe ich kein Fernrohr, aber ich glaube im Gegenteil, daß er sie niederschießt.“
    Der erste Schrei des Geiers erscholl und gleich darauf der zweite.
    „Gott sei Dank, er befreit sich!“ rief Amy ganz entzückt.
    „Siehst du ihn dort auf dem Pferd?“ fragte der Lord, die Hand ausstreckend.
    „Ja. Er galoppiert gerade nach dem Wald.“
    Der dritte Geierschrei erscholl und gleich darauf der vierte. Der Reiter war verschwunden.
    „Er ist gerettet!“ jubelte Amy.
    „Er reitet zu Juarez!“ fügte ihr Vater hinzu. „Dem Himmel sei Dank. Mir war sehr bange um ihn. Aber noch ist er nicht gerettet. Siehe, man verfolgt ihn.“
    Die Mexikaner verschwanden im Wald.
    „O, er wird sich nicht einholen lasse; er hat uns dies versichert“, meinte Amy. „Doch, wen bringt man dort an das Ufer, Papa?“
    Der Lord richtete sein Fernrohr hin und antwortete nach einer Weile:
    „Das ist ja Cortejo.“
    „Was ist mit ihm?“
    „Er muß verwundet sein.“
    „Wo?“
    „Im Gesicht. Man wäscht ihn. Mehr kann ich jetzt nicht erkennen.“
    Die Männer in den Booten hörten das Brüllen und Wimmern Cortejos, welches nach und nach leiser wurde und dann ganz aufhörte.
    „Die Verwundung muß sehr schmerzhaft sein“, sagte Amy.
    „Recht so. Er hat es verdient“, antwortete der Lord. „Ich gäbe sehr viel darum, wenn der Mann in meine Hände fiele!“
    „Juarez kommt und wird ihn fangen, Papa.“
    „Ich hoffe es. Leider ist es jetzt dunkel. Wer weiß, was geschieht. Vielleicht verlassen sie den Platz, weil ihre Kriegslist verunglückt ist.“
    Die Befürchtung erwies sich als unbegründet, denn bald sah man die zahlreichen Verfolger zurückkehren. Sie lagerten sich, und als der Abend hereinbrach, wurde drüben sogar ein Feuer angebrannt, dessen Schein in goldenen Strahlen auf der Wasseroberfläche herüberlief.
    „Sie bleiben, Papa“, sagte Amy. „Ist das schlimm für uns?“
    „Schlimm nicht, obgleich ich vermute, daß sie uns einen Besuch machen werden.“
    „Aber ihre List ist ja nicht gelungen!“
    „Eben deshalb. Sie wollten mich in ihre Hand bekommen und mit meiner Person dann auch die Ladung. Sie haben sich geirrt und werden infolgedessen, um ihr Ziel zu erreichen, einen Angriff wagen müssen.“
    „Da stehen wir doch in großer Gefahr.“
    „Wir werden wachsam sein, mein Kind. Wir werden hören, wenn sie kommen, und ich lasse die Geschütze vorher richten, daß sie die ganze Oberfläche des Wassers bestreichen. Jedenfalls bauen sie sich ein Floß.“
    Da meinte der Steuermann:
    „Darf ich um eine

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