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47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile

47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile

Titel: 47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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die Annäherung der Leute bemerken?“
    „Auf jeden Fall, denn ich werde ihnen entgegenschwimmen.“
    „Sie wollen abermals hinüber?“
    „Ja.“
    „Bleiben Sie. Ich will nicht, daß Sie sich abermals in Gefahr begeben.“
    „Jetzt ist von einer Gefahr keine Rede. Sind die Geschütze geladen?“
    „Ja, geladen und gerichtet, vollständig schußfertig.“
    „Dann will ich keine Zeit verlieren.“
    Ohne um eine weitere Erlaubnis zu fragen, glitt er abermals in das Wasser und verschwand im Dunkel des Abends.
    Von jetzt ab verging über eine halbe Stunde, da verlöschte plötzlich das Feuer am Ufer. Die goldenen Lichtstrahlen verschwanden, und es herrschte nun die tiefste Finsternis auf der Flut.
    „Jetzt wird es wohl beginnen“, flüsterte Amy.
    „Höchstwahrscheinlich. Gehe in die Kajüte, mein Kind.“
    Sie ging schweigend, kehrte aber nach einigen Augenblicken wieder zurück.
    „Willst du nicht dort bleiben?“ fragte er.
    „Nein. Ich habe mir einen Revolver geholt, Pa.“
    Pa ist die englische Abkürzung für Papa.
    „Um Gottes willen, du willst dich doch nicht etwa mit am Kampf beteiligen?“
    „Ja, wenn es sein muß“, sagte sie mit fester Stimme.
    „Nun, so will ich wünschen, daß die Geschützsalven genügen, den Angriff abzuschlagen und daß es nicht zum Handgemenge kommt.“
    Er hatte diese Worte kaum gesprochen, so schwang sich der zurückkehrende Steuermann an Bord und kam eilig auf die beiden zu.
    „Sie kommen“, sagte er.
    „Sind sie nahe?“
    „Ich war am Ufer und wartete, bis sie mir ziemlich nahe waren. Sie werden sich auf der Hälfte des Weges befinden.“
    „Soll ich Licht geben?“
    „Ja, es ist Zeit.“
    Einige Augenblicke später zischten einige Raketen empor. Man konnte die ganze Oberfläche des Stromes deutlich überblicken. Der Steuermann hatte ganz richtig gemeldet. Vom Ufer an bis zur Hälfte des Weges sah man Kopf an Kopf die Mexikaner herbeischwimmen.
    „Feuer!“ rief Lindsay mit lauter Stimme.
    Ein lautes Gekrache war die Antwort; ein prasselndes Plätschern folgte. Die Boote schaukelten auf und nieder. Schrei auf Schrei, Ruf auf Ruf erscholl auf dem Strom, dann war es wieder still und dunkel.
    „Mehr Raketen“, bat der Steuermann.
    Eine neue Feuergarbe stieg empor, und da sah man, daß die Schüsse nicht vergebens gewesen waren. Viele Feinde schienen nicht getötet worden zu sein, doch konnte man deutlich bemerken, daß sie alle dem Ufer wieder zustrebten. Eine Art von Floß wurde stromab getrieben, und der darauf lag, schien tot zu sein. Hätte Lindsay geahnt, daß dieser Mann Cortejo war, so hätte er sicherlich ein Boot ausgesandt, um sich seiner zu bemächtigen.
    „Sie fliehen dem Ufer zu. Wir haben gewonnen!“ jubelte Amy.
    „Für dieses Mal, ja“, antwortete der Lord. „Es steht aber zu erwarten, daß sie einen zweiten Angriff unternehmen.“
    „Wollen wir demselben nicht ausweichen?“ fragte der Steuermann.
    „Auf welche Weise?“
    „Wir dampfen ganz einfach eine Strecke aufwärts.“
    „Aber wir sollen Juarez hier erwarten.“
    „Er wird uns hier finden. Er kann vor morgen Nachmittag nicht hier sein, und da befinden wir uns längst wieder hier.“
    „Sie glauben nicht, daß uns die Mexikaner folgen werden?“
    „Bei diesem Dunkel? Durch den Wald und das Ufergestrüpp? Das ist unmöglich. Sie werden sich die Köpfe einrennen.“
    „Aber laufen wir nicht auch Gefahr?“
    „Nein. Wir haben zwar eine gefährliche Krümmung vor uns, aber wir werden nur sehr langsam fahren.“
    „So will ich Ihnen den Willen tun.“
    Er gab seine Befehle, welche mit halblauter Stimme von Boot zu Boot weitergegeben wurden, und bald setzte sich der Zug in langsame Bewegung.
    Drüben am Ufer standen die Mexikaner in tiefer Dunkelheit. Der Anführer ließ zunächst das Feuer wieder anschüren, so daß ein jeder seine abgelegten Oberkleider und Schießwaffen wiederfinden konnte.
    Nun stellte sich auch heraus, welchen Schaden die Kartätschen angerichtet hatten. Es fehlten gegen dreißig Mann.
    „Der Teufel hole die Halunken!“ knirschte der Mann. „Wie kamen sie dazu, die Raketen steigen zu lassen, gerade als wir unterwegs waren?“
    „Sie haben uns gehört“, antwortete einer.
    „Unmöglich. Das muß eine andere Bewandtnis haben.“
    „Ich kann mir denken, welche“, meinte ein anderer. „Sie sind dadurch aufmerksam geworden, daß wir unser Feuer ausgelöscht haben. Sie haben sich denken können, weshalb wir dies taten.“
    „Richtig! So ist es. Wir

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