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47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile

47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile

Titel: 47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Sternau kunstgerecht verbunden worden war, ließen diese Schmerzen nach. Man sah es ihm an, welche Erleichterung er fühlte. Er ergriff die Hand des Arztes, drückte sie leise und flüsterte:
    „Dank, Señor!“
    Mehr konnte er nicht sagen. ‚Büffelstirn‘ legte ihm die Hand auf den Kopf.
    „Ich werde meinen Bruder Arbellez rächen“, beteuerte er. „Niemand soll mich daran hindern. Wo ist die, welche ihn hat schlagen lassen?“
    Am besten konnte der antworten, welcher soeben eingetreten war, nämlich Helmers. Er hatte die Anwesenden gesucht und bei seinem Eintritt die Frage gehört.
    „Sie liegt gefesselt in Emmas Zimmer“, antwortete er. „Wir werden sofort Gericht über sie halten. Vorher aber muß ich den Vater begrüßen.“
    Er bog sich über Arbellez und küßte ihn auf die bleichen Lippen.
    „Das ist der Augenblick, nach welchem ich mich lange Jahre gesehnt habe“, sagte er. „Jetzt ist mein Wunsch erfüllt, und nun kann die Rache beginnen.“

DRITTES KAPITEL
    Der Teich der Krokodile
    Arbellez hatte bald soviel Kraft, daß er die Arme langsam erheben konnte. Er legte sie Helmers um den Hals und sagte flüsternd:
    „Gott segne dich, mein Sohn!“
    Mehr zu tun oder mehr zu sagen, war er zu schwach; aber auf seinem Gesicht sprach sich deutlich das Glück aus, den Sohn wiedergefunden zu haben und nun bald auch die Tochter wiedersehen zu können. Dieser Ausdruck des Glücks mit dem Zug des Leidens, unter welchem er niederlag, war so rührend, so ergreifend, daß keiner der Anwesenden die Tränen zurückhalten konnte. Selbst ‚Bärenherz‘ sagte:
    „Unser kranker Bruder soll wieder gesund werden und glücklich sein. Aber die, welche ihn gepeinigt hat, soll unsere Rache fühlen!“
    „Man hole sie!“ meinte ‚Büffelstirn‘. „An seinem Lager soll sie erfahren, welche Strafe sie erwartet!“
    „Sie ist ein Weib!“ mahnte Sternau.
    Sein Ton war ein begütigender. Ihm graute im voraus bei dem Gedanken an die Strafe, welche der Angeklagten bevorstand, wenn die von Rache erfüllten Männer zusammentraten, um ihr Schicksal zu bestimmen.
    Da aber legte ‚Büffelstirn‘ ihm die Hand auf den Arm und sagte:
    „Sie ist kein Weib; sie ist ein Teufel. Mein Bruder hat es von mir erlangt, daß vorhin einer der Feinde sein Leben erhielt. Mehr aber verlange er nicht. Dieses Weib ist schlimmer als alle unsere Feinde. Sie ist der böse Geist, welcher ihren Vater beherrscht. Sie ist es, welcher wir alle Leiden zu verdanken haben. Sie werde gerichtet nach dem, wie sie gehandelt hat. Ich selbst werde sie holen.“
    Er ging und brachte nach wenigen Minuten Josefa geführt.
    Sie war an Händen und Füßen gefesselt, an den letzteren jedoch so, daß sie mit kleinen, engen Schritten zu laufen vermochte. Sie sah fürchterlich bleich aus, infolge der Angst, welche sie wohl fühlte, aber auch infolge der innerlichen Verletzungen, an denen sie litt und welche ihr jedenfalls Schmerzen bereiteten.
    Pedro Arbellez warf einen Blick auf sie und schloß dann die Augen. Er mochte sie gar nicht mehr sehen. Auch Marie Hermoyes wendete sich zur Seite, aber Antonio, der Vaquero, sagte:
    „Endlich haben wir dich, du Teufelin! Du wirst nie wieder meinen Herrn schlagen lassen und mich einkerkern können. Man wird dir dein Urteil sprechen. Ich möchte nicht an deiner Stelle sein!“
    Sie antwortete nicht; aber aus ihren runden Eulenaugen schoß ein giftiger, haßerfüllter Blick nach dem Sprecher.
    „Wer wird sie verhören?“ fragte Helmers.
    „Verhören?“ antwortete ‚Büffelstirn‘, indem sich seine Brauen zusammenzogen. „Wozu soll sie verhört werden? Sie weiß, was sie verschuldet hat, und wir wissen es auch. Sie hat den Tod verdient.“
    „Ja, den Tod!“ sagte ‚Bärenherz‘.
    „Sie muß sterben; das versteht sich von selbst“, stimmte Helmers bei.
    „Darüber sind wir also einig“, fuhr ‚Büffelstirn‘ fort. „Aber wo und wie soll sie sterben? Meine Brüder mögen beraten.“
    „Ein einfacher Tod ist zuwenig“, erklärte der Vaquero.
    „Ihr Sterben soll ein zehnfaches sein“, antwortete ‚Büffelstirn‘. „Ich weiß, welches Urteil wir über sie fällen müssen.“
    „Welches?“ fragte Helmers.
    „Wir geben sie den Krokodilen zu fressen.“
    „Das ist zuwenig“, fiel der Vaquero ein. „Was hätte sie da für Schmerzen auszustehen? Ein Druck und ein Schluck, dann ist sie weg. Das ist keine Strafe für all das, was sie auf dem Gewissen hat.“
    „Sie soll nicht schnell sterben, sondern die

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