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47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile

47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile

Titel: 47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Krokodile sollen nach ihr springen müssen“, sagte ‚Büffelstirn‘. „Wissen meine Brüder, was ich meine?“
    „Ja“, antwortete Helmers. „Ich stimme bei.“
    „Der Wille meines Bruders ist auch der meinige“, erklärte ‚Bärenherz‘.
    „Und was sagt der ‚Fürst des Felsens‘ dazu?“ fragte der Mixteka.
    Sternau schauderte. Er dachte an die Szenen, welche sich vor Jahren am Teich der Krokodile abgespielt hatten. Das war ein fürchterliches Urteil. Sie hatte es verdient, dennoch aber antwortete er:
    „Auch ich erkläre, daß sie den Tod verdient hat, aber ich werde meine Einwilligung zu einer solchen Grausamkeit nicht geben.“
    „Mein Bruder tut Unrecht, sie zu beschützen“, sagte ‚Bärenherz‘. „Will er sie erschießen lassen? Eine Kugel wäre eine Belohnung für sie.“
    „Es bleibt bei dem, was ich gesprochen habe“, erklärte ‚Büffelstirn‘.
    „Trotzdem ich meine Einwilligung versagte?“ fragte Sternau.
    „Ja, trotzdem! Mein Bruder hat eine Stimme; wir aber überstimmen ihn; er wird sich in unseren Willen schicken müssen.“
    „Nach den Gesetzen der Prärie und der roten Männer ist das richtig. Aber ich habe zu bemerken, daß ich ein größeres Recht als alle anderen auf dieses Mädchen habe.“
    „Unser Recht ist ebenso groß“, erklärte ‚Büffelstirn‘.
    „Nein. Meine Brüder kennen die Geschichte der Familie Rodriganda. Es gibt da Geheimnisse, welche aufzuklären sind, und Josefa Cortejo kann mir alle Auskunft geben. Es darf ihr nichts geschehen, bevor sie mir alles gestanden hat. Das fordere ich ganz bestimmt.“
    „Mein Bruder hat recht“, sagte ‚Bärenherz‘. „Aber er braucht ja nicht zu säumen. Hier steht sie; er kann fragen, und dann mag sie sterben.“
    Josefa hatte bisher kein Wort gesprochen. Sie hielt die Augen nicht niedergeschlagen, sondern trotzig in die Ecke gerichtet. Sie war sich in diesem Augenblick bewußt, daß ihr Leben für Sternau einen viel zu großen Wert habe, als daß er in ihren Tod willigen könne. Sie sagte sich, solange sie nicht gestehe, müsse er sie leben lassen; darum nahm sie sich vor, diesen Vorteil sich um keinen Preis entwinden zu lassen.
    Sternau zeigte auf einen Stuhl und sagte zu ihr:
    „Setzt Euch, Señorita! Ich habe mit Euch zu sprechen.“
    Sie tat, als ob sie seine Worte gar nicht gehört habe.
    „Gut, Ihr werdet auch im Stehen reden können“, meinte er. „Ihr seid mit den Verhältnissen der Familie Rodriganda gut bekannt?“
    Sie antwortete nicht.
    „Ich fragte, ob Ihr die Verhältnisse der Familie Rodriganda kennt!“
    Sie schwieg auch jetzt noch. Sternau zog die Brauen finster zusammen und sagte:
    „Ihr habt gehört, daß ich es nicht schlimm mit Euch meine, wie die anderen. Ich möchte Euch möglichst schonen, werde jedoch davon absehen, wenn Ihr bei diesem herausforderndem Schweigen beharrt. Ich hoffe also, daß Ihr mir meine Fragen beantworten werdet.“
    Er blickte sie erwartungsvoll an, doch vergebens.
    „Ich sehe ein“, fuhr er fort, „daß man mit Euch anders verfahren muß. Ihr zwingt mich, Euch auf gewaltsame Weise zur Sprache zu verhelfen, die Euch abhanden gekommen zu sein scheint. Wollt Ihr reden?“
    Sie schwieg.
    „Antonio, führe sie hinab und gib ihr zwanzig Hiebe, aber ebenso tief wie diejenigen, welche Señor Arbellez erhalten hat!“
    Der Vaquero schmunzelte.
    „Das soll sehr gewissenhaft besorgt werden, Señor“, sagte er. „Soll ich sie dann wiederbringen!“
    „Natürlich!“
    „Schön! Vorwärts, Señorita! Ihr sollt nicht zu kurz kommen!“
    Er faßte sie beim Arm, um sie zur Tür hinauszuführen. Sie merkte, daß es sich um keinen Scherz handle; darum brach sie das Schweigen und sagte:
    „Was soll ich viel von den Rodrigandas wissen!“
    „Ah! Jetzt ist die Sprache wieder da! Für dieses Mal will ich das von mir diktierte Rezept nicht in Anwendung bringen. Stellt aber meine Nachsicht nicht zum zweiten Mal auf die Probe; es würde Euch schlecht bekommen! Also, Ihr wißt nichts über die Verhältnisse der Rodriganda?“
    „Nur so viel, als ich als Tochter eines Mannes weiß, welcher bei den Rodrigandas angestellt ist.“
    „Nun, was ist das?“
    „Was wollt Ihr erfahren?“
    „Ich will kein langes Verhör anstellen, sondern mich kurz fassen. Ihr wißt, daß Alfonzo nicht der Sohn des Grafen Rodrigandas ist?“
    „Was soll er sonst sein?“
    „Der Sohn eines anderen.“
    „Wessen?“
    „Eures Onkels Cortejo.“
    „Das ist lächerlich!“
    Sie schlug wirklich

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