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47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile

47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile

Titel: 47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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heilige Jungfrau, welch eine Gnade!“ sagte jetzt auch Marie Hermoyes. „Seid Ihr es denn wirklich, mein lieber, guter Señor Sternau?“
    „Ja, ich bin es“, antwortete er.
    „Und wir sind frei, wirklich frei?“
    „Die Befreier sind da. Hört Ihr die Schüsse?“
    „Ja, ich höre sie“, sagte der Vaquero. „Wer ist es? Ist vielleicht der Präsident Juarez mit seinen Leuten bereits hier?“
    „Nein. ‚Büffelstirn‘ hat seine Mixtekas zusammengerufen. Bis Juarez konnte, hätte es zu lange gedauert.“
    Er leuchtete jetzt ganz nieder zu dem Haziendero. Dieser lag mit offenen Augen da und hielt den Blick auf Sternau geheftet. Er bot einen fast todesähnlichen Anblick dar, aber ein glückliches Lächeln lag über seinem leichenblassen Gesicht ausgebreitet.
    „Mein guter Señor Arbellez, kennt Ihr mich noch?“ fragte Sternau, indem ihm eine große Träne in das Auge trat.
    Der Gefragte nickte leise mit dem Kopf.
    „Hat Antonio Euch erzählt, daß wir alle gerettet sind, daß wir alle noch leben und Eure Tochter Emma auch?“
    Ein zweites Nicken war die Antwort.
    „Nun, so tragt keine Sorge um sie. Sie befindet sich bei Juarez in vollständiger Sicherheit; Ihr werdet sie recht bald wiedersehen. Ich werde nachher sogleich nach Euren Wunden sehen; vorher aber muß ich hinauf, um mich zu überzeugen, wie die Sachen stehen.“
    Er setzte ihnen das Licht hin und begab sich wieder nach oben. Einigen Mixtekas, auf welche er zuerst traf, befahl er, sich zu den drei Personen hinabzubegeben, um sie gegen etwaige Gefahren in Schutz zu nehmen. Sie beeilten sich, seiner Weisung nachzukommen.
    Der Flur des Hauses bot einen gräßlichen Anblick dar. Es standen zwei Mixtekas da, welche Fackeln hielten. Beim Schein derselben erblickte man die toten Anhänger Cortejos, welche in allen möglichen grausigen Stellungen hoch übereinander lagen. Der Boden bildete eine einzige Blutlache. Auch auf den Treppen lagen sie, überrascht von den schonungslosen Waffen der Mixtekas. In den oberen Räumen hörte man noch einzelne Todesschreie erschallen. Draußen im Hof und vor dem Haus aber war der Kampf noch im lebhaftesten Gang. Schüsse krachten; Rufe der Wut oder der Aufmunterung ließen sich hören, darunter Flüche, ausgestoßen von den keine Gnade findenden Mexikanern, welche sich dem überlegenen Feind gegenüber rettungslos verloren sahen.
    Als Sternau aus der Tür trat, konnte er die Szene überblicken. Einige vorhandene Holzhaufen waren von den Mixtekas in Brand gesteckt worden, und beim Schein dieser hoch empor lodernden Feuer ließ sich alles deutlich erkennen.
    In einer Ecke des Hofes hatten sich die letzten Mexikaner zusammengedrängt. Es waren nicht mehr als zwölf bis fünfzehn Mann, welche sahen, daß weder auf Hilfe noch auf Gnade zu rechnen war, und sich daher mit Aufbietung ihrer letzten Kräfte verteidigten. Man sah, daß sie trotz ihrer Tapferkeit nur noch Augenblicke zu leben hatten.
    ‚Büffelstirn‘ stand am Palisadenzaun und sandte eine Kugel nach der anderen unter diese dem Tod geweihte Schar hinein.
    „Schenken wir ihnen das Leben!“ rief Sternau ihm zu. „Es ist genug Blut geflossen. Wir wollen menschlich sein.“
    „Ist Señor Arbellez wohlauf?“ fragte der Häuptling kalt.
    „Er liegt noch im Keller. Man wird ihn herauftragen.“
    „Man hat ihn also geschlagen, daß er nicht gehen kann?“
    „Leider!“
    „So sprich nicht von Gnade! Arbellez ist mein Freund und Bruder; er soll gerächt werden!“
    Er drehte sich wieder ab, hob die Büchse und drückte sie gegen einen der Feinde ab. Sternau sah ein, daß hier eine Gegenrede keinen Erfolg haben werde.
    Seine Aufmerksamkeit wurde übrigens durch eine Gruppe in seiner unmittelbaren Nähe in Anspruch genommen. Am Boden lag nämlich ein verwundeter Mexikaner, welcher sich mit Aufbietung aller seiner geschwächten Kraft gegen einen Mixtekas verteidigte, welcher sich bemühte, ihm das Messer in das Herz zu stoßen.
    „Gnade, Gnade!“ bat der Mann.
    „Keine Gnade! Du mußt sterben!“ antwortete der andere grimmig, indem er den jetzt fast Wehrlosen mit der Linken fest packte, während er mit der Rechten die Waffe schwang.
    „Ich bin ja kein Feind! Ich habe die Gefangenen gespeist. Sie hätten ohne mich verhungern und verdursten müssen!“
    Auch diesen von der Todesangst diktierten Zuruf achtete der Mixteka nicht. Er stand im Begriff, dem Mexikaner den unfehlbaren Todesstoß zu versetzen; da aber wurde sein hoch erhobener Arm von Sternau

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