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47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile

47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile

Titel: 47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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eine helle, höhnische Lache auf.
    „Ihr werdet nicht lange lachen, Señorita. Ich sagte bereits, daß ich kein umfangreiches Verhör aufstellen will. Ihr habt einfach zu wählen zwischen dem Tod und einem offenen Geständnis.“
    „Und vorausgesetzt, daß ich etwas zu gestehen hätte, was würde dann mit mir geschehen, wenn ich gestanden hätte?“
    „Ihr würdet auf meine Nachsicht rechnen können.“
    „Aber nicht auf die Nachsicht der anderen. Übrigens habe ich Euch nicht das mindeste zu gestehen.“
    „Nicht? Hm! Sagt doch einmal, ob Ihr nicht einen gewissen Henrico Landola kennt!“
    „Nein.“
    „Auch Euer Vater kennt ihn nicht?“
    „Wie soll ich das wissen?“
    „Wart Ihr beim Tod des Grafen Ferdinande mit zugegen?“
    „Nein.“
    „Aber bei seinem Begräbnis?“
    „Ja.“
    „Ihr wußtet, daß er nicht tot sei?“
    „Ich verstehe Euch nicht! Er war ja tot.“
    „Nein; er lebt noch!“
    „Davon weiß ich nichts.“
    „Und der Brief, den Ihr an Euren Vater geschrieben habt?“
    „Das geht mich nichts an.“
    „Gut, ich sehe, woran ich bin. Ich durchschaue Euch. Ihr denkt, Euer Leben sei mir wertvoll, da Ihr im Besitz von Geheimnissen seid, die ich erfahren will. Ihr denkt, ich werde nicht in Euren Tod einwilligen, bevor Ihr mir alles enthüllt habt. Aber Ihr irrt. Eure Geheimnisse sind durchschaut. Euer Schweigen nützt Euch nichts. Ich will nicht in Abrede stellen, daß ein reumütiges Bekenntnis mich veranlaßt hätte, für Euch einzutreten; nun aber kann es mir nicht einfallen, gegen das Urteil zu sein, welches meine Kameraden über Euch ausgesprochen haben.“
    Er sah sie einen Augenblick erwartungsvoll an. Ihre Miene zeigte, daß ihre Zuversicht erschüttert war, aber dennoch fiel es ihr nicht ein, die Mahnung Sternaus zu beherzigen.
    „Ich habe nichts zu bereuen und keine Bekenntnisse abzulegen.“
    Nach diesen in trotzigem Ton gesprochenen Worten wendete sie sich ab, um anzudeuten, daß man nicht weiter in sie zu dringen brauche.
    „Ganz wie Ihr wollt, Señorita“, sagte Sternau. „Ihr mögt noch auf Rettung hoffen, aber die Erfüllung dieser Hoffnung ist eine Unmöglichkeit. Da Ihr selbst nichts tut, um das Euch drohende Schicksal von Euch abzuwenden, so dürft Ihr auch von mir nichts erwarten.“
    „Hütet Euch, mir ein Leid zu tun!“ sagte sie drohend.
    „Ah, Ihr wollt uns schüchtern machen?“
    „Man würde mich fürchterlich rächen!“
    „Wer würde das tun?“
    „Unsere Anhänger.“
    „Hofft auf diese nicht. Sie sind vernichtet. Sollten einige entkommen sein, so werden sie sich hüten, sich für Euch in Gefahr zu begeben.“
    „Noch lebt der ‚Panther des Südens‘!“
    „Pah, den fürchten wir nicht. Ihr verkennt Eure Lage. Ihr habt nichts mehr zu hoffen.“
    „Das müßt Ihr mir erst beweisen!“
    Da machte ‚Büffelstirn‘ eine Bewegung der Ungeduld.
    „Wozu diese vielen Worte? Dieses Weib ist ja gar nicht wert, die Stimme eines Menschen zu hören.“
    „Du hast recht“, antwortete Sternau. „Man schaffe sie fort! Ihr Anblick ist mir widerlich; er erregt in mir Grauen und Abscheu.“
    „Wohin?“ fragte der Vaquero.
    „Schließ sie in den Keller ein, in welchem Ihr selbst gesteckt habt. Zwei Männer mögen Wache halten. Sie haften mir mit ihrem Kopf dafür, daß die Gefangene nicht entkommt.“
    „Das soll besorgt werden, Señor. Sie mag das Logis kennenlernen, welches sie uns angewiesen hat. Soll sie auch hungern und dürsten?“
    „Natürlich!“
    „So kommt, meine schöne Señorita!“
    Antonio legte die Hand an sie, um sie fortzuschaffen. Sie schüttelte mit einer schnellen Bewegung diese Hand von sich ab und sagte:
    „Wie? Einsperren lassen wollt Ihr mich, Señor Sternau?“
    „Ja“, antwortete er.
    „Mich, eine Doña? Mich, die Tochter eines Cortejo?“
    „Nennt Euch um Gottes willen nicht Doña; Ihr seid ein Scheusal und die Tochter des größten Schurken, den ich kenne. Führe sie ab, Antonio!“
    Sie stampfte mit dem Fuß und machte Miene, trotz ihrer gefesselten Hände sich zur Wehr zu stellen. Als Antonio dennoch die Hand ausstreckte, um sie anzufassen, spuckte sie ihm ins Gesicht und rief:
    „Pack dich, Mensch; wie darfst du es wagen, mich anzurühren!“
    Das war dem braven Vaquero doch zuviel. Er holte aus und gab ihr eine Ohrfeige, die so kräftig war, daß die Getroffene zu Boden stürzte.
    „Was? Anspucken willst du mich, Kanaille?“ sagte er. „Das sollst du nicht zum zweitenmal wagen.“
    Er riß sie empor und

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