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48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko

48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko

Titel: 48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Berlin und bin als Oberleutnant der Gardehusaren zum Generalstab kommandiert.“
    „Alle Wetter! Ich gratuliere.“
    Der Vater umarmte den Sohn vor Freude, und nun begann das eigentliche Erzählen und Berichten, welches so lange dauerte, bis völlige Klarheit herrschte. Da erhob sich Sternau von seinem Stuhl und sagte:
    „Meine Freunde, wir dürfen noch nicht ruhen, es gibt für uns zu tun. Da ich der Kräftigste bin, werde ich mich mit Kurt von euch auf kurze Zeit verabschieden.“
    Sie ahnten, was er vorhatte; aber sie waren durch die erlittenen Qualen und durch die gegenwärtige Aufregung geschwächt worden. ‚Büffelstirn‘ und ‚Bärenherz‘ wollten mit ihm gehen; er aber bat sie zu bleiben. Zwei jedoch ließen sich nicht zurückweisen, Grandeprise und Geierschnabel.
    Diese vier begaben sich, nachdem sie sich mit Waffen und Licht versehen hatten, wieder hinab in die unterirdischen Gänge, wo sie Manfredo aufsuchten. Dieser lag noch so in seiner Ecke. Er war so fest geschnürt, daß er sich aus derselben nicht hatte fortbewegen können. Da Sternau von allem unterrichtet war, so leitete er das Verhör.
    „Mensch“, sagte er. „Du bist nicht wert, daß ich dich zertrete, aber vielleicht läßt sich dein Schicksal doch noch mildern, wenn du mir meine Fragen aufrichtig beantwortest.“
    Manfredo war im Grunde genommen feig. Er sah, daß sein Spiel verloren sei, und darum suchte er sich zu entschuldigen.
    „Ich bin nicht schuld, Señor, gar nicht“, wimmerte er.
    „Wer denn?“
    „Mein Oheim. Ich mußte ihm gehorchen.“
    „Das entschuldigt dich nicht. Ich will aber sehen, ob du ein aufrichtiges Geständnis ablegst. Warum nahmt ihr uns gefangen?“
    „Weil ich Graf Rodriganda werden sollte.“
    „Welch ein Wahnsinn! Dein Oheim hätte uns später getötet?“
    „Ja.“
    „Wo sind die Sachen, die ihr uns abgenommen habt?“
    „Die hab ich noch. Nur die Pferde sind verkauft.“
    „Du wirst uns nachher alles wiedergeben. Weißt du, wo die Cortejos und Landola stecken?“
    „Ja. Dieser Señor hat mir den Schlüssel zu ihrem Kerker mit den anderen weggenommen.“
    „Wir haben ihn, und du wirst uns die vier Personen zeigen. Kennst du sämtliche unterirdische Gänge und Gewölbe dieses Klosters?“
    „Alle.“
    „Wer hat sie dir gezeigt?“
    „Mein Oheim. Er hat einen Plan dieser Gewölbe.“
    „Weißt du, wo dieser Plan sich befindet?“
    „Ja, im Schreibtisch.“
    „Du wirst ihn uns zeigen. Gibt es heimliche Ausgänge aus diesen Gewölben?“
    „Ihr meint in das Freie?“
    „Ja.“
    „Es gibt nur einen solchen.“
    „Wo mündet er?“
    „In einem Steinbruch, östlich der Stadt.“
    „Du wirst uns dahin führen. Wo ist dein Oheim?“
    „Er ist nach Mexiko oder Querétaro.“
    „Zu wem?“
    „Zu dem Kaiser.“
    „Was will er da?“
    „Ich – weiß es nicht.“
    Er log. Er dachte, daß sein Oheim vielleicht ihn doch noch retten könne, wenn es ihm gelang, seine politische Aufgabe zu erfüllen. Sternau durchschaute ihn, darum sagte er:
    „Glaube nicht, daß du mich betrügst. Je weniger aufrichtig du bist, desto schlimmer wird dein Los. Was will dein Oheim beim Kaiser?“
    „Er will ihn abhalten, Mexiko zu verlassen.“
    „Den Grund weiß ich bereits. Wer ist der dicke Mensch, mit dem du heute abend gesprochen hast?“
    Manfredo erschrak. Also auch das war verraten.
    „Ich weiß es nicht“, antwortete er.
    „Man empfängt niemand bei sich, den man nicht kennt.“
    „Ich kenne ihn wirklich nicht. Er kommt zuweilen zum Oheim, um ihm Befehle zu bringen.“
    „Von wem?“
    „Von der geheimen Regierung.“
    „Aus welchen Personen besteht diese?“
    „Ich weiß es nicht.“
    „Wo hat sie ihren Sitz?“
    „Auch das ist unbekannt.“
    „Hm! Empfängt dein Oheim geheime Papiere?“
    Manfredo zögerte mit der Antwort.
    „Wenn du nicht redest“, drohte Sternau, „werde ich dich so lange prügeln lassen, bis du die Sprache findest. Ich frage dich, ob er geheime Papiere bekommt.“
    „Ja.“
    „Hebt er sie auf?“
    „Ja.“
    „Wo?“
    „In einer verborgenen Zelle.“
    „Kennst du sie?“
    „Ja.“
    „Du wirst uns auch dahin führen. Stehe auf, und zeige uns, wo die Cortejos stecken.“
    Er lockerte dem Gefangenen die Beinfesseln so weit, daß derselbe langsam gehen konnte.
    „Zunächst werde ich die Instruktion zu mir nehmen, welche dieser gute Neffe eines noch besseren Onkels heute von dem Dicken empfangen hat“, meinte Kurt.
    Er zog ihm die Papiere aus der Tasche und

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