48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko
ausgenommen diejenige in Santa Jaga. Übrigens ist es nicht schade um den Kerl. Er hat Geheimnisse in seinem Kloster, welche ich schon noch ergründen werde. Entweder er stirbt, oder wir beide sind verloren und – Miramon dazu.“
Er nannte diesen Namen so leise, daß er kaum gehört werden konnte.
„Ich werde ihn also zum Kaiser führen“, meinte der Beichtvater.
„Aber vorher zu Miramon.“
„Gut. Werde ich diesen in seinem Quartier treffen?“
„Nein, er ist hier im Kloster in seinem Kabinett.“
Kaiser Max hatte nämlich in dem Kloster la Cruz in Querétaro sein Hauptquartier aufgeschlagen. Dort wohnte natürlich auch sein Beichtvater, bei welchem sich der Pater jetzt befand.
„Und wo treffe ich Sie wieder?“ fragte der Beichtvater.
„Ich verlasse Querétaro sofort“, antwortete der Dicke. „Alle Botschaft senden Sie mir nach meiner geheimen Wohnung in Tula.“
Er verließ das Gemach durch eine entgegengesetzte Tür. Der Beichtvater aber trat in das Zimmer zurück, in welchem der Pater sich befand. Seine Miene war die eines freundlichen Protektors, als er diesen fragte:
„Wir werden zunächst zum General Miramon gehen. Sind Sie bereit dazu?“
„Warum nicht direkt zum Kaiser?“
„Sie wissen ja, daß man zu gekrönten Häuptern nicht direkt gelangt, wie etwa zu einem einfachen Bürger.“
„Ich stehe zur Verfügung.“
Sie verließen das Gemach und gingen über einen Korridor, bis der Geistliche eine Tür öffnete. Sie traten ein und befanden sich in einer Art Vorzimmer.
Hierauf klopfte der Beichtvater an eine nach innen führende Tür, welche er öffnete, nachdem ein lautes, gebieterisches „Herein!“ erschollen war. Nachdem er die Tür sorgfältig wieder hinter sich zugezogen hatte, stand er vor dem berühmten oder vielmehr berüchtigten General, den man mit dem besten Gewissen als einen Räuber und sogar Verräter bezeichnen kann.
Dieser warf einen forschenden Blick auf ihn und fragte dann, ohne seine tiefe Verbeugung weiter zu beachten. „Was bringen Sie mir?“
„Einen Mann, den ich Ihnen vorstellen muß.“
„Wer ist es?“
„Pater Hilario aus Santa Jaga.“
Das Gesicht des Generals nahm einen gespannten Ausdruck an.
„Ah, dem wir jene zweihundert Mann schickten?“
„Ja.“
„Ist er zu Hause gewesen?“
„Nein, er war bereits unterwegs.“
„Schade. So wird er uns wenig nützen.“
„Und doch! Er schwört, bei dem Putsch zugegen gewesen zu sein.“
„Der natürlich gelungen ist?“
„Natürlich!“
„Das ist gut. Sie haben die Sache famos arrangiert. Wenn ich Präsident sein werde, erhalten sie Ihre Belohnung.“
Er machte eine Pause, während welcher sein Gesicht einen bedenklichen, ja finsteren Ausdruck annahm, dann fuhr er fort:
„Aber, meinen Sie nicht, daß unser Spiel ein gewagtes ist?“
Der Geistliche schüttelte den Kopf.
„Ich kann das nicht einsehen“, sagte er.
„Und doch kommen mir allerlei Gedanken. Wir liefern den Kaiser in die Hände des Juarez. Wird dieser uns dankbar sein und uns dafür frei abziehen lassen?“
„Ganz sicher.“
„Bedenken Sie, daß wir, um den Löwen zu fangen, selbst vorher in die Falle gehen mußten. Fast möchte ich es eine Dummheit von Juarez nennen, wenn er mich, seinen Feind und Nebenbuhler, frei ließe.“
„Ich kenne Juarez. Er ist edel und dankbar.“
„Sein Edelmut ist mir sehr gleichgültig, aber auf seine Dankbarkeit möchte ich rechnen. Lassen Sie den Mann ein.“
Der Pater durfte eintreten. Er ahnte keineswegs, daß er jetzt vor dem Obersten des Geheimbundes stehe. General Miramon fixierte ihn scharf und fragte dann:
„Sie nennen sich Pater Eusebio?“
„Ja, Señor.“
„Man sagt mir, daß Sie aus Santa Jaga seien.“
„So ist es die Wahrheit.“
„Was haben Sie mir von dort zu berichten?“
„Es ist ein Trupp Kaiserlicher dort eingezogen und hat die Fahne des Kaiserreiches entfaltet.“
Miramon legte die Stirn in Falten und meinte:
„Sie wollen sagen: Ein Trupp Wahnsinniger. Denn ein Wahnsinn ist eine solche Kundgebung, wenn sie nicht von anderen, ähnlichen Demonstrationen unterstützt wird.“
„Das letztere ist ja eben der Fall.“
„Wie? Es hätten auch an anderen Orten solche Vorgänge stattgefunden?“
„Ja.“
„Wo?“
„Hier ist das Verzeichnis, Señor. Ich glaube übrigens, daß diese Bewegung immer weiter um sich greifen wird.“
„Ah, Sie bringen mir da eine sehr gute Nachricht. Können Sie die Wahrheit derselben verfechten?“
„Ich stehe
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