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48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko

48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko

Titel: 48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ergehen sich in starken Ausdrücken.“
    „Aber diese Ausdrücke bezeichnen die Stimme der Republikaner sehr genau. Und dazu bitte ich, an das Dekret zu denken.“
    „Erwähnen Sie es nicht“, rief Max unter der Gebärde eines tiefen Unmutes.
    „Und doch muß ich es erwähnen. Ich riet Ihnen damals von der Unterschrift ab, sie wurde dennoch vollzogen. Von dem Augenblick an aber, als wir die Republikaner als Mörder bezeichneten und behandelten, hatten sie, von ihrem Standpunkt aus betrachtet, das doppelte Recht, dies auch mit uns zu tun. Gerät der Erzherzog Max von Österreich in ihre Hände, so machen sie ihm den Prozeß, ohne nach dem Urteil der Mächte oder nach der Stimme der Geschichte zu fragen.“
    „Daß wäre schrecklich.“
    „Ja, man wird uns als gemeine Mörder behandeln und erschießen.“
    „Eher sterbe ich mit dem Degen in der Faust.“
    „Nicht immer hat man die Gelegenheit zu einem solchen Tod.“
    „So gibt es also kein Mittel, einem so gräßlichen Schicksal zu entrinnen?“
    „Es gibt eins.“
    „Sie meinen den Rückzug?“
    „Ein Rückzug? Wohin? Es gibt keinen. Ein Rückzug war möglich, als Bazaine wartete, Sie an Bord aufzunehmen. Ein Rückzug war möglich, noch immer und zum letzten Mal möglich, als uns Puebla noch gehörte und der Weg nach Vera Cruz noch offen stand. Jetzt ist das nicht mehr der Fall.“
    „Nun, welches Rettungsmittel meinen Sie?“
    „Die – Flucht.“
    „Die Flucht?“ fragte Max, sich abermals stolz emporrichtend.
    „Ja.“
    „Nie, niemals!“
    „Sie ist der einzige Weg der Rettung.“
    „Ich verschmähe, ihn zu betreten.“
    „Und ich würde ihn nicht verschmähen.“
    „Man würde Sie für feig erklären.“
    Da richtete Mejia sich stolz empor.
    „Majestät“, sagte er, „ich hoffe, man kennt den General Mejia zu gut, als daß es möglich sei, ihn für einen Feigling zu halten.“
    „Und dennoch würde man dies tun.“
    „Hielt man Bonaparte für einen Feigling, als er aus Ägypten flüchtete? In beiden Fällen ließ er sein Heer zurück, das nichts zu erringen vermochte.“
    „Er rettete die Kaiseridee, nicht sich.“
    „Sie haben ganz dieselbe zu retten.“
    „Ich halte aus.“
    „Oder noch ein Beispiel. War der schwedische Karl ein Held, als er verzichtete, nach der Heimat zurückzukehren?“
    „Er war ein Tollkopf.“
    „Und doch war er wenigstens seines Lebens sicher. Hier aber lauert der Tod in seiner schrecklichsten Gestalt auf Sie.“
    „Ich halte auch diese Rettung für unmöglich.“
    „Darf ich fragen, warum?“
    „Das ganze Land ist vom Feind besetzt.“
    Da legte Mejia unter blitzenden Augen seine Hand an den Degen und antwortete:
    „Haben Sie nicht mehrere hundert ungarische Husaren, welche bereit sind, ihr Leben für Sie zu lassen? Stellen Sie mich an die Spitze dieser Leute, und ich hafte mit meinem Ehrenwort und mit meinem Kopf dafür, daß ich Sie wohlbehalten an die Küste und auf ein Schiff bringe.“
    „Ich darf diese Treuen nicht opfern.“
    „Sie opfern sie auch, indem Sie hierbleiben.“
    „Was wird aus den anderen, aus meinen Generälen, wenn es mir gelingt, zu entkommen? Man wird sie ergreifen.“
    „Man wird dies auch tun, wenn Sie bleiben.“
    „Aber dann wird es mir möglich sein, für sie zu sprechen.“
    „Man wird nicht auf diese Befürwortung hören.“
    „Sie würden verloren sein, alle, Marquez, Miramon.“
    Mejia wagte den Kaiser zu unterbrechen, indem er fragte:
    „Getrauen sich Majestät wirklich, diesen Miramon durch Ihre Fürsprache zu retten?“
    „Ja.“
    „Er ist der erste, dem man den Prozeß machen wird.“
    „Er steht unter meinem Schutz.“
    „Man wird diesen Schutz nicht anerkennen. Miramon gilt im Land als Verräter.“
    „General!“
    „Ich weiß es, ich darf es behaupten.“
    „General!“ rief Max abermals in strengem Ton.
    Mejia achtete nicht darauf. Er fuhr fort:
    „Man gibt ihm die Schuld an allem, was geschehen ist.“
    „Beweisen Sie es!“
    „Tausend Stimmen sind zu hören!“
    „Ah! Was sagen diese tausend Stimmen?“
    „Haben Majestät von Jecker gehört?“
    „Natürlich!“
    „Dieser naturalisierte Franzose borgte Miramon, der damals Gegenpräsident war, sieben Millionen Franken, gab ihm aber nur drei Millionen bar und die anderen vier in wertlosen Papieren. Hierfür erhielt Jecker von Miramon Schuldbriefe, welche auf die Republik Mexiko lauteten, und zwar im Betrag von fünfundsiebzig Millionen Franken. Über achtundsechzig Millionen also waren

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