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48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko

48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko

Titel: 48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Porfirio Diaz gelang, Puebla wegzunehmen.“
    „Mein Gott! Welche Perspektive eröffnen Sie!“
    „Leider! Majestät, wir sind eingeschlossen.“
    „Sie meinen, wir können nicht nach der Küste?“
    „Jetzt nicht mehr.“
    „Auch vereint nicht?“
    „Nein.“
    „Pah! Ich verfüge über dreißigtausend Mann guter Truppen. Wenn ich mich entschließe, die Hauptstadt und Querétaro zu räumen, so bringen diese Truppen mich sicher nach Vera Cruz. Was meinen Sie? Zweifeln Sie auch noch da?“
    „Leider ja.“
    „Warum?“ fragte Max ungeduldig oder vielleicht sogar unwillig.
    „Erstens traue ich diesen ‚guten Truppen‘ nicht. Und zweitens hat uns Porfirio Diaz den Weg verlegt.“
    „Wir sind stärker als er. Wir werfen ihn über den Haufen.“
    „Eskobedo würde ihm sofort durch einen eiligen Flankenmarsch zu Hilfe kommen.“
    „So schlagen wir erst den einen und sodann den anderen.“
    „Bedenken Majestät, daß, wenn wir Querétaro und die Hauptstadt aufgeben, wir in freier Feldschlacht ohne alle Stütze sind, während wir jetzt wenigstens unter Deckung stehen.“
    Max war kein Kriegsmann. Seine Ansichten bewegten sich bald auf der höchsten Sprosse der Hoffnungsleiter, bald sanken sie wieder und rasch bis auf die unterste herab.
    „So ist also Ihre Ansicht, daß alles verloren sei?“ fragte er mutlos.
    „Alles!“ antwortete Mejia in tiefem Ton.
    Da strich der Kaiser sich den Bart, seine Augen ruhten vorwurfsvoll auf dem General, und er sagte:
    „Wissen Sie, daß Sie auch ganz und gar nicht ein wenig Hofmann sind?“
    „Majestät, ich bin es nie gewesen. Ich bin Soldat und meines Kaisers treuer, wahrheitsliebender Untertan.“
    Da reichte Max ihm die Hand und sagte mit dem mildesten Ton seiner Stimme:
    „Ich weiß das. Sie sind zwar immer ein Unglücksrabe gewesen, aber Sie haben es gut gemeint.“
    „Ein Unglücksrabe?“ fragte Mejia unter überströmendem Gefühl seines Herzens. „Nein, nein, Majestät. Ich habe Majestät gewarnt, seit Sie den Fuß auf den Boden dieses Landes setzten. Meine Warnungen verhallten ungehört. Nun werde ich mit meinem Kaiser untergehen.“
    Wieder trat eine Pause ein, während welcher der Kaiser trüben Sinnes zum Fenster hinabblickte. Dann drehte er sich schwer und langsam um und sagte: „General, ich will gestehen, daß ich jetzt wünsche, mich zuweilen Ihrer Ansicht gefügt zu haben.“
    Da ergriff Mejia des Kaisers Hände, küßte und benetzte sie mit Tränen und rief aus:
    „Dank, tausend Dank für dieses Wort, Majestät. Es entschädigt mich für alles, was ich im Stillen erlitten habe.“
    „Ja. Sie sind treu und zuverlässig. Und Sie glauben wirklich, daß wir weichen müssen?“
    „Weichen? O nein, das können wir gar nicht.“
    „Wieso?“
    „Wohin wollen wir weichen?“
    „Hm! Ich weiß es nicht.“
    „Es gibt keinen Ort. Man wird Mexiko und Vera Cruz nehmen und uns hier erdrücken.“
    „So werden wir kämpfen.“
    „Kämpfen und sterben.“
    „Dieses letztere Wort mag ich nicht hören. Ich scheue nicht den Heldentod auf dem Schlachtfeld; aber man wird es niemals wagen, Hand an das Leben eines Sohnes des Hauses Habsburg zu legen.“
    Da streckte Mejia abwehrend seine Hand aus und rief:
    „Man wird es wagen, Majestät.“
    „Meinen Sie?“ fragte Max fast drohend und indem er seine Gestalt stolz aufrichtete.
    „Ich bin überzeugt davon.“
    „Das wäre Kaisermord.“
    „Die Bewohner dieses Landes sagen, daß sie keinen Kaiser kennen.“
    „Man würde mich rächen.“
    „Wer?“
    „Die Mächte.“
    „Haben England und Spanien etwas vermocht? Sie haben ihre Truppen bereits im ersten Augenblick zurückgezogen. Hat Frankreich etwas erreicht? Napoleon hat seinen Kopf aus der Schlinge gezogen und die unserigen darin zurückgelassen. Welche Macht sollte uns rächen?“
    „Die Stimme der Geschichte.“
    Diese Worte waren im Ton tiefster Überzeugung gesprochen.
    „Die Geschichte?“ fragte Mejia. „Ist sie stets unparteiisch?“
    „Nicht immer, aber die Nachwelt müßte unsere Richter verurteilen.“
    „Vielleicht verurteilt die Nachwelt uns.“
    „Wieso?“
    „Indem sie sich auf die Seite der Mexikaner stellt.“
    „Also auf die Seite unserer Mörder?“
    „O, Majestät, gestatten Sie mir in Gnaden, diesen Punkt mit objektivem Auge zu betrachten. Der echte Mexikaner kennt keinen Kaiser von Mexiko. Er nennt den Erzherzog von Österreich einen Eindringling, der widerrechtlich das Land mit Blut übergossen hat.“
    „General, Sie

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