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48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko

48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko

Titel: 48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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mir, daß der Vater lebt. Hier meine Hände! Ich bitte, lassen Sie sich umarmen, als ob Sie der wiedergefundene Vater seien. Ich kann meinem Herzen jetzt unmöglich Gewalt antun.“
    Er hatte die Augen voller Tränen; dem Kapitän ging es ebenso. Diese beiden Männer hatten sich nie gesehen, aber sie lagen Brust an Brust und umarmten sich mit einer Herzlichkeit, welche nur ein Ausfluß des innigsten Verwandtschaftsgefühles zu sein pflegt. Auch Geierschnabel schob seine Flasche und sein Glas beiseite, streckte die beiden Arme aus, spuckte sein Priemchen fort und rief:
    „Heißgeliebter Seekapitän, sinken Sie auch an diese meine Brust! Meine Freude ist so groß, daß ich sie nur in glühenden Küssen auszudrücken vermag. Worte kann mein Schnabel nicht mehr finden!“
    Der brave Jäger hatte das allerdings in seiner Freude sehr ernsthaft gemeint, aber Wagner fuhr doch schnell zurück.
    „Danke, danke“, sagte er eilig. „Bin unendlich verbunden.“
    „So mag wenigstens Ihr hochgeehrter Matrose den Ausdruck meiner überströmenden Gefühle entgegennehmen.“
    Peters streckte erschrocken alle zehn Finger von sich und rief:
    „Danke ebenfalls. Sehr viel Ehre! Nehmen Sie es für geschehen an. Ich schmatze nie!“
    „Verdammt!“ zürnte der Jäger. „Daran ist nur diese meine Nase schuld! Ich werde sie kupieren lassen!“
    Trotz der soeben zum Ausdruck gekommenen Gemütserregung ertönte doch ein herzliches Gelächter, in welches die anderen Gäste, mochten sie nun die Worte verstanden haben oder nicht, im Chor mit einstimmten. Die Gestikulationen wenigstens waren verstanden oder begriffen worden. Als die Helden dieses kleinen Intermezzos wieder Platz genommen hatten, bat Kurt:
    „Herr Kapitän, bitte um Auskunft, um recht schnelle und ausführliche Auskunft über meinen Vater.“
    „Die sollen Sie haben, mein Liebster, nur ersuche ich um ein wenig Geduld.“
    „Geduld? Geduld in einer solchen Angelegenheit? Wollen Sie wirklich so grausam sein?“
    „Verzeihung! Ich trat hier herein, nur um einen einzigen Schluck zu trinken und dann meine Jagd fortzusetzen. Ich suche nämlich zwei Verbrecher, um sie auf der Stelle arretieren zu lassen –“
    „Verbrecher? Was haben sie getan?“
    „Sie haben – ah, Sie sind ja der Sohn eines der Beteiligten. Sie müssen diese Halunken auch kennen, wenigstens von ihnen gehört haben. Wissen Sie, wen ich suche und verfolge?“
    „Ihre letztere Bemerkung macht mich ganz begierig, es zu hören.“
    „Die beiden Kerls heißen nämlich Landola und Gasparino Cortejo.“
    Kurt erbleichte, aber nicht vor Schreck, sondern freudiger Überraschung.
    „Landola und Gasparino Cortejo. Diese Männer suchen Sie?“
    „Ja.“
    „Hier drüben, hier in Mexiko, hier in Vera Cruz?“
    „Ja.“
    „Befinden sie sich denn hier?“
    „Ja. Ich weiß es ganz genau. Herr Leutnant, Sie haben den größten Dummkopf vor sich, den die Erde trägt. Seit Rio de Janeiro habe ich diese beiden Schurken bei mir an Deck gehabt, ohne es zu ahnen. Dieser einfache Matrose hatte Verdacht und machte mich aufmerksam auf sie, ich aber schenkte ihm keinen Glauben. Erst als sie meinen Bord verlassen hatten, erfuhr ich ihre Namen. Nun renne ich durch alle Kneipen und Straßen, ohne sie zu finden.“
    Kurt hatte ihm mit der allergrößten Spannung zugehört. Jetzt fiel er ein:
    „Sie sind überzeugt, daß es die beiden wirklich sind?“
    „Ja. Sie sind es, ich will es mit tausend Eiden besiegeln!“
    „So sind sie herübergekommen, um einen für uns fürchterlichen Schaden anzurichten, um einen Streich auszuführen, welchen wir mit Todesverachtung unmöglich zu machen suchen müssen. Sie haben recht, da ist es nicht Zeit, zu berichten und zu erzählen. Diese beiden Kerls müssen unser werden. Wie waren sie gekleidet?“
    Der Kapitän gab eine genaue Beschreibung ihrer äußeren Erscheinung.
    „Dies genügt einstweilen“, meinte Kurt. „Alles andere für später. Sie haben durch die ganze Stadt gesucht?“
    „Ja, aber nicht gefunden.“
    „Auch auf dem Bahnhof?“
    Der gute Kapitän machte ein etwas verlegenes Gesicht und antwortete:
    „Auf dem Bahnhof? Sackerment, an den habe ich gar nicht gedacht.“
    „Nicht?“ fragte Kurt erstaunt. „Ich meine, daß der Bahnhof doch der erste Ort gewesen sein müßte, wo man sich erkundigen mußte.“
    Um seinen offenbaren Fehler einigermaßen zu entschuldigen, meinte Wagner:
    „Zunächst habe ich, wie ich bereits sagte, an den Bahnhof gar nicht gedacht. Wer

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