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48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko

48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko

Titel: 48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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mitfahren, allerdings nur in meinem eigenen Coupé. Aber dann müßten Sie sofort einsteigen, denn die Zeit drängt.“
    „Wir sind bereit“, versicherte Cortejo, froh, daß es so gekommen war.
    „So kommen Sie!“
    Er öffnete sein eigenes Coupé und schob sie hinein. Hier befanden sie sich zunächst noch einige Minuten lang unter sich allein.
    „Welch ein Glück!“ meinte Landola. „Es sah erst ganz so aus, als ob wir sitzen bleiben sollten.“
    „Pah“, antwortete der Jäger. „Diese Herren Franzosen haben ein großes Maul, aber auch ein weites Gewissen.“
    „Eigentlich war es ein Wagnis“, bemerkte Cortejo.
    „Ein Wagnis? Man wagt niemals etwas, wenn man zwanzig Dollar zum Fenster hinauswirft.“
    Cortejo begriff den Sinn dieser Worte. Er zog abermals eine Hundertfrankennote heraus und reichte sie ihm hin.
    „Hier, nehmen Sie Ersatz“, sagte er. „Sie haben das Geld ja in meinem Interesse ausgegeben.“
    „Vielleicht ebenso in dem meinigen“, antwortete Grandeprise. „Aber es fällt mir nicht ein, Sie durch Zurückweisung von lumpigen zwanzig Dollar zu beleidigen. Ich danke!“
    Jetzt gab die Lokomotive das Zeichen, der Zugführer beantwortete dasselbe und stieg dann ein. Der Wagen setzte sich in Bewegung.
    In Lomalto angekommen, wurden die Wagen bereits erwartet. Der Bahnhof hatte ein höchst militärisches Aussehen. Er stand voller französischer Soldaten, welche per Bahn an die See transportiert werden sollten, um nach der Heimat eingeschifft zu werden. Die angekommenen Wagen wurden mit den bereits wartenden zusammengekoppelt, sie füllten sich schnell mit den über die Rückkehr erfreuten Passagieren, dann setzte sich der Zug nach Vera Cruz zurück in Bewegung.
    Im Anschluß an den Zug stand in Lomalto die nach der Hauptstadt Mexiko gehende Diligence bereit. Die drei Reisenden lösten sich ihre Billets. Cortejo und Landola stiegen in das Innere des Wagens; Grandeprise aber liebte die Luft und die freie Aussicht; er erklomm das Verdeck und machte es sich da so bequem wie möglich.
    Dies gab den beiden anderen Zeit und Gelegenheit, unbemerkt und ungehört von ihm miteinander zu verhandeln. Als der Wagen sich in Bewegung gesetzt hatte, fragte Cortejo:
    „Also dieser Kerl ist ein Stiefbruder von Ihnen?“
    „Leider ja“, antwortete Landola.
    „Und er sucht Sie? Er gibt sich große Mühe, Sie zu finden?“
    „Allerdings.“
    „Warum?“
    „Pah! Lassen wir das! Familiensachen!“ brummte Landola verdrießlich.
    „An denen Sie schuld tragen?“
    „Ich sagte dies bereits.“
    „So vermute ich, daß er die Absicht hat, sich zu rächen!“
    „Ganz meine Ansicht.“
    „Welch ein Glück für Sie, daß Sie verkleidet sind. Er hätte Sie erkannt, und wer weiß, was dann geschehen wäre.“
    „Geschehen? Pah! Es ist mir allerdings lieb, daß er keine Ahnung davon hat, daß ich der Gesuchte bin, aber ich bin doch keineswegs der Mann, ihn zu fürchten. Wer mit mir anbindet, den weiß ich zu bedienen, mag er nun ein Fremder oder mein Bruder sein.“
    „Was beabsichtigen Sie, mit ihm zu tun?“
    „Er will mir an die Haut, gut, so gehe ich ihm an das Fell. Zunächst können wir ihn außerordentlich gut gebrauchen; sobald dies später nicht mehr der Fall ist, lassen wir ihn abfallen.“
    „Schön! Glauben Sie an seine Erzählungen von dem Pater Hilario?“
    „Unbedingt. Ich glaube nicht, daß er jemals eine Unwahrheit sagt.“
    „So würden wir also bei diesem Pater meinen Bruder oder wenigstens eine Spur von ihm finden?“
    „Sicher. Darum gilt es, unsere Angelegenheiten in der Residenz so schnell wie möglich zu betreiben und uns dann schleunigst nach dem Kloster della Barbara in Santa Jaga zu begeben.“
    „Unsere Angelegenheiten in der Hauptstadt? Hm! Was verstehen Sie unter denselben?“
    „Nun, weiter nichts als diese verfluchte Erbbegräbnisgeschichte.“
    „Darin können Sie sich irren.“
    „Wieso?“
    „Ich habe in Mexiko noch viel mehr zu tun.“
    „Möchte wissen“, meinte Landola im Ton des Zweifels.
    „Nun die Güter der Rodriganda haben jetzt ja keinen Herrn.“
    „O, die werden schon einen haben.“
    „Sie vergessen, daß Graf Ferdinande scheinbar gestorben ist.“
    „Das weiß ich.“
    „Und daß mein Bruder, der Verwalter sämtlicher Besitzungen, des Landes verwiesen ist.“
    „Auch das habe ich nicht vergessen.“
    „Also befinden sich diese Besitzungen gegenwärtig ohne Herrn.“
    „Sie werden erst recht einen haben.“
    „Wen?“
    „Die

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