48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko
welche sich erhoben hatten.“
„Für wen?“
„Für Juarez und gegen Cortejo.“
„Das ist Pech! Erzählt!“
„Wir langten des Nachts in der Hacienda an. Dort stießen wir auf Flüchtlinge von Cortejos Leuten, welche dem Kampf entronnen waren. Die Hacienda war verloren und Señorita Josefa gefangen.“
„Und mein – ah! Und Cortejo blind!“
„Nur auf einem Auge. Das andere war bis dahin ziemlich heil geworden. Er zog die paar Flüchtlinge an sich, wobei ich erst bemerkte, wer er sei, und dann begaben wir uns des Morgens nach dem Berg El Reparo, auf dessen Höhe wir uns ausruhen und das weitere beschließen wollten. Kennen die Señores den Berg El Reparo?“
„Wir haben von ihm gehört.“
„Den Teich der Krokodile oben?“
„Ja.“ Cortejo dachte dabei mit Schauder an Alfonzo, welcher ja da oben an dem Baum gehangen hatte.
„Wir erreichten die Höhe“, fuhr der Jäger fort. „Als wir durch die Büsche brechen wollten, bemerkten wir einige Reiter, welche am Teich abgestiegen waren. Es waren Mixtekas. Unter ihnen war ihr Häuptling ‚Büffelstirn‘ und noch ein weißer Jäger, welchen sie ‚Donnerpfeil‘ nennen.“
„Ah, es ist ein Deutscher?“ fragte Cortejo.
„Ja.“
„Er heißt Helmers?“
„So habe ich gehört.“
„Ihr habt diese Kerls doch überfallen?“
„Das versteht sich, denn sie hatten die Absicht, Señorita Josefa den Krokodilen zu fressen zu geben.“
„Donnerwetter!“
„Ja, sie hing bereits an einem Lasso über dem Teich, und die Bestien schnappten nach ihr.“
„Gelang der Überfall?“
„Ja. Wir töteten die Mixtekas und retteten die Señorita.“
„Wurde auch der Häuptling und der Weiße getötet?“
„Nein. Sie hatten sich entfernt.“
„Jammerschade! Was tatet Ihr dann?“
„Cortejo wußte weder aus noch ein. Er durfte nicht zu den Franzosen, nicht zu den Deutschen, nicht zu den Indianern, und auch die Mexikaner waren ihm nicht freundlich gesinnt. Da schlug einer seiner Leute, der bei uns war, ihm vor, nach dem Kloster della Barbara zu gehen, wo er bei dessen Oheim ein Asyl finden werde.“
„Folgte er diesem Rat?“
„Ja.“
„So ist er noch dort?“
„Ja.“
„Warum habt Ihr ihn verlassen?“
„Um Señor Landola zu suchen.“
„Was wollt Ihr denn von ihm?“
„Ich habe Euch bereits gesagt, daß nur er allein das erfahren wird.“
„Es kann nichts Gutes sein, da Ihr so zurückhaltend seid.“
Grandeprise zuckte die Achsel und meinte:
„Ihr werdet nun Euer Wort halten, Señor. Ich habe Euch die geforderte Antwort gegeben und auch noch verschiedenes mehr dazu erzählt.“
„Ich knüpfe eine Bedingung daran.“
„Welche?“
„Daß Ihr uns nach dem Kloster della Barbara geleitet.“
„Das geht nicht. Ich muß hier bleiben.“
„Wozu?“
„Um Landola zu sehen.“
„Ihr werdet ihn hier nicht sehen.“
„Ah! Wißt Ihr das so genau?“
„Ganz genau. Ich habe mich mit ihm bestellt. Er wird an demselben Tag im Kloster eintreffen, an welchem auch wir ankommen.“
„Wirklich?“
„Wirklich.“
„Könnt Ihr mir das beschwören?“
„Bei allen Heiligen.“
„Gut, so werde ich Euch führen.“
„Vorher aber müssen wir einen Abstecher nach Mexiko machen.“
„Dazu habe ich keine Zeit.“
„So werdet Ihr Landola nicht treffen.“
Der Jäger betrachtete sich die beiden Fremden aufmerksam. Dann sagte er, mit dem Kolben seiner Büchse den Boden stampfend: „Es ist möglich, daß die Señores mich hintergehen wollen; aber ich sage ihnen, daß das sehr zu ihrem Schaden sein würde. Ich gehe mit nach Mexiko. Wann geht es fort?“
„In kürzester Zeit. Haben die Franzosen nicht eine Eisenbahn in unserer Richtung gebaut?“
„Ja, um ihre Soldaten rasch aus Vera Cruz fortzubringen, wo stets das gelbe Fieber wütet. Gebaut eigentlich nicht, sondern mehr improvisiert.“
„Wohin geht sie?“
„Sie hat eine Fahrzeit von nur zwei Stunden und geht über La Soledad bis nach Lomalto.“
„Lomalto ist keine Fiebergegend mehr?“
„Nein, es ist dort gemäßigte Zone.“
„Gut; wir werden mit dem nächsten Zug fahren, nachdem wir unser Gepäck bei dem Zollamt versorgt haben.“
„Soll ich Euch helfen?“
„Nein. Erwartet uns am Bahnhof.“
„Ihr werdet kommen, ich traue Eurem Wort.“
Mit diesen Worten drehte er sich um und schritt hinaus.
„Nicht wahr, Señores, ein sonderbarer Kerl?“ fragte der Agent.
„Ja“, antwortete Cortejo. „Was mag er von Euch wollen, Landola?“
„O, ich
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