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48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko

48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko

Titel: 48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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„Inkommodieren würdet Ihr mich nur dann, wenn Ihr in diesem Zustand von mir fortgehen wolltet. Was würde man von mir denken, wenn man Euch draußen begegnete?“
    Er drückte dem Verlegenen mit Gewalt den Schwamm in die Hand.
    „Waschen Sie sich!“ befahl auch Landola.
    Seiner Stimme hörte man den Ärger an, der in ihm kochte. Er hätte seinen Kollegen ermorden können.
    Cortejo gehorchte. Als er fertig war, fixierte der Pater sein Gesicht; dann meinte er, indem er eine Überraschung zu verbergen suchte:
    „Nun, hatte ich nicht recht, als ich annahm, daß Ihr nicht derjenige seid, für den Ihr jedenfalls gelten wollt?“
    Cortejo hatte endlich seine Fassung leidlich wieder erlangt.
    „Ihr mögt recht haben“, antwortete er unter einem erzwungenen Lachen. „Ich hoffe jedoch, daß wir auf Eure Diskretion rechnen dürfen.“
    „Wir?“ fragte Hilario. „Das klingt ja, als ob dieser andere Señor sein Gesicht auch entstellt habe!“
    Dabei fixierte er Landola mit scharfem Auge. Dieser versuchte, rasch in den Schatten zu treten, doch war es bereits zu spät. Er antwortete mit barscher Stimme:
    „Ihr irrt Euch! Mein Kamerad hat einen Scherz geplant; er wollte einen Bekannten überraschen. Das ist aber doch bei mir nicht der Fall.“
    „Und doch scheint auch Ihr Verwandte zu haben?“ meinte der Pater.
    „Wie?“
    „Die Ihr überraschen wollt!“
    „Wieso?“
    „Auch Ihr habt Euch das Gesicht angemalt.“
    „Fällt mir nicht ein!“
    Landola suchte seine Verlegenheit hinter seinem barschen Ton zu verbergen. Es gelang ihm nur schlecht. Der Pater war nicht der Mann, sich täuschen oder gar einschüchtern zu lassen.
    „Señor“, sagte er in einem gut gelungenen freundlich eindringlichen Ton. „Seid doch so gut und gebt der Wahrheit die Ehre! Auch Ihr schwitzt. Aus welchem Grund, daß weiß ich allerdings nicht. Aber obgleich Ihr Euch in den Schatten zurückgezogen habt, ist dies doch so langsam geschehen, um mich noch bemerken zu lassen, daß auch Ihr Euch waschen müßt!“
    „Hole Euch der Teufel!“
    „Nur nicht gleich! Also, bitte, tretet auch Ihr näher.“
    Er zeigte mit der Hand nach dem Waschtisch.
    „Ich sage Euch aber, daß Ihr Euch irrt“, rief Landola, vor Zorn mit dem Fuß aufstampfend.
    Da griff der Pater in einen Kasten seines Schreibtisches und zog einen kleinen Gegenstand hervor. Dann trat er an die Tür, sodaß er den Ausgang mit seiner Gestalt versperrte und sagte:
    „Señores, Ihr werdet einsehen, daß es mich frappieren muß, von Männern besucht zu werden, die falsche Gesichter tragen. Wascht Ihr Euch, so erfahre ich vielleicht, daß es sich nur um einen Scherz handelt; tut Ihr dies aber nicht, so muß ich annehmen, daß ich mich in einer Gefahr befinde, gegen welche ich meine Maßregeln ergreifen muß.“
    „Gefahr?“ fragte Landola. „Denkt kein Mensch daran!“
    „O, ich denke dennoch daran!“
    „Welche Maßregeln meint Ihr?“
    „Diese hier.“
    Er streckte den Arm mit dem kleinen Gegenstand aus. Es war ein Revolver. Und mit der anderen Hand ergriff er die Klingel.
    „Weigert Ihr Euch, so rufe ich Hilfe herbei“, drohte er.
    „Verdammt!“ rief Landola. „Ihr habt ja gar nichts zu befürchten.“
    „Das glaube ich Euch nicht eher, als bis Ihr es mir dadurch beweist, daß Ihr meiner Aufforderung nachkommt.“
    „Ah! Ihr wollt mich zwingen.“
    „Allerdings.“
    „Gut. Auch wir haben Waffen.“
    „Ehe Ihr dieselben zieht, drücke ich los!“
    Landola fuhr mit der Hand nach seinem Gürtel.
    „Halt!“ drohte der Pater. „Oder ich schieße.“
    Das erregte bei Cortejo Angst.
    „Geben Sie nach“, bat er seinen Genossen.
    „Fällt mir nicht ein“, zürnte dieser.
    „Bedenkt, Señor“, meinte der Pater, „daß Ihr Euch in einem von Mauern umgebenen Kloster befindet, welches einer Festung gleicht.“
    „Ist mir gleich.“
    „Glaubt Ihr, zu entkommen, selbst wenn es Euch gelingen sollte, mich zu überwältigen?“
    „Er hat recht! Gebt nach!“ wiederholte Cortejo.
    Landola ballte die Fäuste.
    „Soll ich mich von einem Pater zwingen lassen?“ meinte er.
    „Wollt Ihr Euch von Eurem Starrsinn ins Verderben stürzen lassen?“ meinte der Pater.
    Landola sah doch ein, daß es unklug gehandelt sein würde, seinen Willen mit Gewalt durchzusetzen.
    „So mag es denn in Teufels Namen sein!“ murrte er.
    Er trat zum Waschtisch. Während er sich reinigte, entstand eine Pause, welche dem Pater Gelegenheit gab, Cortejo noch genauer zu betrachten, als es vorher

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