48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko
Grandeprise hat es uns ja selbst gesagt!“
„So ist er der Lügner. Er hat Euch getäuscht.“
Diese Worte waren mit solcher Bestimmtheit gesprochen, daß man an der Wahrheit derselben nicht gut zu zweifeln vermochte. Cortejo blickte Landola betroffen an und fragte diesen:
„Ah! Was sagen Sie dazu?“
Auch Landola fühlte sich verlegen. Er antwortete stockend:
„Möglich ist es immerhin. Aber eine ganz verfluchte Geschichte wäre es!“
„Wenn uns dieser Mensch am Ende gar betrogen hätte!“
„Das wäre ein Streich, wie er uns schlimmer nicht gespielt werden könnte. Wir hätten unsere kostbare Zeit verloren.“
„Und den weiten, beschwerlichen Weg hierher umsonst gemacht!“
Sie befanden sich beide in einer Art von Verlegenheit oder vielmehr Bestürzung. Pater Hilario bemühte sich, ein gleichgültiges Gesicht zu machen, obgleich die gehörten Worte ihn unmöglich teilnahmslos lassen konnten, sondern sein höchstes Interesse erregten. Er hatte von Pablo Cortejo erfahren, daß Gonsalvo Verdillo in Vera Cruz sein Agent sei, bei dem allein etwas über Landola zu erfahren sei. Diese Adresse hatte er dem Jäger Grandeprise mitgeteilt, einfach, um ihn los zu werden. Der Jäger war nach Vera Cruz gereist, nun kamen die beiden Menschen und behaupteten, mit demselben gesprochen zu haben. Hatte er sie hierher geschickt? Wer waren sie? Hatten sie ihn bei Gonsalvo Verdillo getroffen? In diesem Falle waren sie Freunde von Cortejo und Landola. War einer von ihnen vielleicht gar dieser letztere? Da fragte Cortejo:
„Señor, sprecht aufrichtig! Ihr habt diesen amerikanischen Jäger Grandeprise wirklich nicht wiedergesehen?“
Er beschloß, einzulenken, damit sie ihm nicht unverrichteter Sache entwischen möchten und antwortete:
„Hm. Es ist lange Zeit her, da ich ihn behandelte. Da ist es möglich, daß ich ihn nicht mehr kenne. Ich habe sehr viele Kranke unter meinen Augen gehabt, daß es kein Wunder sein würde, wenn ich das Äußere eines einzelnen vergessen hätte.“
„Das ist allerdings möglich. Aber er würde Euch doch seinen Namen genannt haben!“
„Vielleicht auch nicht. Er kann ja Gründe gehabt haben, ihn mir zu verschweigen.“
„Welche Gründe sollten das sein?“
„Wer kann das wissen? Vielleicht persönliche oder auch politische.“
„Politische? Ein einfacher Jäger?“
„O doch! Wißt Ihr denn nicht, daß sich im Heer des Juarez viele Amerikaner befinden? Ihr habt diesen Jäger wohl in Durango gesprochen, wo sich Juarez befindet?“
„Nein, sondern in Vera Cruz.“
„Und er will vor kurzer Zeit hier bei mir gewesen sein?“
„Ja. Er will direkt von Euch nach Vera Cruz gegangen sein.“
„Nun, Señores, da seht ihr es. Er hat die Provinzen berühren müssen, welche von Franzosen und Kaiserlichen besetzt sind. Er konnte leicht als Spion ergriffen werden. Das ist doch ein sehr triftiger Grund, seinen Namen zu verschweigen, falls er wirklich bei mir gewesen wäre.“
„Aber er will unter Umständen bei Euch gewesen sein, unter denen er nicht nötig gehabt hätte, sich einen falschen Namen beizulegen. Ja, er wäre sogar gezwungen gewesen, Euch den richtigen zu nennen.“
„Inwiefern? Welches waren die Umstände?“
„Er hat Euch einen Kranken zur Heilung gebracht, weil Ihr ihn selbst einst so gut heiltet.“
„Den Kranken kenne ich nicht. Welche Krankheit war es?“
„Eine Verletzung der Augen.“
„Das ist nicht wahr. Ich habe seit sehr langer Zeit kein krankes Auge behandelt.“
„Das ist wunderbar. Aber vielleicht erinnert Ihr Euch noch eines anderen Umstandes, welcher dabei in Frage kommt. Ihr habt einen Verwandten, einen Neffen?“
„Ja. Es ist derselbe junge Mann, welcher Euch zu mir brachte.“
„Nun, dieser Neffe hat in Gemeinschaft mit jenem Jäger Grandeprise den Augenkranken zu Euch gebracht.“
„Das ist mir unbekannt. Aber darf ich denn nicht erfahren, wer dieser Augenkranke gewesen sein soll?“
Cortejo blickte Landola fragend an, und als dieser zustimmend nickte, antwortete er:
„Cortejo soll es gewesen sein.“
Der Pater stellte sich erschreckt und antwortete: „Cortejo? Ist das wahr?“
„Ja.“
„Jener Pablo Cortejo, welcher sowohl gegen Juarez wie auch gegen den Kaiser konspiriert und den Anführer gemacht hat?“
„Derselbe. Grandeprise sagte es uns.“
„So hat er allerdings fürchterlich gelogen!“
„Verdammt und abermals verdammt!“ fluchte Cortejo. „Wißt Ihr vielleicht, daß Pablo Cortejo eine Tochter
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