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48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko

48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko

Titel: 48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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taxieren.
    „Ja“, sagte er. „Oben rechts eine Zahnlücke. Das stimmt.“
    „Mund wulstig“, fuhr Cortejo fort.
    Der Kleine hielt den Mund noch immer aufgesperrt.
    „Zumachen!“ gebot Landola.
    Der Mann gehorchte. Landola betrachtete die Lippen und bestätigte:
    „Ja, wulstig.“
    „Bart, rasiert!“ sagte Cortejo.
    „Stimmt!“
    „Haare dunkelblond.“
    „Stimmt auch.“
    „Anfang zu einer Glatze.“
    „Wo? Zeigt her!“
    Bei diesen Worten zog Landola den Kopf des Männchens zu sich heran, betrachtete das kahle Stellchen, als ob er Perückenmacher sei, der sich Haar- und Barterzeugungsmittel auszugrübeln habe, und sagte dann:
    „Glatze? Ja, die ist da!“
    „Besondere Kennzeichen“, fuhr Cortejo fort. „Hat einen verkrüppelten Nagel am Mittelfinger der Linken.“
    „Her mit der Hand!“ gebot Landola.
    Der Kleine gehorchte. Landola betrachtete den betreffenden Nagel und bestätigte dann:
    „Der Krüppel ist da. Mensch, das stimmt ja alles.“
    „O, Señores“, rief der Kleine. „Ich bin es nicht.“
    „Der Krüppel? Der Nagel? Nein, der seid Ihr allerdings nicht, aber der Aufrührer, der Landfriedensbrecher, scheint Ihr zu sein.“
    „Ich schwöre es euch bei allen Heiligen, daß ich es nicht bin. Seit wann wurde dieses Signalement abgefaßt?“
    „Seit drei Wochen.“
    „Und die Zahnlücke habe ich erst seit fünf Tagen, die Glatze gar erst seit nur zwei Tagen.“
    Da betrachtete ihn Landola von oben herab und sagte:
    „Mensch, halte uns nicht für so dumm! Solche Ausreden sind lächerlich. Wir werden dich mit nach der Hauptstadt nehmen müssen!“
    Der Kleine befand sich in der größten Angst. Er suchte nach einem Ausweg und schien endlich einen gefunden zu haben, denn sein Gesicht erhielt einen ruhigeren Ausdruck, und in einem Ton, welcher vertrauenserweckend sein sollte sagte er:
    „Señores, werdet ihr mir eine Frage erlauben?“
    „Meinetwegen“, meinte Landola streng.
    „Ich weiß, daß der Pater nicht gastfreundlich ist. Hat er euch irgend etwas vorgesetzt?“
    „Nein.“
    „Aber Ihr werdet nach einem solchen Ritt Hunger haben?“
    „Riesig!“
    „Und auch Durst?“
    „Noch riesiger!“
    „Werdet ihr mir erlauben, für euch ein tüchtiges Mahl zu bestellen, meine werten Señores?“
    „Zu einem solchen ist unser Einkommen zu klein.“
    „O, ich werde bezahlen. Ich werde gleich den Wirt holen!“
    Er wollte zur Tür hinaus, aber Landola ergriff ihn und hielt ihn fest.
    „Halt!“ sagte er. „Das wollen wir schon selbst besorgen.“
    Der Wirt wurde gerufen und mußte sagen, was bei ihm zu haben sei. Er nahm den Auftrag des Kleinen entgegen und wollte sich dann entfernen, denselben auszurichten; aber Landola rief dazwischen:
    „Halt! Dieser Señor will erst bezahlen.“
    „Vorher?“ fragte der Wirt erstaunt.
    „Ja, vorher“, meinte der Kleine.
    Er zog seinen Beutel und bezahlte ein Mahl für drei Personen und sechs Flaschen Wein.
    Nun trat eine drückende unheimliche Stille in der Stube ein. Dem Arrestanten war es anzusehen, daß er an einem Fluchtversuch dachte. Die beiden vermeintlichen Polizisten blieben sehr ernst, obgleich sie sich Mühe geben mußten, um nicht laut aufzulachen. Da endlich zog Bratenduft aus dem Küchenverschlag herein, und der Kleine meinte rasch:
    „Señores, eine Bitte!“
    „Redet!“ gebot Landola.
    „Darf ich nicht einmal in die Küche treten?“
    „Wozu?“
    „Ich muß mich doch überzeugen, ob der Wirt seine Pflicht auch so erfüllt, daß die Speise eurer würdig sei!“
    „Versteht Ihr denn etwas davon?“
    „O, ich brate mir alles selbst.“
    „Aber Ihr werdet uns doch nicht entfliehen?“
    „Señores, ich schwöre euch bei allen Heiligen zu, daß so ein Gedanke mir nicht in den Sinn kommt! Ich bin unschuldig und werde mit nach Mexiko gehen, um euch dies auf das Glanzvollste zu beweisen.“
    „Na, der Allerschlechteste scheint Ihr allerdings nicht zu sein. Geht also einmal hinaus; aber nur auf fünf Minuten.“
    Er ging.
    „Ich bin überzeugt, daß er fliehen wird“, meinte Cortejo.
    „Natürlich wird er es“, antwortete Landola.
    „Aber er schwor bei allen Heiligen!“
    „Pah! Das gilt bei uns beiden nichts und bei diesem erst recht nicht. Nicht wahr, aus der Küche geht eine Tür auf den Hausflur?“
    „Ich glaube.“
    „So wird er sich aus der Küche durch den Flur zum Pferd schleichen und davon galoppieren.“
    „Was tun wir da? Wir sind ja froh, ihn los zu sein!“
    „O, wir geben zum Spaß einige

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