49 - Der Zorn von Antares
worpelte weiter. *
Nun, auch wenn ich ständig über die Idee mit dem Herrscher der Herrscher spotte, ließ sich doch die moralische Tatsache nicht leugnen, daß ich diesem sanften Volk meine Hilfe schuldete. Waren sie nicht auch ein Teil von Paz?
Sobald die Herren der Sterne und Ahrinye ihren Streit beigelegt hatten – und ich ging davon aus, daß die Herren der Sterne Ahrinye auf seinen Platz verweisen würden –, würden sie sich daran erinnern, daß es mich auch noch gab. Genau wie das dringende Problem, das Prisma der Macht zu zerstören. In Anbetracht dessen entschied ich, den guten Leuten der Blauen Lilie, wie der Bauernhof hieß, ein paar Tage zu widmen, bevor ich nach Enderli aufbrach.
Die Schwierigkeit war, daß ich über kein Transportmittel verfügte, und meiner Geschichte zufolge – die alle geglaubt hatten – war ich ein einsamer Reisender, der sich die Welt ansah. Aus diesem Grund bot sich mir auch keine Gelegenheit, mir ein Transportmittel zu verschaffen. Also sah es so aus, als müßten die Everoinye mir ihren blauen Skorpion schicken. Oder ich mußte zu Fuß gehen.
Sobald ich mich um diese kleine Komplikation gekümmert und die Blaue Lilie ein gutes Stück hinter mir gelassen hatte, müßte ich mir eben das Transportmittel mieten, das gerade vorhanden war. Da ich ein erfahrener Paktun war, hatte ich den toten Dokerty-Söldnern, deren Ausrüstung ich an mich genommen hatte, natürlich die Taschen geleert. Eine harte Ausbildung vergißt man nie, wie Beng Wilkiy von den Birken vor ein paar Jahrhunderten gesagt hat. Ich konnte mir etwas Besseres als ein Freymul leisten.
Die Autorität meines Yriums hatte diese Leute beruhigt, trotzdem konnten sie ihr Unbehagen angesichts meiner Schwerter nicht verbergen. Natürlich hatten sie völlig recht. Aber dies war Kregen, und ich war Dray Prescot, und so hat es das Schicksal nun einmal vorherbestimmt.
Die Vaiwadrin beschränkten ihr Geschick mit Pflanzen nicht nur auf Blumen. O nein! Bei Zair, das Gemüse, das sie züchteten, schmeckte himmlisch, wenn man es richtig zubereitete. In der Landwirtschaft waren sie genauso befähigt. Dabei waren sie nicht einmal Vegetarier. Ich kann Ihnen sagen, während meines kurzen Aufenthalts auf der Blauen Lilie aß ich geradezu fürstlich. Ihre Küche war wirklich ausgezeichnet; allerdings kam sie nicht ganz an die von Esser Rarioch heran. Auch ihre Weine waren erste Wahl, obwohl sie zugegebenermaßen nicht ganz an die phantastische Qualität der Weine aus Jholaix herankamen. Aber das schaffen sowieso nur die wenigsten Weinbauern!
Nun dürfen Sie nicht glauben, daß ich im Verlauf der üppigen Mahlzeiten mit ihrem guten Wein und der angenehmen Gesellschaft mein Vorhaben aus den Augen verlor. Wenn jemand auf Kregen als Abenteurer umherstreift, in Auseinandersetzungen verwickelt wird und seinen Lebensunterhalt als Paktun verdient, muß er damit rechnen, von Zeit zu Zeit eine Verwundung davonzutragen. Im Augenblick war ich in Höchstform. Ich fühlte mich, wie es berühmte Menschen ausgedrückt haben, zweihundert Prozent einsatzbereit. Also konnte ich mich um diese opazverfluchten Aragorn kümmern.
Nun, ich hatte einen Plan. Schon gut, bei Vox, ich weiß, was Sie meinen! Trotzdem war der Plan diesmal ein wirklich guter Plan, der genau durchdacht war.
Das mutige Mädchen, das mich als erstes angesprochen hatte, Rita die Vorlaute – sie hatte ihren Beinamen schon sehr früh im Leben errungen –, entpuppte sich als eifrige Leserin. Mittlerweile konnte ich den Anblick eines hübschen Mädchens ertragen, das über ein Buch gebeugt saß, in dem in glühenden Farben die wunderbaren, großartigen, unübertrefflichen Abenteuer von Dray Prescot ausgemalt wurden. Ich wußte nicht, wer der Verfasser dieser verdammten Dinger war und sich die unheimlichen Geschichten einfallen ließ, und hatte auch nicht versucht, es in Erfahrung zu bringen. Diese Erzählungen bestanden jeweils zu neunzig Prozent aus reiner Phantasie, denn sie erzählten Verwicklungen, die ich nie erlebt hatte. Einige der seltsamen Ungeheuer, die ich angeblich bei der Rettung hübscher junger Damen in Not erschlagen hatte, waren so abscheulich, daß ich mich wunderte, warum die Seiten nicht in Flammen aufgingen.
Rita war in einen Band mit dem Titel ›Dray Prescot und Delia kämpfen mit der Riesenkrake um die Perlen von Tancrophor‹ vertieft.
Das veranlaßte mich, ein zweites Mal hinzusehen. Jetzt spielte Delia auch schon eine Rolle in ihren verfluchten
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