49 - Der Zorn von Antares
wurden.
Die heikle Frage nach ihrer Beziehung enthüllte, daß Tiri Cymbaro treu ergeben und es sehr unwahrscheinlich war, daß sie jemals heiraten würde. Was nun Dimpy betraf, so hatte er Prinzessin Nandishas Haushalt in gutem Einvernehmen verlassen und spielte mit dem Gedanken, ein Priester Cymbaros zu werden. Das verschlug mir dann doch die Sprache. Er lachte und sagte, er habe seine Meinung über die Religion sowie über gewisse Leute geändert, seit er die von Verbrechen und Gewalt verseuchten Gräben zwischen den Hügeln verlassen hatte. Doch er war für solch eine Aufgabe nicht geschaffen; das Leben eines Akoluthen war zu einschränkend. Die Priester behaupteten ohnehin, er sei viel zu wild und ungestüm. Und so suchte er nach ...
»Nun«, sagte ich und versuchte unparteiisch auszusehen. »Wir werden ja sehen.«
Er lächelte, in tiefem Vertrauen auf seine jungen, moralisch zweifelhaften Fähigkeiten.
San Drefendo, der Priester, bot die erwarteten Erfrischungen an, und wir schritten fröhlich in eine angeregte Unterhaltung vertieft durch die Kreuzgänge. Ein plötzliches silbernes Flackern in meinem Auge wuchs schnell zu dem pulsierenden Silberstern heran, der mich in letzter Zeit so oft heimgesucht hatte.
Ich fuhr ärgerlich mit der Hand über die Augen und schüttelte den Kopf.
Über Dimpys durchtriebenes Gesicht huschte ein verblüffter Ausdruck. »Was ist?«
»Nichts.« Mein Tonfall war ungehalten.
Mit Dimpy ging eine verblüffende Veränderung vor. Er drehte sich um und musterte mich genau. Dann riß er die Augen auf. »Ja«, sagte er leise, »er ist hier.«
Dimpy starrte mich weiterhin an. »Tiri sagt, du siehst gut aus.« Er hielt inne und lächelte, bevor er weitersprach. »Sie sagt, du hast das komplizierteste und verschlagenste Bewußtsein, das ihr bis jetzt untergekommen ist.«
»Tiri!« sagte ich wie ein Narr. »Der Silberstern! Das ist Tiri ...«
»Ja. Sie arbeitet noch daran. Eines Tages wird sie den Durchbruch schaffen.«
In der wundervollen und schrecklichen Welt Kregens können scheinbar unmögliche Dinge geschehen. Magie hat hier nichts mit Taschenspielereien zu tun. Tiri benutzte die Macht einer Religion, um mit uns Kontakt aufzunehmen. Ob sie wohl dieselben Jenseitswelten für ihre Botschaften benutzte wie die Zauberer? Oder geboten jede Disziplin und jede Religion über ihr eigenes kleines Stück Okkultismus?
Als hätte San Drefendo meine Gedanken gelesen, erklärte er mir, daß Tiri Hilfsmittel benutzte, die sich sehr vom Kharma eines Magiers unterschieden. Als wir in dem luftigen Refektorium saßen und die hausgemachten Erfrischungen genossen, konnte ich den Gedanken nicht unterdrücken, welch ein Gegensatz das zu den dunklen Mysterien Kregens war. Ich hatte mich während meiner Zeit hier bis zu einem gewissen Punkt an die Magie gewöhnt, aber man konnte die Zauberer und Geistlichen nie als etwas Normales betrachten. Die schiere Ungewöhnlichkeit solcher Dinge, das unterbewußte Unbehagen, die Taten, die sie auf solch geisterhafte Weise zustande bringen konnten – o nein, das Leben auf Kregen unterschied sich doch sehr von dem auf der Erde!
Schließlich setzte Dimpy seinen Willen durch, und während ich Remberee sagte, packte er seine Habseligkeiten in ein Tuch, hängte dies über das Ende eines Stocks und bestieg den Schweber. Er dachte daran, beim Einsteigen das Fantamyrrh zu beachten, was mir gefiel.
Nach den Katastrophen, die Oxonium heimgesucht hatten, herrschte ziemlicher Mangel an Flugbooten aller Art. Der vallianische Botschafter hatte beträchtliche Beziehungen. Er beschaffte uns einen Schweber, der eine Pastang Swods aufnehmen konnte – natürlich mußte er dafür eine beträchtliche Summe hinlegen, das versteht sich von selbst.
Die Jungs der kleinen Wachmannschaft, die ich aufgebaut hatte, waren froh, mich zu sehen – aber mit noch größerer Begeisterung erfüllte sie die Tatsache, irgendwohin zu fliegen und etwas zu tun, selbst wenn ihnen weder Ziel noch Mission bekannt waren. Wir flogen am nächsten Tag. Roter Zerstörer mit Fweygo, Dimpy und mir flog an der Spitze, Danis Freude mit der Juruk an Bord blieb dicht dahinter.
Der Silberstern materialisierte nicht. Tiri hatte sicher recht, mein Bewußtsein als kompliziert und verschlagen zu bezeichnen. Der Plan, den ich verfolgte, war hingegen einfach und geradlinig. Er war so offensichtlich, daß ich nur zu gut begriff, warum ich es nicht schon zuvor versucht hatte. Es war eine Sache umgekehrten Stolzes. Da
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