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49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul

49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul

Titel: 49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Kletterer fort, „und dann – o Allah illa Allah we Allah!“
    Der so lange Zeit aus seiner ursprünglichen Lage gewesene Ast schnellte plötzlich mit großer Gewalt empor, daß der Derwisch, der so etwas überhaupt gar nicht vermutet hatte, in die oberen Äste hineingeschleudert wurde, und dann aus dieser Höhe krachend zur Erde stürzte.
    „Hui, da fliegt er! Plauz, da plumpst er!“ kicherte der Lord leise.
    Alle, die Weißen und die Schwarzen, hatten laute Angstrufe ausgestoßen. Erschreckt beleuchteten sie den Derwisch, der sich, trotz seiner Heiligkeit, fluchend am Boden krümmte.
    „Hast du etwas gebrochen?“ fragte der Pascha besorgt.
    „Ich weiß nicht; ich will einmal probieren!“ stöhnte der Gefragte, dann rappelte er sich langsam und vorsichtig vom Boden auf.
    Auf diesen Moment hatte der Lord nur gelauert. Schnell raunte er dem Maler zu: „Jetzt haben sie die Augen bei dem Kerl. Da kann ich es wohl wagen“, erhob sich dann blitzschnell, soweit es nötig war, ergriff den Ast und zog ihn rasch zu sich herab. „So, da haben wir ihn wieder!“ frohlockte er dabei. „Erstens ist das gut, falls es noch einem zweiten einfallen sollte, hinüberzuklettern, und zweitens kann man es nun auch nicht bemerken, daß der Ast eine ganz andere Lage hat. Der Kerl hat einen tüchtigen Fall getan.“
    „Es geht“, antwortete der Derwisch gerade jetzt dem Pascha.
    „Danke Allah, daß du keinen Schaden erlitten hast. Es ist nicht gut, wenn man wie eine Katze klettern kann.“
    „Oh, ich kann es wohl!“ versicherte der Geschädigte auf diese ironische Bemerkung. „Wer aber hätte denken sollen, daß der Ast so plötzlich emporschnellen würde!“
    „Emporschnellen würde? Ich habe noch nie gehört, daß Äste sich so nach Gutdünken bewegen können.“
    „Er bewegte sich aber doch!“
    „Ja. Er bog sich allerdings unter dir, und als du stürztest, ging er wieder empor. Das tut aber jeder Ast.“
    „Nein; er schnellte empor, als ich mich auf ihm befand. Darum wurde ich abgeworfen. Er muß sich jetzt viel höher befinden als vorher.“
    „Da, blicke nur hinauf! Er hat noch ganz die frühere Lage. Er liegt gerade auf der Mauer.“
    Die Laternenträger leuchteten empor, und aller Augen richteten sich nach dem Ast.
    „Unbegreiflich!“ knurrte der Derwisch. „Ich habe wirklich geglaubt, daß er emporgeschnellt ist.“
    „Irren ist menschlich! Bist du nun von deiner Ansicht geheilt, daß jemand auf der Mauer ist?“
    „Allah verdamme sie und alles, was sich darauf befindet!“
    „So willst du nicht wieder hinauf?“
    „Lache nur! Ich lasse es bleiben. Mag ein anderer es versuchen!“
    „Das ist zwecklos. Gehen wir also! Wir haben Besseres und Eiligeres zu tun. Vorwärts!“
    Die Männer entfernten sich, und bald hörten die drei Freunde ihre Schritte nicht mehr, auch der Lichtschein der Laternen verlor sich allmählich in der Ferne.
    „Das war Rettung in der Not!“ sagte Wallert aufatmend. „Mylord, Ihr Gedanke war wirklich köstlich!“
    „Nicht wahr? Gott sei Dank, ich habe uns gerettet und hoffentlich auch die Frauen, von denen leider nur die Mutter auf meinen Anteil kommt. Aber was tun wir jetzt?“
    „Jedenfalls bleiben wir nicht hier oben. Die Lage ist da zu unbequem und exponiert. Kommt man wieder auf den Gedanken, nachzusehen, so findet man uns hier vielleicht doch, während man den Garten wohl nicht zum zweiten Male durchsuchen wird. Dort können wir eher ausweichen und uns verstecken als hier.“
    „Dumm sind sie aber doch, riesig dumm!“
    „Wieso?“
    „Daß sie kletterten und nicht auf den einfachen Gedanken kamen, die Leiter herbeizuholen.“
    „Das ist ebenso richtig wie unbegreiflich. Wir wären sofort entdeckt worden. Na, hinunter also!“
    Die Freunde kletterten jetzt hinab und schlichen sich nach der Ecke, um da zu warten, ob sich noch etwas begeben werde.
    Aber es blieb alles still. Erst nach längerer Zeit hörten sie die Schritte vieler Männer, die außerhalb der Mauer am Wasser vorüber nach der Stadt zu gingen. Die Wipfel der Bäume, die über die Mauer emporragten, färbten sich zur selben Zeit hell, ein Zeichen, daß diese Leute da draußen Laternen bei sich trugen.
    Die drei Männer ahnten nicht, daß es der Pascha mit drei Sänften und deren Träger waren, und daß Zykyma, Tschita und deren Mutter in betäubtem Zustand von ihnen nach dem Schiff getragen wurden.
    Sie warteten noch eine lange Zeit, bis ihnen endlich doch die Geduld ausging, und Normann sagte:
    „So

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