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49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul

49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul

Titel: 49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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kommen wir zu keinem Ziel. Entweder ist ein Unglück geschehen, oder die Frauen sind durch einen Zufall am Kommen verhindert. Ich schlage vor, uns hiervon zu überzeugen, obgleich dies vielleicht mit einiger Gefahr verbunden ist.“
    „Wie sollen wir uns überzeugen?“
    „Wir gehen einfach nach dem Haus. Sehen wir, ob die Leiter noch daran lehnt, oder ob wir sie finden.“
    Rasch schlichen sie sich nun nach dem Gebäude. Das Fenster Zykymas war finster, und die Leiter lehnte nicht mehr daran. Doch fanden sie dieselbe an der Mauer liegen.
    „Haltet ihr Wache an den beiden Ecken!“ sagte der Maler. „Ich werde hinaufsteigen.“
    Die beiden entfernten sich sofort nach rechts und links. Normann aber lehnte die Leiter an und stieg hinauf. Das Gitter war wieder von innen vorgesetzt. Glasfenster gab es dahinter nicht. Es mußte also unbedingt gehört werden, wenn sich noch jemand überhaupt in der Stube befand. Darum lauschte unser Freund angestrengt auf jeden verdächtigen Laut, konnte aber nicht das mindeste Geräusch vernehmen, nicht einmal einen Atemzug.
    „Tschita!“ flüsterte er endlich, so daß es wohl drinnen, nicht aber auch anderswo gehört werden konnte.
    Es erfolgte keine Antwort.
    „Zykyma!“
    Er hatte denselben Mißerfolg. Da stieg er schließlich hinab, trug die Leiter wieder an ihre Stelle und rief den Gefährten zu:
    „Es ist niemand oben. Jedenfalls ist man mißtrauisch geworden und hat die Frauen in anderen Räumen untergebracht. Wir werden heute abend wiederkommen müssen.“
    „Wie mag es nur geschehen sein, daß man Zykyma erwischt hat?“ entgegnete Wallert.
    „Wer weiß es!“
    „Wie, das sagst du so ruhig? Ich habe eine ganz entsetzliche Angst. Vorhin gingen so viele Leute an der Mauer vorüber. Wie nun, wenn man die Frauen fortgeschafft hat?“
    „Wohl schwerlich! Wohin sollte man sie gebracht haben?“
    „Ins Wasser – ersäuft!“
    „Pah! Das kommt wohl gar nicht mehr vor, und dann auch nur bei einem offenbaren Beweis der Untreue, der hier aber nicht vorhanden ist.“
    „Man könnte sie auch infolge gefaßten Mißtrauens nach dem Palast des Paschas übersiedelt haben.“
    „Das halte ich eher für möglich.“
    „Dann ist es aus mit der Entführung.“
    „Oho, ich gebe die Hoffnung auch in diesem Fall noch nicht auf! Der brave Arabadschi, unser Verbündeter, kennt ja unsere Wohnung und wird uns sicherlich Nachricht bringen.“
    „Vielleicht ist er ebenso erwischt worden wie Zykyma.“
    „Hm! Du hast nicht so unrecht. Ich werde mich am Morgen, sobald es möglich ist, hier erkundigen.“
    „Und dabei den Verdacht auf dich lenken!“
    „O nein; das werde ich zu verhüten wissen. Jetzt aber graut bereits der Morgen. Wir müssen uns also aus dem Staub machen, wenn wir unentdeckt bleiben wollen.“
    „Der Kuckuck hole die Hindernisse, die es bei so einer Entführung gibt!“ zürnte der Lord. „Es ist das gar nicht so leicht, wie ich es mir gedacht habe.“
    Die Freunde gingen nunmehr bis an die Mauer und schlichen sich längs derselben hin bis an das Tor. Es gelang ihnen glücklich, dieses zu öffnen und draußen wieder hinter sich zu verschließen, ohne bemerkt zu werden. Dann verließen sie den Ort des heutigen, so vielverheißenden und doch so erfolglosen Abenteuers.
    Erst in weiter Entfernung blieben sie stehen, um zu beraten, ob es besser sei, nach der Jacht zu gehen oder nach der Wohnung der beiden Freunde. Sie entschlossen sich endlich für das erstere. Da eben, als sie das kleine Schiff erreichten, dampfte ein Passagierboot an demselben vorüber. Es fiel ihnen aber nicht ein, zu vermuten, daß die Gesuchten sich an Bord desselben befinden könnten. Darum legten sie sich für kurze Zeit zur Ruhe, und zwar Normann mit dem Befehl an die Bedienung ihn zeitig zu wecken.
    Es war schon ziemlich weit am Morgen, als letzterer sich vom Lager erhob. Die beiden anderen Freunde schliefen noch. Kameradschaftlich ließ er ihnen die Botschaft zurück, wohin er jetzt gehe, und begab sich hinaus nach dem Schauplatz ihres gestrigen Erlebnisses. Es war nicht zu früh für sein Vorhaben.
    Am Tor angekommen, setzte er entschlossen den hölzernen Klopfer in Bewegung. Ein Schwarzer kam und öffnete.
    „Was willst du?“ fragte er.
    „Ist Ibrahim Pascha, der Herr, schon hier?“
    „Nein.“
    „Wer führt hier das Regiment?“
    „Der Verwalter.“
    „So geleite mich zu ihm.“
    „Wer bist du?“
    „Ein Bote, an ihn gesandt wegen einer wichtigen Sache.“
    Das half. Er durfte jetzt

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