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49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul

49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul

Titel: 49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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„Jetzt sind uns allein, und wir können miteinander reden, ohne daß wir gestört zu werden dürfen. Also aus dem Brandenburg! Wat vor ein Medjeh haben Ihnen denn da eijentlich gelernt, he?“
    „Ich weiß nicht, was Sie sich unter diesem Wort denken, Herr Oberst.“
    „Medjeh? Nun, Medjeh hat janz denselbigen Jedanken wie Beruf und Handwerk erlernt zu haben von wegen sich zu ernähren.“
    „Ach so! Nun, ein Handwerk habe ich eigentlich nicht. Ich treibe nichts als ein bißchen Politik.“
    „Politik! Ah! Is dat wahr?“
    Der Oberst betrachtete Steinbach mit einem ganz besonderen Blick.
    „Ja“, nickte dieser bestätigend.
    „Sind Ihnen des Teufels!“
    „Meinen Sie, daß die Diplomaten zum Teufel gehören?“
    „Diplomat? Ah, dat is etwas anderem!“
    „Ach so! Sie unterscheiden die Diplomaten von denjenigen, die Politik treiben?“
    „Janz natürlich!“
    „Dürfte ich Sie um den Unterschied bitten?“
    „Diesem Unterschied jiebt es sehr einfach. Wer Politik mit Glück anzufangen jewußt, dem heiße ik ein Diplomat. Wer dem Politik aber nie nich jeraten tut, dem bleibt Politiker.“
    „Richtig! Sehr geistreich! Ich gestehe aufrichtig, daß ich auf diese feine Unterscheidung niemals gekommen wäre!“
    „Ja, hier hat es ihm!“
    Der Oberst deutete dabei nach seiner Stirn und fuhr dann fort:
    „Jetzt aber stellen Ihnen mir vor. Haben Ihnen vielleicht Kinder?“
    „Nein.“
    „Aber eine Frau hat Ihnen.“
    „Auch nicht.“
    „So sind Ihnen unverheiratet?“
    „Ich bin auch noch unverehelicht. Aber damit Sie nicht erst nach allem zu fragen brauchen, will ich mich Ihnen gleich lieber kurz und bündig auf diese Weise vorstellen.“
    Damit zog Steinbach eine Brieftasche hervor, entnahm derselben einen mehrfach mit Siegeln und Stempeln versehenen Bogen und reichte diesen dem Oberst hin. Krüger Pascha las während des Reitens. Sein volles, ehrliches Gesicht wurde lang und immer länger. Endlich faltete er das Papier zusammen, gab es mit der Linken zurück und hielt die Rechte an den Turban, so wie ein abendländischer Soldat einem Vorgesetzten das Honneur zu machen pflegt.
    „Empfehle mir!“ sagte er ehrerbietig.
    „O bitte, Herr Oberst!“
    „Dunderwetter!“
    „Wie?“
    „Hat dies möglich?“
    „Wie Sie sehen!“
    „Ihnen sind ein Fürst, einer Durchlaucht?“
    „Ist Ihnen das unangenehm?“
    „Nein; aber warum nennen Ihnen sich Steinbach?“
    „Inkognito.“
    „Ah! Schön! Ich verstehen diesen Art und Weisen. Ik jebe Sie den Versicherung, daß Ihr Geheimnis über meinen Busen in keiner Sprache nach der Öffentlichkeit hinüberjeredet werden wird. So, sind Ihnen einverstanden?“
    „Ja, ich komme nach Tunis, um Mohammed es Sadak Bei einige wichtige Vorschläge zu unterbreiten. Ich habe mich ihm bereits vorgestellt und, wie ich glaube, sein Vertrauen erworben. Es schien mir aber vor allen Dingen auch nötig zu sein, mit Ihnen zu sprechen, und da ich hörte, daß Sie sich hierher begeben hatten, so habe ich den interessanten Ritt unternommen.“
    „Sehr jut! Sehr schön! Sehr lieblich! Danke, bitte! Hat man Sie jesagt, welchem Grund ich hier zu finden jeneigt jewesen?“
    „Ich hörte, daß Sie einige Pferde für den Marstall des Bei kaufen wollen.“
    „Dat ist Richtigkeit. Aber ik habe noch anderes. Ik kaufe mich einer Frau.“
    „Verstehe ich Sie recht? Sie wollen sich eine Frau kaufen?“
    „Ja.“
    „Hier, bei diesen Leuten?“
    „Ja.“
    „Ich denke, daß ein Beduinenmädchen niemals verkauft werden kann!“
    „Eigentlich nie nicht. Aber es hat einen Gast hier vom Stamm der Tuareg. Die Tuaregs verkaufen zuweilen ihre Weiber und Mädchen. Er hat zwei Mädchen, von denen die eine dem Anjesichte wie ein Engel hat.“
    „Ach so! Sie haben hier ein schönes Mädchen gesehen und sind dabei auf den Gedanken gekommen, es für sich zu kaufen?“
    „Ja, für meinen Harem.“
    „Ist dieser Harem stark?“
    „Stark? Die eine ist stark, die älteste, viel stärker noch als mich. Den anderen sind schlank.“
    „Sie sind also ein richtiger Mohammedaner!“
    „Ja, natürlich! Oder meinen Sie unnatürlich? Ist es nicht ejal, ob wir sagen Allah oder ob man lautet auf Gott und den heiligen drei Königen? Lassen Sie Ihnen und mir davon schweigen! Hat die Religion dem Herzen, so sind die Äußerlichkeiten keinem Wert und Bedeutung. Schau! Hier sieht man dem Lager.“
    Der Oberst hatte recht, obgleich er sich so falsch ausdrückte. Von da aus, wo sie hielten, hatte man einen vollen

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