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49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul

49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul

Titel: 49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Beträge mit sich herumzutragen. Er bestimmte jedoch, daß einige Angehörige des Stammes die Pferde nach Tunis bringen und da das Geld in Empfang nehmen sollten.
    Mittlerweile war es ziemlich dunkel geworden. Als man in das Lager zurückkehrte, wurde die Hauptmahlzeit eingenommen, wobei es zwischen Steinbach und dem Tuareg wegen des Dieners wieder zu ernstlichen Reibereien kam.
    Da hörte man Pferdegetrappel. Zwei Reiter kamen im Galopp die Zeltgasse heraufgesprengt. Der eine von ihnen warf sich gewandt vom Pferd, trat zum Scheik heran und sagte:
    „Da ist der Mullah! Ich habe ihn in Testur gefunden und sogleich mitgebracht.“
    Der andere stieg höchst langsam und bedächtig vom Pferd, trat in sehr würdevoller Haltung an das Feuer und grüßte, die Hände wie zum Segen erhebend:
    „Sallam aaleïkum – Friede sei mit euch!“
    „Aaleïkum sallam!“ antworteten die anderen alle, indem sie sich ehrerbietig vom Boden erhoben.
    Der Mullah setzte sich darauf, ohne ein Wort weiter zu sagen, zu dem Braten nieder, griff mit allen zehn Fingern zu und stopfte so eifrig, als habe er seit zehn Tagen nicht gegessen und müsse sich auch für weitere zehn im voraus sättigen. Erst als ihm die Kinnbacken weh zu tun schienen, sagte er gnädig:
    „Setzt euch nieder, und eßt weiter!“
    Das geschah. Aber der Geistliche hielt nicht etwa inne, sondern kaute mit, bis nichts mehr vorhanden war. Dann erst wischte er sich die fetttriefenden Finger an seinem Kaftan ab und sagte:
    „Ich höre, o Scheik, daß einer deiner Gäste ein Weib nehmen will. Wo ist der Mann?“
    „Hier“, antwortete der Gefragte, auf den Oberst deutend.
    Der Mullah war ein alter Mann; der weiße Bart ging ihm bis zum Gürtel herab, und ein Turban, dessen Durchmesser fast eine Elle betrug, erhöhte die Würde seiner Erscheinung. Da der Turban von grüner Farbe war, so war der Mullah ein Scherif, das heißt ein direkter Abkömmling des Propheten, denn nur diese haben das Recht, einen Turban von grüner Farbe zu tragen.
    Er betrachtete den Oberst eine Weile.
    „Mein Auge muß dich bereits gesehen haben. Bist du nicht Krüger Pascha, der Beherrscher der Leibscharen?“
    „Ich bin es.“
    „Allah gebe dir Wohlgefallen an dem Weib, das du begehrst. Wo ist der Vater desselben?“
    „Ihr Vater ist nicht hier, sondern nur ihr Herr.“
    „So hole man ihn! Wo soll die Trauung stattfinden?“
    „Gleich hier.“
    „Dann schafft den Herrn und das Mädchen hierher. Aber man verschleiere es tief, denn kein Auge darf auf das Gesicht eines Mädchens fallen, das ein Weib werden soll.“
    Es dauerte eine Weile, bevor der Tuareg mit der Braut erschien, die in den gebräuchlichen, weiten Kapuzenmantel gekleidet war, der nur eine einzige Öffnung für ein Auge offenließ.
    „Wie heißt du?“ fragte der Mullah den Tuareg.
    „Ben Hamalek.“
    „Und wie nennst du diese Braut?“
    „Haluja.“
    Der Tuareg sprach die erste Silbe dieses Namens etwas undeutlich aus, doch ohne daß es jemandem auffiel.
    „So laßt uns beginnen!“
    „Mit der Trauung?“ fragte der Tuareg schnell.
    „Ja. Deshalb bin ich ja gekommen.“
    „Warte noch. Erst müssen wir uns über den Kalam besprechen, denn noch niemand hat davon geredet.“
    Kalam heißt Aussteuer oder überhaupt das, was man den Verwandten eines Mädchens gibt, um dasselbe zur Frau zu bekommen.
    „Machen wir es kurz!“ sagte Krüger Pascha. „Wieviel willst du?“
    „Du bist reich!“
    „Das geht dich nichts an! Ich habe bereits mehrere Frauen, für die ich bezahlen mußte. Für diese letzte habe ich also nicht viel übrig.“
    „Wie willst du zahlen? In Ware oder in Geld?“
    „Was ist dir lieber?“
    „Geld.“
    „Das habe ich nicht.“
    „Aber ich habe welches“, fiel der Scheik ein. „Ich denke, daß es reichen wird. Ich leihe es dir, und du wirst es mir wiedergeben, wenn die Pferde bezahlt werden.“
    „Gut! Du bist freundlich und gefällig gegen deinen Gast. Wenn du mich in Tunis besuchst, werde ich dir dankbar sein können. Also, Tuareg wieviel verlangst du?“
    „Fünfhundert Mariatheresientaler.“
    „Du bist fünfhundertmal ver … Allah! Jetzt hätte ich fast etwas gesagt, was nicht unbedingt nötig ist. Für fünfhundert Mariatheresientaler bekomme ich sechs junge Sklavinnen, die schöner sind als alle Huris des Paradieses.“
    „Aber keine freie Araberin!“
    „Gehe herab!“
    „Nein!“
    „Ich gebe dir zweihundert.“
    „Das ist zuwenig.“
    „Schön! So suche dir einen, der mehr

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