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49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul

49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul

Titel: 49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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gibt!“
    „Gib vierhundertfünfzig. Du hast sie gesehen. Sie ist schön wie die Sonne des Tages, wenn sie früh aus dem Meer steigt.“
    „Meinetwegen.“
    „So gib mir wenigstens dreihundertfünfzig!“ sagte er.
    „Zweihundertfünfzig. Ich schwöre dir bei meinem Bart, daß ich nicht mehr gebe.“
    Diesen Schwur bricht kein Muselmann. Der Tuareg wußte also, woran er war. Dennoch meinte er:
    „Sie ist zehnmal mehr wert.“
    „Desto weniger aber bist du wert! Und das ziehe ich dir natürlich ab. Übrigens mußt du bedenken, daß ich mit Geld bezahle, und daß du es sofort erhältst!“
    Dies sah der Tuareg ein. Darum weigerte er sich nicht länger, sondern erklärte:
    „Da du der Oberst des Bei bist, den meine Seele ehrt, will ich auf dein Gebot eingehen. Schlage ein!“
    „Hier!“
    Sie legten nunmehr die Hände ineinander, und so war der Handel abgeschlossen.
    „Darf ich nun beginnen?“ fragte der Mullah.
    „Ja“, antwortete der Oberst.
    Hierauf faltete der Geistliche die Hände und sagte in der herkömmlichen Weise:
    „Im Namen des allbarmherzigen Gottes! Lob sei Gott, der uns das Vermögen gegeben hat, zu sprechen, der uns gewürdigt hat der Schönheit der Sprache und des Glanzes der Worte! Er, der Höchste, hat alles zum Nutzen der Menschheit erschaffen. Er hat alles, was unnötig ist, verhindert, und alles das bereitet, was nötig ist. Er hat uns die Ehe geboten, aber verboten, anders zu leben. Er, der Höchste spricht: Nehmet euch zur Ehe solche Weiber, die euch gefallen, eine, zwei, drei oder auch vier. O ewiger Wohltäter! Wir müssen dir Dank sagen zur Vergeltung deiner Liebe. O allmächtiger Führer! Uns liegt die Pflicht der Dankbarkeit ob für das Geschenk der Ehe. O Allah, leite uns zur Genügsamkeit und Vollkommenheit und besiegle alle unsere Handlungen, auch diejenige der Ehe. Wir bezeugen es, daß es keinen Gott gibt außer Allah, dem einzig Ewigen, und daß Mohammed, sein Gesandter, begnadigt ist vor allen Menschen. Ja, möge die Gnade Gottes ruhen auf dem Erstling seiner Schöpfung Mohammed, dem von Gott mit Wundern Gesegneten, und auf seiner Familie! Ich segne das Paar und flehe auf dasselbe die Barmherzigkeit des Höchsten herab, und danke Gott, denn er ist barmherzig und voller Liebe, wie er euch jetzt durch die Verbindung eurer Herzen bewiesen hat.“
    Hierauf wandte sich der Mullah an den Tuareg:
    „Du, der du dich Ben Hamalek nennst, willst du dieses Weib dem Obersten der Heerscharen als Frau geben?“
    „Ja“, antwortete der Gefragte.
    „Und du, Krüger Pascha, der Oberste der Helden des Beherrschers von Tunis, willst du sie als dein Weib nehmen, sie lieben und ernähren bis an das Ende deines Lebens, solange es dir beliebt und solange sie dir gefällt?“
    „Ja“, antwortete der Oberst.
    Damit war die heilige Handlung abgeschlossen.
    Jetzt aber kratzte sich Krüger Pascha hinter dem Turban. Es fiel ihm soeben etwas ein, woran er vorher nicht gedacht hatte.
    „Sage mir, o Mullah“, fragte er, „hat dieses Weib nun bei mir zu wohnen?“
    „Ja, denn du bist ihr Herr und ihr Mann.“
    „Aber ich bin selbst hier fremd! Sie kann doch nicht – “
    Da fiel der Tuareg ein: „Sie ist eine Tochter der Beni Abbas. In ihrem Stamm ist es Gebot, daß jede Verheiratete während der ersten Nacht ihrer Ehe mit keinem Menschen spreche und in einem Zelt betend allein bleibe. Ich erwarte, daß du diese Sitte ihres Stammes ehren werdest.“
    „Das möchte ich wohl; aber habe ich ein Zelt?“
    „Ich habe eins“, sagte der Scheik. „Dort steht das Zelt, in dem meine Vorräte sich befinden. Da wird sie ungestört beten können. Geleite sie dorthin, o Mullah, da du es bist, der sie in die Ehe geführt hat.“
    Der Geistliche tat dies in sehr würdiger Art und Weise. Als er dann zurückgekehrt war und sich wieder niedergesetzt hatte, zog er ein Papier hervor und eine alte Flasche, in der sich Tinte befand.
    „Nun müssen wir aufschreiben, was geschehen ist“, sagte er, „und diese beiden werden es unterzeichnen.“
    Die Abfassung des Skriptums dauerte ziemlich lange, da der ehrwürdige Alte keineswegs ein sehr gewandter Schreiber zu sein schien. Dann setzten der Tuareg und der Oberst ihre Namen darunter. Der letztere erhielt als Besitzer des Weibes das Dokument.
    Er steckte es ein und sagte:
    „So, jetzt ist sie meine Frau. Wann aber, o Mullah, kann ich mich von ihr scheiden lassen?“
    „Das habe ich dir bereits gesagt!“
    „Ich habe es nicht gehört.“
    „Ich habe sehr

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