49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul
zu überrumpeln suchen.“
„Wie soll das geschehen? Sie werden uns sicher bemerken, da wir ihnen folgen.“
„So sorgen wir dafür, daß dies unmöglich ist. Sie befinden sich in gerader Richtung vor uns. Ganz, ganz weit da draußen ist der Horizont dunkel! Liegt dort vielleicht ein Gebirge?“
„Ja“, antwortete der Führer. „Es ist der Dschebel Surdsch, da, wo er sich nach Said hinzieht.“
„Es scheint, daß die Flüchtlinge dort hinauf wollen.“
„Ganz sicher.“
„Nun, so schlagen wir einen Bogen, damit wir noch vor ihnen ankommen. Wenn ich die Entfernung nach dem Gedanken messe, so werden sie ungefähr mittags dort sein und wohl Rast machen. Dabei überraschen wir sie.“
Dieser Vorschlag wurde für sehr annehmbar gehalten. Die Kamele bekamen eine andere Richtung und bald war es den Reitern nicht mehr möglich, die Verfolgten zu sehen; ebensowenig aber konnten nun auch sie von denselben bemerkt werden.
Jetzt wurden die Tiere angespornt. Endlich wurde die dunkle Linie des Horizonts deutlicher. Sie nahm Gestalt und Form an. Dann traten Höhen hervor, und bald war das bewaldete Gebirge zu erkennen. Es war kurz vor der Mittagszeit, als die vier Reiter den ersten der Vorberge erreichten.
Steinbach suchte hier wie ein Feldherr das Terrain mit dem Fernrohr ab, deutete darauf in die Ebene hinaus und sagte:
„Den Bogen haben wir richtig hinter uns. Ich glaube, daß wir uns ungefähr da befinden, wohin die beiden Tuaregs kommen werden.“
„Ganz gewiß“, meinte der Führer. „Drüben gibt es einen Bach, der in die Berge führt. Ihm muß man folgen, um nach jenseits zu kommen. Dorthin also werden sie sich sicher wenden.“
„So wollen wir ihnen zuvorkommen. Vorwärts!“
Die Reiter gelangten bald an den Bach und ritten nun langsam an ihm aufwärts, um einen Ort zu finden, wo zu vermuten stand, daß die Flüchtlinge ihre Rast halten würden. Solcher Orte gab es aber so viele, daß es ganz unmöglich war, vorher zu bestimmen, welchen sie wählen würden. Darum riet Steinbach, noch weiter aufwärts zu reiten, dort die Kamele zurückzulassen und wieder umzukehren, da man zu Fuß die Erwarteten besser belauschen konnte. Die anderen gingen auf den Vorschlag ein. Und so ritten die vier Reiter noch eine Strecke weit am Bach aufwärts und bogen dann in die Büsche ein, wo sie die Kamele unter Aufsicht des Führers zurückließen. Dann kehrten sie wieder um und nahmen auf einer Höhe Stellung, von der aus sie die weite Ebene überblicken konnten.
Steinbach hatte sich in seinen Vermutungen nicht getäuscht. Nach bereits kurzer Zeit traf sein durch das Rohr gerichteter Blick auf drei Punkte, die sich näherten und nach und nach größer wurden, so daß sie bald mit dem unbewaffneten Auge zu erkennen waren.
„Da kommen sie!“ sagte er. „Jetzt hoffe ich, daß sie da unten am Wasser absteigen.“
Die Flüchtlinge befanden sich bereits so nahe, daß ihre Gesichtszüge zu erkennen waren. Der Tuareg ritt rechts auf der grauen Stute, der andere links, und Hiluja befand sich auf dem Schimmel in der Mitte zwischen beiden. Sie ritt nach Männerart, was die Töchter der Beduinen durchaus gewöhnt sind.
An der von Steinbach bezeichneten Stelle stiegen sie von den Pferden, die sofort zu saufen begannen und sich an dem saftigen Gras erlabten. Der Ort war eine liebliche Oase in der Steppe.
Hiluja ließ sich gleich auf den Rasen fallen. Ihr Gesicht war nicht zu sehen, da sie den Schleier dicht vorgezogen hatte. Der Tuareg setzte sich neben sie; der Gefährte aber hatte sein Augenmerk auf die Spuren gerichtet, die die Kamele zurückgelassen hatten.
„Es sind Leute hier gewesen“, sagte er, auf die umgetretenen Halme deutend.
„Was geht uns das an?“
„Sehr viel!“
„Gar nichts. Wir sind nicht mehr in der Wüste. Je weiter wir der Küste nahe kommen, desto weniger haben wir zu fürchten. Es kann uns sehr gleichgültig sein, wer hier geritten ist.“
„Oh, man verfolgt uns natürlich!“
„Du bist doch sonst nicht furchtsam. Bitte zu Allah, daß er dich kein Weib werden lasse!“
„Spotte du! Ich aber will vorsichtig sein und einmal nachsehen, wohin man von hier aus geritten ist.“
Der Gefährte ging den Spuren nach, langsam und vorsichtig weiter und immer weiter, auch an der rechten Seite eines Strauches vorüber, an dessen linker sich Steinbach niedergeduckt hatte. Dieser ließ zuerst den Tuareg vorbei, machte dann leise zwei rasche, unhörbare Schritte und legte plötzlich dem Räuber die
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