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49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul

49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul

Titel: 49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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sagte:
    „Dein Glaube hat dich nicht betrogen. Du bist frei.“
    Ihr Schleier hatte sich verschoben. Sie blickte mit Bewunderung zu ihm empor.
    „Frei“, wiederholte sie, noch gar nicht im Vollbewußtsein der Bedeutung dieses Wortes.
    „Ja, frei, vollständig frei.“
    Da glänzten ihre Augen auf, um aber gleich nachher sich mit Tränen zu füllen.
    „Ich kann hingehen, wohin ich will?“
    „Überallhin, zu deinem Vater, und auch zu deiner Schwester, der Königin der Wüste.“
    Da ergriff Hiluja Steinbachs Hand, und ehe er es noch zu verhindern vermochte, hatte sie dieselbe an ihre Lippen und an ihr Herz gedrückt.
    „Oh, du bist der Engel Allahs, den er vom Himmel sendet!“ flüsterte sie bebend. „Ja, so wie du bist, sind die Engel!“
    Es war ein Blick voll schwärmerischer Begeisterung mit dem ihr Auge an seinem Angesicht hing. Er schüttelte lächelnd den Kopf.
    „Ich bin nur ein Mensch, gerade wie diese hier, die du noch gar nicht bemerkt und gesehen hast.“
    Da drehte sie sich um, und als sie den Scheik und den Obersten bemerkte, die beide neben dem Tuareg knieten, um zu sehen, inwieweit er verletzt sei, war ihre Freude natürlich eine große. Sie reichte nun auch diesen beiden die Hände dar. Der Oberst aber meinte:
    „Nun kann ich wieder heiraten!“
    „Wohl nicht, mein bester Herr“, antwortete Steinbach auf deutsch.
    „Warum denne wohl nicht?“
    „Sie gehört nun sich selbst, und ich glaube nicht, daß sie sich verkaufen wird.“
    „Dunderwetter! Dann kann ich ihr auch nicht dieses Mohammed es Sadak Bei schenken. Aber ich werde einmal nachsehen, ob wohl dieses Tuareg dem Mariatheresientalersack noch bei sich haben.“
    Das Geld fand sich bald in einer der Satteltaschen. Der Oberst beschloß natürlich, es dem Scheik zurückzugeben, der es auch gleich an sich nahm.
    Schaden genommen hatte der Tuareg nicht. Als er wieder zu sich kam, war er gefesselt, und sein Begleiter lag ebenso gebunden neben ihm. Der Scheik spie ihm nach Art der Beduinen in das Gesicht.
    „Du bist ein Hund und der Sohn und Enkel eines Hundes“, sagte er dabei. „Du hast die Gastfreundschaft gebrochen und die bestohlen, deren Brot du aßest. Man wird dir deine Strafe geben. Über dich werden zu Gericht sitzen die Ältesten des Stammes und auch Hiluja und Haluja, deren Krieger du ermordet hast.“
    „Und ich auch“, fügte Krüger Pascha hinzu. „Er hat mich betrogen und mir anstatt einer Venus oder Huri ein altes Weib gegeben. Seine Seele soll braten in alle Ewigkeit, solange in der Hölle Feuer brennt. Bindet die beiden Hunde auf die Kamele, und laßt dieselben Galopp laufen!“
    Mit einem Kamel Galopp zu reiten, war aber eine reine Unmöglichkeit. Kein Mensch hätte das aushalten können.
    Es wurde nun noch längere Rast gehalten, damit Hiluja sich erholen könne, und dann kehrten die vier Männer mit ihrem wiedererbeuteten Eigentum und dem geretteten Mädchen nach dem Lager der Beduinen zurück, in dem sie bereits am Abend eintrafen. Da Steinbachs und Krüger Paschas Mission erfüllt war, so traten dieselben am anderen Morgen die Rückreise nach Tunis an, selbstverständlich nahmen sie Hiluja und deren Dienerin mit, während sie die beiden Tuaregs dem Scheik überließen, der noch an demselben Tag die Todesstrafe an ihnen vollstrecken ließ.

SECHSTES KAPITEL
    Die Falle
    Die Hauptstadt Tunis liegt nicht direkt am Meer, sondern am Ufer eines Sees, der sie von dem Meer trennt. Daher gibt es an der Küste einen besonderen Hafen, der für Tunis ganz dasselbe bedeutet wie Bremerhaven für Bremen oder Cuxhaven für Hamburg. Er heißt Goletta.
    Von Tunis nach Goletta kann man zu Wagen, zu Pferd, mit dem Kahn und als Spaziergänger, in neuerer Zeit sogar mit der Bahn gelangen. Die Straße, die nach dem Hafen führt, ist stets belebt. Und besonders, wenn neue Schiffe signalisiert sind, strömen die Interessenten und Neugierigen dem Hafen zu.
    Diese Neugierigen, die auch heute am Ufer standen, konnten gar nicht recht klug werden aus dem kleinen Ding, das vor ungefähr zwei Stunden herangedampft war und sich zwischen die großen Schiffe gelegt hatte, als ob es mit ihnen ganz und gar gleichberechtigt sei.
    Besonders angestaunt wurde die wunderbare, schwarz und grau karierte Gestalt, die vorn am Bug abgebildet war. Niemand hielt es für möglich, daß es einen solchen Menschen in Wirklichkeit geben könne. Als sich aber jetzt die Kajüte öffnete und das lebendige Original dieses Bildes aus derselben hervortrat, wurde das

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