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49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul

49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul

Titel: 49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Andenken an die Eroberung von Mekka prägen ließ.“
    Der Engländer hatte keine Lust, zu glauben, daß Mohammed sich damals im Besitze einer Prägemaschine befunden habe, doch mußte er Ali Effendi bei guter Laune erhalten, wenn er überhaupt seinen Zweck erreichen wollte; darum sagte er im Ton der Bewunderung:
    „Wirklich? Ah, dann ist diese Münze freilich von hohem Wert. Wie ist sie zu taxieren?“
    „Fünfzig Francs.“
    Das war dem Engländer denn doch zu viel. Er gab sie zurück und sagte:
    „Vielleicht ist sie es wirklich wert; aber ich bin überzeugt, daß du sie nicht verkaufen wirst.“
    „Warum nicht? Ich habe ihrer mehrere.“
    „Zeige her!“
    „Hier, dieses Silberstück ist fast ebenso kostbar. Siehe es dir einmal genau an!“
    Der Engländer tat dies, doch waren auch bei dieser Münze alle beiden Seiten so glatt, daß man ihr unmöglich ansehen konnte, daß sie vorzeiten einmal ein österreichischer Sechskreuzer gewesen war.
    „Kenne ich leider auch nicht.“
    „Nicht? Und doch ist sie viel wert. Mohammed der Zweite ließ sie schlagen als Andenken an seine glorreiche Eroberung von Konstantinopel.“
    Von dieser Gloriosität war der Münze nun freilich nichts mehr anzusehen. Dennoch fragte der Lord:
    „Wieviel soll sie kosten?“
    „Dreißig Francs.“
    „Ich glaube, auch diese Denkmünze ist dir so an das Herz gewachsen, daß du dieselbe nicht verkaufen wirst. Zeige mir andere.“
    Der alte Betrüger brachte nun auch noch drei oder vier Stück zum Vorschein, die ebenfalls einen bedeutenden Wert haben sollten; leider aber waren sie ebenso ohne alles Gepräge wie die beiden ersten. Als der Engländer auch jetzt keine Miene machte, eine derselben zu kaufen, sagte er ärgerlich:
    „Ich denke, du bist Kenner und Liebhaber; aber ich sehe nichts davon.“
    „O doch! Ich habe nur gemeint, daß du dich nicht von diesen Münzen trennen willst.“
    „Warum nicht?“
    „Nun, was verlangst du also, wenn ich die, welche du mir hier gezeigt hast, in summa kaufe?“
    „Ich lasse mir nie etwas abhandeln, da ich stets den geringsten Preis angebe; das mögest du berücksichtigen. Wer weniger bietet, der beleidigt mich, lieber soll er gar nicht bieten. Diese Münzen kosten hundert Francs, wenn ich sie zusammen auf einmal verkaufen kann. Da gebe ich auch noch den Beutel zu.“
    Der Beutel war keinen Pfennig wert; also war diese letzte Bemerkung rein lächerlich. Um des Zweckes willen, der den Lord hergeführt hatte, sagte dieser aber:
    „Gut, so wollen wir nicht handeln. Ich kaufe sie.“
    Mit diesen Worten zog er seine Börse, zählte die verlangte Summe hin und steckte dafür den Beutel ein. Der andere strich rasch das Geld in die tiefe Tasche seines Kaftans.
    „Du hast“, sagte er, „ein sehr gutes Geschäft gemacht und wirst also wiederkommen.“
    „Nein, das werde ich nicht, da ich nicht lange in Tunis bleibe.“
    „So will ich dir gleich heute noch etwas zeigen, falls du noch einiges sehen willst.“
    „Was ist es?“
    „Ein Ring, ein kostbarer Ring, den die Lieblingsfrau des Propheten getragen hat.“
    „Zeige ihn mir!“ Der Ring war ein einfacher goldener, vielleicht auch nur vergoldeter Reif, den der Engländer für fünfzig Franken erhielt. Dann wurden Waffen gebracht, und der Lord kaufte für schweres Geld einen Dolch, den der Kalif Abu Bekr getragen haben sollte, und die Spitze eines Pfeiles, die man angeblich dem berühmten Feldherrn Tarik aus der Wunde geschnitten hatte.
    „So“, sagte er dann, „jetzt habe ich, was meine Seele begehrt; nun kann ich gehen.“
    Er griff nach Hut, Regenschirm und Fernrohr. Der Alte konnte ihn jedoch nicht gehen lassen, da es ja in seinem Plan lag, ihn in den Hof zu bringen. Darum sagte er:
    „Wenn Sie ein Fingan Kaffee mit mir trinken wollten, möchte ich Ihnen noch eine große Merkwürdigkeit zeigen, über die Sie sich freuen würden. Kommen Sie!“
    Er führte den Lord darauf durch zwei kleine Stuben hinaus in einen Hof, der nur wenige Quadratmeter Fläche hatte und rundum von einem hölzernen Gitterwerk umgeben war. Eine einzige Laterne brannte in demselben. Gerade unter der Laterne befand sich eine kleine Erhöhung die aus einigen Brettern bestand, die auf Steinen lagen und mit einem Teppiche belegt waren.
    „Setzen Sie sich hier!“ bat der Alte. „Ich will den Kaffee bestellen und komme gleich wieder.“
    Kaum hatte sich der Engländer mit dem Rücken an das Gitter gelehnt, so wurde er durch die Öffnungen desselben

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