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49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul

49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul

Titel: 49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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angestoßen.
    „Willkommen!“ flüsterte eine weibliche Stimme. „Wir sind hier.“
    „Alle drei?“ fragte er leise zurück.
    „Ja.“
    „Schön! Also wie soll es werden?“
    „Das wissen wir noch nicht genau. Wir müssen erst erfahren, wann der Vater schlafen geht.“
    „Sapperment! Ich muß es aber doch wissen!“
    „Nur Geduld. Er wird gleich wiederkommen, und ich glaube, daß er da eine Äußerung tun wird, die uns das Gewünschte verrät. Hast du gekauft?“
    „Ja.“
    „Das ist recht. So hat er gute Laune?“
    „Es scheint so.“
    „Er schien mir doch noch mürrisch zu sein. Wenn du ihm noch etwas abkaufen wolltest, so wäre es gut. Er zieht sich dann sehr zeitig zurück, um das Geld zu zählen und einzuwickeln, was seine größte Freude ist. Ah, da kommt er schon. Sei höflich und gefällig zu ihm.“
    Als der Alte wieder sichtbar wurde, schritt hinter ihm die Frau, die dem Lord vorhin geöffnet hatte. Sie brachte Kaffee und zwei Pfeifen.
    Der Alte zog dann etwas aus der Tasche, was er dem Lord überreichte.
    „Hier, sehen Sie sich dies an und staunen Sie!“
    „Was ist es denn?“
    „Raten Sie einmal!“
    „Das ist ein Bogen altes Packpapier.“
    „Richtig! Aber von welch' ungeheurem Wert!“
    „Inwiefern?“
    „Sie ahnen nicht, was darin gesteckt hat?“
    „Wie könnte ich das erraten?“
    „Nun, Sie sind zwar ein Ungläubiger, aber Sie wissen vielleicht, daß der Koran unser heiliges Buch ist?“
    „Das weiß ich sehr gut.“
    „Und daß es dem Propheten von dem Erzengel Gabriel offenbart worden ist?“
    „Ja.“
    „Der Erzengel hat es also vom Himmel heruntergebracht, und da es durch die Wolken hindurch naß geworden wäre, hat es der Engel eingewickelt.“
    „Donnerwetter!“ stieß der Lord hervor, indem er vor Erstaunen über diese Dreistigkeit nicht nur den Mund, sondern auch die Augen so weit wie möglich aufriß.
    „Fluchen Sie nicht bei einer Sache von solcher Heiligkeit!“
    „Entschuldigung! Soll der Koran etwa bei der erwähnten Gelegenheit in dieses Papier eingewickelt gewesen sein?“
    „Ja.“
    „Ah, dann gibt es in dem Himmel Mohammeds wohl eine Anzahl von Papiermühlen?“
    „Spotten Sie nicht! Das darf ich als gläubiger Anhänger des Propheten nicht anhören.“
    „Woher sollte denn aber der Engel das Papier da oben hergenommen haben, wenn es nicht im Himmel fabriziert worden wäre!“
    „Allah ist allmächtig! Er kann Papier aus nichts machen.“
    „Hm, das ist die gewöhnliche Erklärung!“
    „Sie ist die einzig richtige. Glauben Sie etwa nicht daran?“
    „Aufrichtig gestanden, will ich Ihnen sagen, daß Sie ein großer Schw – “
    Da aber wurde er durch das Gitter so kräftig in den Rücken gestoßen, daß er sich sofort unterbrach und sagte:
    „Daß ich die Sache doch für möglich halte.“
    „Möglich? Möglich nur?“
    „Nun, sagen wir, wahrscheinlich!“
    „Auch das ist zu wenig. Wenn Sie mich nicht beleidigen wollen, dürfen Sie nicht den leisesten Zweifel hegen.“
    Noch immer schien der Lord bei seinem Unglauben beharren zu wollen, aber er erhielt jetzt schnell aufeinander zwei so dringlich gemeinte Puffer, daß ihm nichts anderes übrigblieb, als klein beizugeben.
    „Wenn ich es mir recht überlege“, stotterte er verlegen, „so muß ich allerdings sagen, daß ich das Papier für echt halte.“
    „Wollen Sie es kaufen?“
    „Ich habe es noch gar nicht genau angesehen. Es ist zu finster hier!“
    „Oh, es ist nichts zu sehen als nur das Papier.“
    „Keine Adresse darauf, die der Engel geschrieben hat?“
    „Nein. Wozu die Adresse, da er es ja dem Propheten selbst und direkt gegeben hat!“
    „Wie aber ist es in Ihre Hände gekommen?“
    „Durch Erbschaft. Ich bin ein echter Nachkomme des Propheten, ein Scherif.“
    „Ah so! Da läßt es sich freilich erklären.“
    „Also wollen Sie es kaufen?“
    „Wie ist der Preis?“
    „Dreihundert Franken.“
    „Donnerwetter, ist das – “
    Er hielt sofort inne, denn zwei Fäuste bearbeiteten wiederum seinen Rücken, und so fuhr er dann fort:
    „Ist das spottbillig!“
    „Nicht wahr? Ein solches Heiligtum, und nur dreihundert Franken! Ich hätte das Fünffache fordern sollen. Aber was ich einmal gesagt habe, das gilt.“
    In diesem Augenblick kam die Alte in den Hof und meldete, daß der Nachbar gekommen sei, um wegen der Grenzmauer mit dem Herrn zu sprechen.
    „Da werden wir leider gestört!“ sagte dieser nunmehr hastig zu dem Engländer. „Vielleicht kann ich nicht

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