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49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul

49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul

Titel: 49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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hintereinander. Dann weißt du, woran du bist, und kannst entfliehen.“
    „Aber wohin?“
    „Ins Innere der Lauben, immer an der Mauer hin. Vielleicht findest du dabei Zeit, das Frauengewand anzuziehen. Hose, Mantel und Frauenturban über deine fränkischen Kleider anzulegen erfordert ja nur eine Minute. Den Schleier darüber, und kein Mensch wird eine Hand nach dir ausstrecken.“
    „Und sie? Soll ich sie verlassen?!“
    „Pah! Du kannst sie ja nicht jetzt am hellen, lichten Tage entführen. Und wenn man dich nicht bei ihr findet, so kann man ihr auch nichts tun. Also vorwärts! Spring nur immer frisch hinein, das Wasser wird so tief nicht sein. Ich warte dann in der Nähe des Haupteinganges auf dich. Jetzt aber werde ich beginnen, deine Vorsehung zu sein.“
    Normann kehrte eine kleine Strecke zurück. Dort gab es ein Grab, an dem eine Traueresche stand, die ihre Zweige bis auf die Erde über und um den Hügel hinabgesenkt hatte. Sie war so dicht belaubt, daß man gar nicht durch die Blätter zu sehen vermochte. Der Deutsche schob mit den Händen einige der Zweige auseinander und bemerkte, daß diese dichte Blätterkuppel ein ganz herrliches Versteck bildete. Er sah sich um. Er war jetzt vollständig unbemerkt, und – husch, kroch er hinein und legte sich auf den ziemlich eingesunkenen Hügel. Der Ort war für seine Absicht geradezu wie geschaffen. Wenn er mit der Hand nachhalf, so konnte er nach allen Richtungen blicken, ohne daß man ihn selbst bemerkte.
    Lebhaft gespannt, ob sich eine Gefahr nahen werde oder nicht, wartete er, und sie nahte allerdings.
    Nach bereits kurzer Zeit hörte er Schritte. Rasch machte er eine kleine Öffnung zwischen den Zweigen und blickte hinaus. Da standen zwei der Polizisten hinter einer großen Zypresse. Von der Efeulaube aus konnten sie nicht gesehen werden, aber Normann sah es ihren Blicken und Gestikulationen an, daß sie es auf dieselbe abgesehen hatten. Jetzt zog der eine von ihnen einige lederne Riemen aus der Tasche und steckte sie sich in den Gürtel.
    „Ah!“ dachte Normann. „So ist es also doch wahr! Sie wollen ihn gefangennehmen. Hier sind zwei, die anderen werden die verschiedenen Ausgänge besetzt haben. Ich werde also das Zeichen geben.“
    Und gleich darauf ließ er zweimal den Schrei des Aasgeiers erschallen, und es gelang ihm so vortrefflich, die Stimme dieses Vogels nachzuahmen, daß die beiden Polizisten die Köpfe nach allen Richtungen drehten, um das Tier zu erblicken.
    Seit Wallert in die Laube getreten war, waren nicht mehr als fünf Minuten verflossen. Es vergingen wenigstens noch ebenso viele, dann ertönte von der Laube her ein Pfiff, und die beiden Polizisten sprangen hinzu und hinein!
    „Himmelelement!“ murmelte Normann. „Jetzt bin ich neugierig wie es abläuft. Haben sie ihn, so ist es ihm nicht gelungen, meiner Warnung zu folgen!“
    Er brauchte nicht lange zu warten, da erschien die Frauengestalt unter dem Eingang. Der Schleier war beseitigt. Normann sah ganz deutlich das Gesicht.
    „Alle Wetter!“ fuhr er fort. „Das ist ja gar kein Mädchen! Das ist ein Knabe, jedenfalls so ein Eunuch, der nur Mädchenformen hat. Wirklich, man hat es auf Hermann abgesehen gehabt. Möchte er glücklich fort sein! Jetzt muß ich mich auch salvieren. Finden sie mich hier, so merken sie jedenfalls, daß ich den Wächter gemacht habe, und dann geht es mir schlecht. Ich werde mich so heimlich durch die Anlagen pirschen wie ein Indianerhäuptling durch den Urwald. Wo aber sind die zwei Polizisten? Jedenfalls sind sie im Innern der Lauben längs der Mauer fort, denselben Weg, den Hermann geflohen sein wird. Ah, da säuselt die Liebliche vorüber! Wahrlich, wenn ich ihr einen Fußtritt oder einen tüchtigen Faustschlag geben könnte, so würde ich mich freuen.“
    Der verkappte Knabe hatte inzwischen den Schleier wieder vor das Gesicht gelegt und ging vorüber dem Ausgang zu.
    Da überlegte Normann sich erst, daß sein Versteck unbeobachtet sei, und kroch dann heraus. Nach allen Seiten spähend, schlich er sich zwischen Platanen, Akazien, Zypressen, Trauerweiden und allerlei Sträuchern, mit denen die Gräber bepflanzt waren, weiter, um ja von dieser Ecke so weit wie möglich fortzukommen. Er gelangte dabei an einen breiten, offenen Gang der nicht zu vermeiden war, und lugte vorsichtig hinaus. Da erblickte er einen Polizisten, der von rechts daherkam, während links ein zweiter stand, der auf den ersteren zu warten schien.
    „Soll ich zurück, damit sie

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