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49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul

49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul

Titel: 49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Mein Kapitän weiß, woran er ist. Ich habe ihm gesagt, daß ich zu unbestimmter Zeit zurückkehren werde. Am liebsten käme ich erst dann, wenn ich eine Türkin mitbringen könnte. Also, gehen wir!“
    Sie brachen auf.
    Als sie aus dem Hause traten, war der Engländer der vorderste. Er zog den Fuß zurück und blieb innerhalb der Tür stehen.
    „Hole der Teufel den Kerl!“ brummte er.
    „Welchen Kerl?“ fragte Normann.
    „Diesen Derwisch. Da drüben steht er wieder und gafft hier an dem Haus in die Höhe.“
    „So möchte ich nur wissen, in welcher Absicht er uns beobachtet.“
    „Wollen wir ihn fragen?“
    „Er wird sich hüten, es zu sagen.“
    „Den Kerl sollte ich in London auf der Spionage erwischen! Ich jagte ihm den Regenschirm durch den Leib. Wollen wir uns das gefallen lassen?“
    „Was können wir dagegen tun?“
    „Oho! Ich bin ein Engländer und habe keine Lust, mir von einem heulenden Derwisch auf den Stiefeln herumtreten zu lassen. Ich werde ihm zu verstehen geben, daß er seine Augen da aufsperren soll, wo ich mich nicht befinde. Passen Sie auf, was ich machen werde!“
    Mit diesen Worten schritt der Lord auf den Derwisch zu und fragte ihn, natürlich in englischer Sprache:
    „Was machst du da?“
    „Ich verstehe dich nicht“, antwortete der Derwisch.
    „Packe dich fort.“
    „Allah inhal el Kelb!“ brummte der Türke.
    „Was sagt er da?“ fragte der Brite seine beiden Begleiter, die dabeistanden.
    Normann antwortete:
    „Was er sprach, war arabisch und heißt, Gott verdamme den Hund.“
    „Was, Hund nennt er mich? Mich, einen echten, richtigen Englishman? Hier, die Antwort!“
    Im nächsten Augenblick holte er aus und gab dem Derwisch ein paar so kräftige Ohrfeigen, daß dieser mit dem Kopf an die Mauer flog, an der er stand.
    „So! Jetzt hat er sie und kann sie ohne Quittung behalten. Gehen wir weiter!“
    Der Getroffene stand ganz bewegungslos, er sagte kein Wort und rührte keine Hand, aber in seinem Innern kochte es. Er wußte, daß er sich rächen werde, blutig rächen. Ein Ungläubiger hatte es gewagt, den gläubigen Sohn des Propheten zu schlagen!
    „Das war zu rasch gehandelt!“ tadelte Normann, der neben dem Engländer herging.
    „Wirklich? Sollte ich ihm die Ohrfeigen langsamer geben? Etwa im Tempo eines Trauermarsches?“
    „Gar nicht!“
    „Gar nicht? Alle Teufel! Er hat mich einen Hund genannt und mir die Verdammnis angewünscht.“
    „Das tat Ihnen nichts. Es ist für einen Christen gefährlich, in Konstantinopel einen Moslem zu schlagen.“
    „Soll ich etwa warten, bis ich den Halunken einmal in London oder Liverpool treffe?“
    „Scherzen wir nicht. Es ist geschehen, und so könnten wir es nun nicht ändern.“

ZWEITES KAPITEL
    Hinter Haremsmauern
    Der Derwisch stand allerdings nicht ohne Absicht auf seinem Platz. Wie bereits erwähnt, war ihm schon am Tag der Name der englischen Jacht aufgefallen. Er hatte ja aus diesem Grund den Lord nicht aus den Augen gelassen. Indem er diesem folgte und ihn beobachtete, hatte er bemerkt, daß er zu dem Sklavenhändler gegangen war, zu dem sich dann auch Normann, der Begleiter des Lords, begeben hatte. Der Derwisch hielt es für nötig, zu erfahren, wer Normann sei und was er bei dem Händler wolle. Darum trat er bei letzterem ein und klopfte an dieselbe Tür, durch welche der Maler eingelassen worden war.
    Als der Händler ihn bemerkte, öffnete er sofort die Tür. Die Derwische stehen nämlich im Geruch der Heiligkeit und werden, wenigstens in den unteren Volksklassen, stets mit Ehrfurcht behandelt.
    „Sei willkommen!“ begrüßte ihn Barischa. „Hast du mir einen Befehl Allahs zu überbringen?“
    „Nein. Ich komme in einer anderen Angelegenheit. Bist du gegenwärtig reich an schönen Sklavinnen?“
    „Ich habe immer die schönsten, die du in Stambul treffen kannst. Willst du dir einen Harem gründen?“
    „Nein. Du weißt, daß mein Orden mir dies verbietet. Aber ich habe von einem hohen Herrn den Auftrag erhalten, ihm eine Sklavin zu suchen, an der sich sein Auge erfreuen kann. Darum komme ich zu dir.“
    Das war nicht wahr, aber er erhielt dadurch Gelegenheit, mit dem Alten zu sprechen und sich in dessen Haus umzusehen.
    „Ist dieser Herr reich?“
    „Sehr. Er rechnet stets nach goldenen Beuteln, nicht nach silbernen.“
    „Verbietet dir nicht dein Orden, das Angesicht eines Weibes zu sehen?“
    „Meine Augen gehören nicht mir, sondern dem, für den ich die Sklavin besichtige, nicht ich sehe sie

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