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49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul

49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul

Titel: 49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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also, sondern er ist es, der sie sieht.“
    „So kannst du mir folgen. Ich werde dir alle zeigen, die vorhanden sind.“
    Der Derwisch wurde nun in ein größeres Zimmer geführt, wo die Mädchen versammelt waren. Er betrachtete sie mit innerem Vergnügen, behielt aber eine sehr ernste, würdevolle Miene bei. Er hatte geglaubt, Normann hier zu finden und fragte sich jetzt im stillen, wo derselbe wohl stecken möge. Er vermutete, daß wohl noch mehr Mädchen vorhanden seien, bei denen er den Gesuchten finden werde. Darum sagte er, als er sämtliche Sklavinnen mit dem Blick eines Kenners betrachtet hatte, zu dem Händler:
    „Sind das alle, welche du hast?“
    „Ja.“
    „Das bedaure ich sehr.“
    „Warum?“
    „Der Pascha, der mich sendet, hat mir genau beschrieben, wie diejenige sein muß, die er kaufen würde. Unter diesen hier befindet sich aber keine solche.“
    „Wie soll sie denn sein?“
    „Ich habe nicht die Erlaubnis erhalten, von dem Mädchen des Herrn zu sprechen. Wenn du weiter keine Mädchen hast, so muß ich gehen.“
    Der Händler überlegte einen Augenblick; dann sagte er:
    „Ist dieser Pascha wirklich sehr reich?“
    „Sehr. Er erfreut sich der ganz besonderen Gnade des Großherrn, der ihn mit Ehren und Kostbarkeiten überhäuft.“
    „Ist er geizig?“
    „Nein. Er hat eine offene Hand.“
    „So will ich dir sagen, daß ich allerdings noch eine Sklavin besitze, eine einzige. Sie ist die allerschönste, die ich jemals gehabt habe, und ich wollte sie dem Großherrn anbieten.“
    „Allah segne den Padischah! Aber warum soll gerade er diese Sklavin haben? Besitzt er nicht bereits die besten aller Länder? Soll ein anderer sich nicht auch eines schönen Weibes erfreuen?“
    „Du vergißt, daß der Großherr am allerbesten bezahlt. Er handelt niemals einen Para vom Preise ab.“
    „Du hast recht. Er handelt niemals. Entweder er bezahlt, was verlangt wird, oder er bezahlt gar nichts. Wenn ihm die Sklavin gefällt und er dir den Preis nicht gibt, kannst du ihn nicht beim Kadi verklagen. Hast du das noch nicht erfahren?“
    „Bereits einige Male.“
    „So tue, was dir dein Verstand gebietet. Zeige mir die Sklavin, damit ich wenigstens sehen kann, ob ich zu meinem Pascha von ihr sprechen darf.“
    „Ich werde dich zu ihr führen. Aber warte draußen, bis ich zurückkehre; ich werde sie benachrichtigen.“
    Barischa ging und der Derwisch kehrte einstweilen in die vordere Stube zurück. Dort befand er sich, als Normann gezwungen war, die Geliebte zu verlassen. Beide betrachteten sich im Vorübergehen nicht gerade mit sehr freundlichen Blicken. Als dann der Händler wiederkam, fragte der Derwisch:
    „Kaufen auch Franken Sklavinnen?“
    „Nein, nur Anhänger des Propheten haben die Erlaubnis, die Freuden der Seligkeit bereits auf dieser Erde zu genießen.“
    „Aber du siehst doch Ungläubige bei dir?“
    „Zuweilen. Sie kommen aus verschiedenen Gründen. Warum fragst du?“
    „Ich sah den Franken gehen, der jetzt bei dir war.“
    „Er befand sich bei der Sklavin, die ich dir zeigen werde.“
    „Hat er sie gesehen?“
    „Ja.“
    „Etwa gar entschleiert?“
    „Er mußte sie ohne Schleier sehen.“
    „Ist das möglich? Hat Allah dir den Verstand genommen, daß du eine Sklavin, deren Anblick einen Pascha erfreuen soll, den Augen eines solchen Hundes preisgibst?“
    „Ich weiß, was der Prophet und das Gesetz mir gebietet; aber ich muß die Vorteile meines Geschäftes berücksichtigen. Er kann nicht kommen, sie zu betrachten, und so wollte ich ihm ihr Bildnis senden. Dieser Franke ist ein Maler, der das Bild anfertigt.“
    „Es ist dennoch eine Sünde, ihm zu erlauben, das Angesicht einer Tochter des Propheten zu sehen.“
    „Sage mir, ob ein Tier, ein Hund ein Weib ansehen kann, ohne daß es eine Sünde ist?“
    „Das ist keine Sünde.“
    „Nun, dieser Christ ist ja auch nur ein Hund.“
    „Diese Entschuldigung will ich gelten lassen. Aber, darf der Maler mit der Sklavin sprechen?“
    „Kein Wort, ich habe den Wächter bei ihnen stehen.“
    „So will ich nicht berücksichtigen, daß das Auge eines Unberufenen auf ihr geruht hat. Zeige sie mir!“
    Der Händler führte ihn in das Zimmer, in dem Normann sich vorher befunden. Tschita saß noch auf dem Diwan, doch hatte sie den Schleier vor das Gesicht genommen. Der Derwisch konnte das Porträt nicht sehen, da der Maler es verhüllt hatte.
    „Erhebe dich vor dem Mann der Frömmigkeit und entferne den Schleier!“ gebot der

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