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49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul

49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul

Titel: 49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Überraschung gibt. Blicke her!“
    Er zog bei diesen Worten den Schleier von dem Bild. Kaum war der Blick des Paschas auf das Porträt gefallen, so stieß er einen lauten Schrei aus und sprang so hastig von seinem Kissen auf, daß er das Kaffeebrett eine ganze Strecke weit von sich fortschleuderte und die kostbare Phiole der Wasserpfeife zerbrach.
    „O Himmel! O Hölle!“ stieß er hervor. „Sehe ich recht?“
    „Kennst du sie?“ fragte Osman.
    „Anna von Adlerhorst! Sie ist es! Schweig! Das ist ihr Gesicht, ihr Mund, ihr goldenes Haar! Das sind ihre Augen, die wunderbaren Sterne, für deren Blick ich meine Seligkeit gegeben hätte, wenn er mir hätte leuchten mögen!“
    „Und doch ist sie es nicht. Es ist das Bild ihrer Tochter.“
    „Ihrer Tochter! Wie ist das möglich?“
    „Könnte jenes deutsche Weib jetzt so aussehen? Wäre sie jetzt so jung?“
    „Nein, nein. Du hast recht. Aber wie kann es hier in Stambul ein Bild ihrer Tochter geben?“
    „Ich kann es mir auch nicht erklären. Aber es ist dennoch sicher, daß diejenige, deren Bild du hier erblickst, die Tochter derjenigen ist, die deine Liebe verachtete, und zugleich die Tochter des ungläubigen, deutschen Hundes, der deinen Vater tötete.“
    „Ja, es muß so sein, es kann nicht anders sein. Das kann nur das Bildnis einer Ad – einer verfluchten Adlerhorst sein. Aber wo ist das Original? Wo ist es?“
    Der Derwisch weidete sich an dem Eindruck, den das Porträt hervorgebracht hatte.
    „Nun, Herr, gibt es Überraschungen?“ fragte er.
    „Ja, ja; das ist allerdings eine, und zwar eine große! Antworte!“
    „Willst du dieses Bild kaufen?“
    „Ist es zu verkaufen?“
    „Ja.“
    „Dann kaufe ich es. Ich bezahle, was dafür gefordert wird, sogleich, sogleich!“
    Der Pascha gab sich gar keine Mühe, seine Aufregung zu verbergen. Er bemerkte den höhnischen Blick des Derwisches nicht; er sah überhaupt nichts, nichts als das Bild.
    „Es soll fünf Beutel in Gold kosten.“
    „Fünf Beutel? Bist du toll? Das sind fast siebenundzwanzigtausend deutsche Mark!“
    „Vielleicht erhältst du es auch für vier Beutel, wenn du sofort bezahlst.“
    „Ein Bild kann doch nicht so viel kosten!“
    „Und doch sagtest du, daß du sogleich bezahlen werdest, was auch gefordert wird!“
    „Konnte ich einen solchen Preis wohl für möglich halten?“
    „Allerdings nicht. Ich habe aber eine Beruhigung für dich. So viel soll nämlich das Bild mit dem Original zusammen kosten.“
    „Mit dem Original? Also ist es hier in Stambul?“
    „Ja.“
    „Meinst du etwa eine Sklavin?“
    „Eine tscherkessische Sklavin bei dem Händler Barischa, den du ja auch kennst.“
    „Wie kommt die Tochter dieser – dieser – als Sklavin nach der Stadt des Großherrn?“
    „Das ist ein Geheimnis, das wir wohl noch ergründen werden. Sie soll verkauft werden, und zwar nebst diesem Bild und ihrer Mutter.“
    „Ihrer Mutter?“ fragte der Pascha, indem er vor Erstaunen einen Schritt zurückwich. „Ist auch Anna da?“
    „Anna?“ lachte der Derwisch in fast diabolischer Weise. „Du nennst sie Anna! War sie so sehr deine Freundin?“
    „Nein, nein! Aber antworte!“
    „Ja, sie ist da, stumm und ohne Hände.“
    „O Allah! Hast du sie gesehen?“
    „Nein. Sie soll mich nicht eher sehen, als bis sie sich in unserer Gewalt befindet. Dann wird ihr Entsetzen um so größer sein.“
    „Wie aber bist du auf den Gedanken gekommen, zu dem Verkäufer der Sklavinnen zu gehen?“
    „Ich folgte einem Engländer, der bei Barischa war. Der Mensch sah schrecklich aus. Seine ganze Kleidung bestand aus viereckigen, grauen und schwarzen Flecken, und er hieß auch Adlerhorst.“
    „Wie? Ein Engländer hatte diesen deutschen Namen?“
    „Er hatte ihn in englischer Sprache. Ein Dolmetscher erklärte es mir. Durch diesen Namen wurde ich aufmerksam gemacht und ging hinter ihm her.“
    Er erzählte nun das ganze Erlebnis. Der Pascha hörte dem Bericht mit größter Aufmerksamkeit zu:
    „Ich kaufe sie; ich kaufe sie natürlich“, sagte er eifrig. „Ich werde sogleich zu dem Händler reiten, obgleich ich keine Zeit habe; denn ich muß hinüber nach dem Kirchhof – ah, das weißt du ja noch gar nicht. Ich muß dir auch ein Bild zeigen.“
    „Wie? Auch du hast Bilder?“
    „Ein einziges.“
    „Du, ein gläubiger Moslem?“
    „Ich brauche es heute noch, um den Mann zu erkennen; dann verbrenne ich es oder lasse es ihm heimlich wieder in seine Wohnung legen, damit er nicht

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