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49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul

49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul

Titel: 49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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sofort zurückgeschreckt ist. Bist du etwa krank?“
    „O nein.“
    „Und doch bist du krank. Deine Wangen sind blaß. Hast du Schmerzen?“
    „Nirgends.“
    „Um so schlimmer. Wenn man blaß ist und trübselig ohne wirkliche Schmerzen zu empfinden, so ist es sehr gefährlich. Ich glaube, du mußt Luft und Sonnenschein haben. Hast du einmal vom Tal der süßen Wasser gehört?“
    „Wo die Frauen spielen?“ fragte sie rasch.
    „Ja, den Ort meine ich.“
    „Ich habe von ihm gehört.“
    „Möchtest du einmal hin?“
    „Oh, gern, so gern.“
    Ihre Augen strahlten vor Entzücken.
    „Nun, so will ich einen Wagen mieten. Du sollst hinausfahren.“
    „Heute? Jetzt, Herr?“
    „Ja, jetzt sogleich.“
    „Allah danke es dir! Wer fährt noch mit?“
    „Niemand. Die anderen sind nicht krank.“
    „Oh, eine ist doch krank, sehr krank, nämlich meine Mutter. Willst du nicht die Gnade haben, zu erlauben, daß ich sie mitnehmen darf?“
    „Ich will dir die Freude bereiten, hoffe aber, daß du um so munterer bist, wenn wieder ein Käufer kommt.“
    Das gab natürlich eine außerordentlich freudige Aufregung. Der Eunuch ging um eine Araba zu bestellen, einen zweirädrigen, von Ochsen gezogenen Wagen, in den Mutter und Tochter stiegen, ohne zu ahnen, daß sie nicht wieder zurückkommen würden.
    Die Vorhänge des Wagens wurden fest zugezogen. Niemand sollte die kostbare Perle sehen, die er enthielt. Der Händler schritt nebenher, und der Derwisch kam in einiger Entfernung stolz nachgeritten, gefolgt von den erstaunten Blicken der ihm Begegnenden, die noch nie in ihrem Leben einen Derwisch vom Orden der Heulenden auf einem so guten und kostbar gesattelten Pferde gesehen hatten. Der Weg ging durch Sankt Dimitri und Piali Pascha. Als sie den letzteren Stadtteil hinter sich hatten, ritt Osman voran. Er wollte der erste sein, der Mutter und Tochter empfing und sich an dem Schreck der beiden weiden konnte.
    Der Bote des Pascha war bereits dagewesen, und die Haremsdienerinnen hatten alles zum Empfange bereitgemacht. Kurze Zeit darauf knarrte der Wagen zum geöffneten Tor herein und hielt in dem Hof.
    „Steigt aus!“ gebot der Händler. „Wir sind an Ort und Stelle.“
    Das ganze, dem Pascha gehörige Grundstück bildete ein spitzwinkliges Dreieck, an dessen beiden langen Seiten die zwei Bäche flossen, die sich in dem spitzen Winkel vereinigten. Hart am Wasser, also von diesem bespült, stiegen die wohl sechs Meter hohen, starken Mauern empor. In derjenigen Mauer, welche die dritte Seite bildete und also von der einen bis zur anderen reichte, befand sich das Eingangstor, aus starkem, mit Eisen beschlagenem Holz gearbeitet und mit schweren Riegeln und Schlössern versehen.
    Durch dieses Tor gelangte man in den Hof und von diesem aus in das Gebäude, hinter dem dann der dreieckige Garten lag, der mit schattigen Bäumen bepflanzt und mit schön blühendem Buschwerk verziert war.
    Also in diesem Hof hielt der Wagen. Die beiden Frauen stiegen aus. Tschita blickte sich verwundert um.
    „Ich denke, wir fahren nach dem Tal der süßen Wasser?“ fragte sie befremdet den Händler.
    „Ja, das tun wir auch“, antwortete dieser mit einem befriedigten Lächeln.
    „Das kann doch hier nicht sein!“
    „Ganz recht. Ich habe euch vorher hierhergebracht, um euch zu Frauen zu führen, die mitfahren werden. Seht dort den Mann. Folgt ihm hinauf in die Gemächer. Er wird euch die Frauen zeigen. Ich warte hier, bis ihr wiederkommt.“
    Das beruhigte das Mädchen. Sie nickte ihrer Mutter aufmunternd zu und wandte sich mit ihr arglos nach der Tür, unter welcher der erwähnte Mann stand.
    Derselbe hatte ein hageres, keineswegs Vertrauen erweckendes Gesicht, und in seinem Gürtel steckte eine Peitsche, das sichere Zeichen, daß er hier eines hervorragenden Amtes waltete. Er betrachtete die Nahenden mit scharfen Augen, trat zur Seite, um sie einzulassen, und sagte:
    „Ich bin der Stellvertreter des Pascha, der Verwalter dieses Hauses. Ihr habt euch das zu merken. Folgt mir!“
    Sein Gesicht hatte einen schadenfrohen Ausdruck angenommen. Er wandte sich jetzt kurz um und schritt mit Tschita und ihrer Mutter durch einen Gang, der nach einem Innenhof führte. In der Mitte desselben befand sich ein von steinernen Sitzen umgebenes Wasserbassin. Der Hof wurde nicht durch Mauern, sondern durch einen viereckigen Säulengang gebildet, auf dem das Stockwerk ruhte. Die mit dichten Holzgittern versehenen Fensteröffnungen bewiesen, daß sich da die

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