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49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul

49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul

Titel: 49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Seine Brauen zogen sich drohend empor, und seine Augen blickten zornig auf. Er trat auf den Lord zu und sagte:
    „Hoffentlich wissen Sie, wo Sie sich befinden!“
    „Ja, bei Ihnen.“
    „So vergessen Sie nicht, wer ich bin!“
    „Oh, daran denke ich gerade sehr!“
    „Ich bin ein gläubiger Anhänger des Propheten, und Sie sind ein Giaur, den ich eigentlich gar nicht bei mir empfangen sollte. Ich habe hier zu gebieten, und wer sich hier befindet, der hat zu gehorchen.“
    „Etwa ich auch?“
    „Ja, Sie auch!“
    „Verteufelt, verteufelt! Nun, so befehlen Sie also gefälligst einmal!“
    „Geben Sie die Uhr heraus.“
    „Entschuldigen Sie, daß ich dazu ganz und gar keine Lust habe!“
    „Ich werde Sie zu zwingen wissen!“
    „Daran glaube ich nicht.“
    „Sie sollen sogleich sehen.“ Der Pascha klatschte in die Hände. Gleich darauf öffnete sich hinter ihm ein Vorhang durch den ein Sklave eintrat, ein langer, starker Kerl von kräftigem Aussehen.
    „Der Mann da hat eine Uhr von mir eingesteckt; nimm sie ihm wieder!“ befahl der Pascha.
    Das Gesicht des Lords glänzte vor Freude. Er hatte zwar den in türkischer Sprache gegebenen Befehl nicht verstanden, sah aber den Kerl auf sich zutreten und ahnte, was geschehen solle.
    „Gib die Uhr!“ meinte der Sklave, indem er die Hand nach ihm ausstreckte.
    Da aber trat der Steuermann vor. Ein Griff, und er hatte den Sklaven bei der Taille, hob ihn empor, trat an den Vorhang und schleuderte ihn da hinaus wie eine Puppe, mit der ein Kind spielt.
    „Recht so, Steuermann!“ lachte der Lord. „Sie sehen jetzt, Pascha, in welcher Weise wir mit uns reden lassen. Wollen Sie noch mehr von mir wissen?“
    „Ich werde Sie festnehmen lassen!“
    „Da fragen Sie nur vorher den Vertreter der Königin von Großbritannien um gütige Genehmigung! Vorher aber bitte ich Sie, mir gefälligst zu sagen, ob Sie vielleicht einmal in Deutschland waren?“
    „Was geht das Sie an!“
    „Sehr viel. Ich möchte nämlich zu gern wissen, ob Sie mit einem Adlerhorst zusammengetroffen sind.“
    Dies brachte den Pascha auf eine scheinbar sehr wohlgelungene Ausrede:
    „Ich traf allerdings einmal einen Deutschen, der sich so oder ähnlich nannte.“
    „Wo?“
    „Im Seebad, in Monaco.“
    „Ah, in dieser Spielhölle!“
    „Ja. Er hatte leidenschaftlich gespielt und dabei alles verloren. Zuletzt setzte er die Uhr, die ihm allein noch übriggeblieben war, und ich gewann sie.“
    Der Lord lächelte sehr listig blickte ihn von der Seite an und nickte anerkennend:
    „Sie sind ein Pfiffikus, ein großer Pfiffikus!“
    „Was meinen Sie?“
    „So gleich auf diesen Einfall zu kommen! Das könnte wohl erklären, wie Sie in den Besitz der Uhr gekommen sind; leider aber hat man in Berlin ein sehr gutes Sprichwort, das lautet: Es jinge wohl, aber es jeht nicht. Ausgesonnen haben Sie sich die Sache gut, aber geglaubt wird sie nicht.“
    „Herr, pochen Sie nicht zu sehr auf Ihre Nationalität! Ich dulde keine Beleidigung und wenn Sie tausendmal ein Engländer sind!“
    „Schön! Das ist sehr deutlich gesprochen, und so will ich ebenso deutlich antworten. Sie nannten sich einen rechtgläubigen Anhänger des Propheten; ich aber möchte doch nicht darauf schwören, daß Sie ein geborener Türke sind. Sie haben eine ausgesprochen französische Physiognomie; Sie sprechen ausgezeichnet französisch und deutsch; Sie befinden sich im Besitz deutscher Uhren – verteufelt, verteufelt!“
    „Ich bin sehr geneigt, Sie für vollständig verrückt zu halten, Mylord!“
    „Dagegen habe ich ganz und gar nichts. Wir sprechen ja überhaupt so, als ob wir gar nichts voneinander hielten. Ein Lord ist doch ein großer Kerl, und ein Pascha ist es auch; wir aber verkehren miteinander wie ein paar Packträger, die sich Feindschaft geschworen haben. Ich hoffe, daß dieser interessante Verkehr nicht so schnell abgebrochen werde. Was aber die Uhr betrifft, so meinen Sie wirklich, daß Sie dieselbe von einem Deutschen gewonnen haben?“
    „Ja.“
    „So, so! Sehr geistreich ist diese Finte nicht; das muß ich Ihnen in aller Aufrichtigkeit sagen. Es ist ganz und gar unmöglich, daß Sie die Uhr von ihm gewonnen haben können!“
    „Warum?“
    „Wenn ein Spieler kein Geld mehr hat und darum anstatt des Geldes irgendeinen Gegenstand setzt, so ist es allein Sache der Spielbank, diesen Einsatz anzunehmen oder nicht. Also kann nur die Bank die Uhr gewonnen haben, nicht aber Sie!“
    „Und ich habe sie dann der Bank

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