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49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul

49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul

Titel: 49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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abgekauft!“
    „Vorhin hatten Sie die Uhr gewonnen, und jetzt haben Sie dieselbe gekauft! Das ist die richtige Art und Weise, sich Glauben und Vertrauen zu erwerben. Nein. Ich bin Lord Eaglenest und lasse mich nicht täuschen. Übrigens wird sich die Bank dieses Falles noch erinnern. Solche Vorkommnisse werden notiert, und ich bin sehr gesonnen, mich zu erkundigen.“
    „Tun Sie, was Ihnen beliebt. Eins aber sage ich: Ich werde jetzt sofort zu dem Vertreter Englands gehen und mich über die Art und Weise beschweren, wie ein Untertan dieses Landes den Paschas des türkischen Reichs seine Besuche abstattet!“
    „Daran tun Sie sehr recht. Ich billige das so vollkommen, daß ich mich sogar erbiete, sie zu begleiten. Es ist besser, wir erscheinen beide zugleich, damit die Angelegenheit vereinfacht wird.“
    „Ich zweifle wirklich an Ihrer Zurechnungsfähigkeit. Wäre dies nicht der Fall, so würde ich anders mit Ihnen sprechen. Ihr ganzes Auftreten ist geradeso wie Ihr Äußeres im höchsten Grade bedenkenerregend. Sie haben mich beleidigt; Sie haben sich an meinem Diener vergriffen; ich werde mir dafür die nötige Genugtuung geben lassen.“
    „Recht so. Bis dahin aber wollen wir uns Lebewohl sagen.“
    „Ich sehe mich gezwungen, die Uhr in Ihrer Hand zu lassen, obgleich sie mein Eigentum ist.“
    „Und ich sehe mich gezwungen, sie mitzunehmen, weil sie das Eigentum meines Verwandten ist. Übrigens stehe ich Ihnen gern zur Verfügung. Meinen Namen kennen Sie. Meine Jacht ankert im Hafen. Dort bin ich zu finden. Allah behüte Sie oder behüten Sie Allah; es ist mir alles recht. Kommen Sie, Steuermann!“
    Sie gingen.
    „Verfluchter Kerl!“ brummte der Pascha grimmig in den Bart. „Ob er wohl von meiner Geburt und von meinen Verhältnissen etwas ahnt? Daß mir auch gerade diese Uhr abgenommen und von ihm gekauft werden mußte! Der hiesige Boden beginnt mir unter den Füßen warm zu werden!“
    Der Lord stieg mit dem Steuermann die Treppe hinab. Unten im Hof standen die Schwarzen, jetzt aber blieben sie nicht im Weg stehen, sondern sie stoben eiligst auseinander, als sie die beiden erblickten.
    In dem Eingang saß der Torwärter. Auch er erhob sich eiligst, als sie kamen und drückte sich möglichst an die Mauer. Er wollte die Muskelkraft des Seemannes nicht zum zweiten Male kennenlernen.
    „Was sagen Sie zu diesem Pascha?“ fragte draußen der Lord seinen Begleiter.
    „Der Kerl hat ein wahres Spitzbubengesicht.“
    „Ganz richtig! Und welch eine Unterhaltung! Was ich ihm gesagt habe, hätte ich keinem wirklichen Moslem, keinem echten Alttürken gegenüber wagen dürfen!“
    Jetzt mußten sie einem kleinen, aber glänzenden Zug ausweichen. Vier Träger brachten eine kostbare Sänfte, der zwei Vorläufer mit weißen Stäben in den Händen voranliefen. Die Vorhänge der Sänfte waren geschlossen, so daß man nicht sehen konnte, wer sich drinnen befand. Die Leute rannten in schnellem Tempo vorüber.
    „Das muß ein vornehmer Kerl gewesen sein“, bemerkte der Steuermann.
    „Oder eine vornehme Dame. Es ist doch auch möglich, daß eine türkische Lady dringesessen hat.“
    „Ich denke, daß dann Eunuchen nebenher gelaufen wären.“
    Der Steuermann hatte recht. Die Person, die in der Sänfte saß, war eine männliche.

DRITTES KAPITEL
    Die Tochter des Padischah
    Als die Träger der Sänfte vor dem Tor des Palastes Ibrahim Paschas angelangt waren, machten sie halt. Ein Türke stieg aus und schritt langsam, in gravitätischer Haltung nach dem Hof. Kaum hatte er denselben betreten, so rief einer der Schwarzen, der ihn erkannte: „O Allah! Der Großwesir!“ warf sich demütig zur Erde, und die andern taten dasselbe.
    Daß derselbe in dieser unauffälligen Weise kam, mußte ganz besondere Gründe haben. Gewöhnlich bewegt sich dieser Allerhöchste aller Würdenträger mit ebensolchem Pomp wie der Großherr selbst auf den Straßen. Er hatte jedenfalls die Absicht, keine Aufmerksamkeit zu erregen.
    Als er über den Hof schritt, stieß er einen der daliegenden Sklaven mit dem Fuß an.
    „Hund, ist dein Gebieter daheim?“
    „Ja, o Herr!“ antwortete der Sklave, ohne den Kopf zu erheben. Dem Großwesir direkt in das Gesicht zu sehen, wäre ja ein sehr strafbares Verbrechen gewesen.
    „Eile und sage ihm, daß ich komme.“
    Der Sklave sprang blitzschnell von der Erde empor und schoß davon. Der Wesir folgte langsam. Bald darauf kam ihm der Pascha eiligst entgegen und verneigte sich so tief, daß er mit dem

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