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49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul

49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul

Titel: 49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ihm entgegengeflogen sein, obgleich ich die Tochter des Padischa bin und nicht weiß, welchen Namen er trägt und welcher Ort seine Kindheit gesehen hat.“
    Diese Worte ermutigten ihre Gefährtin. Sie hatte erfahren, was sie nicht geahnt. Darum fragte sie jetzt im Ton teilnehmenden Erstaunens:
    „Wie? Ist es wahr? Du liebst?“
    „Ja, meine Liebe. Dir will ich es gestehen.“
    „Und ich wußte nichts!“
    „Weißt du nicht, daß man das Allerheiligste der Moschee und aller Tempel nicht jedem öffnet? Aber in dein Herz will ich mein Geheimnis legen. Ja, ich liebe, ich liebe mit meiner ganzen Seele. Und weil ich es keinem und keiner sagen durfte, ist diese Liebe so mächtig, so allgewaltig geworden. Ich bekam einst ein Buch in französischer Sprache in die Hand. Es enthielt allerlei Gedichte von französischen und auch fremden Dichtern. Darunter war eins, das die Liebe verglich mit dem Feuer, mit der heißen Kohle – “
    Da fiel die andere schnell ein:
    „Kein Feuer, keine Kohle kann brennen so heiß,
Wie heimliche Liebe, von der niemand was weiß.“
    „Wie, du kennst diese Verse?“
    „Ja. Ich habe dir diese Worte allerdings nur in arabischer Sprache gesagt, in der sie sich leider nicht reimen.“
    „In welcher sind sie denn gedichtet?“
    „In deutscher.“
    „Verstehst du etwa diese?“
    „Ja.“
    „Ah, das ist wieder eine neue Entdeckung die ich an dir mache. Du verstehst Deutsch, ohne daß ich eine Ahnung davon gehabt. Hätte ich es früher gewußt, so hätte ich dich längst gebeten, meine Lehrerin zusein.“
    „Wie, du wolltest die deutsche Sprache lernen?“
    „Ja. Wunderst du dich darüber?“
    „Ist es nicht zum Verwundern? Eine türkische Sultana will Deutsch lernen!“
    Das Gesicht der Prinzessin war ernst geworden. Sie blickte nachdenklich zu Boden und antwortete:
    „Ja, es wird Zeit, daß sich sogar der Orientale mit dieser Sprache befaßt. Wir halten den Islam für den allein rechten Glauben, und ich als Mohammedanerin will an dieser Säule nicht zu rütteln wagen. Wir verschmähen es, uns mehr, als unumgänglich nötig ist, mit dem Abendland zu befassen, und doch sind wir in so mancher Beziehung von den Engländern, Franzosen und Russen in Abhängigkeit gesetzt. Wir haben schon längst begonnen, die Sprachen dieser drei Nationen zu studieren, aber was bringen uns diese Leute? Der Engländer ist ein Krämer, er kommt zu uns, um uns auszusaugen, wie er es mit allen Völkern tut. Der Franzose überschwemmt uns mit Parfüms und schönen Redensarten, ohne uns wirklichen Nutzen zu schaffen. Der Russe ist ein Barbar, der uns in demütiger Aufrichtigkeit sagt, daß er einfach kommt, um uns abzuschlachten. Alle nennen den Türken den kranken Mann, keiner aber bringt die echte Arznei, die ihm Heilung geben könnte. Ein einziger nur ist aufrichtig: der Deutsche. Er wirkt liebreich, still, ohne Geräusch, aber mit Überlegung und siegreicher Energie. Er ist stark und mild zugleich. Er kommt als Freund und bietet das, was er selbst in so hohem Grad besitzt: Intelligenz ohne Überhebung. Wie lange wird es währen, so wird er den Platz erringen, der ihm gebührt, und dann wird er an unsere Tür klopfen, um uns von den Blutegeln zu befreien, denen allein wir die Schwäche zu verdanken haben, über die man spottet.“
    Emineh hatte schnell, und mit ungewöhnlicher Erregung gesprochen.
    „Du bist beinahe begeistert!“ bemerkte die Freundin verwundert.
    „Begeistert? Nein, sondern zornig. Und dieser Zorn ist ein heiliger, ein wohlbegründeter. Blicke in die Geschichte unseres Reiches zurück. War der Türke früher nicht einfach, wahrheitsliebend, mutig und treu? Man sagt, daß er dies heute nicht mehr sei. Wenn diese Behauptung die Wahrheit enthält, wer ist schuld daran? Steige hinab in die Hefe des Volkes. Wer sind die Betrüger, die Lügner, die Feigen? Welcher Abstammung sind sie? Sind sie Türken? Nein. Von allen Seiten sind wir von Feinden umringt. Aber dort im Nordwesten ist ein Mann erstanden, der uns die Hand zur Hilfe bietet. Ihm können wir vertrauen – seine Sprache möchte ich verstehen. Und darum freut es mich, daß du ihrer mächtig bist. Von heute ab wirst du meine Lehrerin in der Sprache des Landes Germania sein. Willst du?“
    „Wie gern, wie so sehr gern! Ich konnte doch nicht ahnen, daß du dich in diesem Grad für Deutschland interessierst.“
    „Warum nicht?“
    „Du, die Gebieterin eines Harems! Du, eine türkische Sultana!“
    „Ja, man meint, daß die Bewohnerinnen

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