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5 1/2 Wochen

5 1/2 Wochen

Titel: 5 1/2 Wochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Kürten
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auf Französisch die Bitte geschrieben steht, mich Morgenfrüh möglichst wieder nach Orrison hochzufahren, gebe ich ihn an meine Vermieterin weiter und schau sie flehend an. Prompt bekomme ich zur Antwort, dass ihr Bruder das machen kann. Um wie viel Uhr ich denn weg wolle. Ich entscheide mich für acht und das scheint auch kein Problem zu sein. Ob ich denn auch um 20 Uhr Essen kommen wolle, sie kocht selbst und es ist in den 31 Euro, die ich bezahlen muss, inbegriffen. Natürlich mach ich da mit. Mir fällt in diesem Augenblick auf, wie lautstark mein Magen danach schreit.
    Ist mir jetzt schon Gott begegnet? Oder wer hat das so gerichtet? Mary und Lynn, ich danke euch! Ich gehe mit der Herbergsmutter in ihr Haus, das sich auf der anderen Straßenseite befindet, um die Formalitäten zu erledigen und den Pilgerpass stempeln zu lassen. Sie mag Ruddi und erzählt, dass sie auch einen Hund hat. Auf meine Bitte hin, holt sie ihn vom Hof ins Haus. Bevor ich ihn begrüßen kann, pinkelt der erst mal ein Regal an, damit wir gleich wissen, dass das seins ist. Sein Frauchen ist entsetzt, schimpft, schmeißt ihn im hohen Bogen wieder raus und wischt natürlich erst mal feucht durch. Tut mir leid, dass das so gelaufen ist. Umstände wollte ich natürlich keine machen. Da sie jetzt sauer ist, ziehe ich es vor, mich zu verabschieden.
    Glücklich und erleichtert gehe ich duschen, ziehe mir frische Kleidung an, wasche die getragenen Klamotten auf der Hand und hänge sie auf der Terrasse auf. Ein Ehepaar, ungefähr so alt wie ich, sitzt hier auf der Holzbank am Tisch. Er macht Notizen - sie hängt Wäsche auf. Sofort kommen wir ins Gespräch, nicht zuletzt durch Ruddi. Sie haben auch einen Hund. Wir Frauchen bzw. Herrchen haben uns immer was zu erzählen - erst recht auf dem Camino. Bei ihnen macht sich Sehnsucht breit. Ihr Hundekind ist zu alt für diesen Weg. Wenn ich mir vorstelle, ohne Ruddi unterwegs zu sein, macht es mich auch traurig. Ich weiß, dass er zuhause, egal wo ich ihn unterbringen würde, wahrscheinlich in den Hungerstreik treten oder an gebrochenem Herzen sterben würde. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir zwei alle eventuellen Schwierigkeiten meistern werden.
    Die beiden Pilger heißen Franz-Josef und Gabi und kommen aus Aachen. Er will im Anschluss an den Camino einen Vortrag darüber halten, deswegen hält er alles penibel genau schriftlich fest. Sie werden auch alle möglichen Sehenswürdigkeiten besuchen. Beide haben ein sehr großes Mitteilungsbedürfnis und reden zum Teil gleichzeitig. Das macht das Zuhören ein bisschen anstrengend, aber ich glaube, sie haben das Herz am richtigen Fleck. Wir genießen den Ausblick und den beginnenden Sonnenuntergang bis wir dann endlich zum Essen gehen können.
    Beim Betreten der „Bar“ - es könnte auch die Küche oder das Büro mit einer Theke sein - sehe ich einen sehr mürrischen Mann an einem Tisch, der mit Bürokram überladen ist, sitzen. Der grüßt noch nicht mal. Er ist ungefähr Mitte Fünfzig, untersetzt, hat so gut wie keine Haare auf dem bebrillten Kopf und guckt lustlos einfach nur in die Luft, ohne eine Miene zu verziehen. Welch dunkler Zeitgenosse! Gott sei Dank habe ich mit dem nichts weiter zu tun. Der scheint oft hier zu sein, wirkt ein bisschen wie eine Statue, die die Wirtin hingestellt hat und - wenn sie dran denkt - von Zeit zu Zeit abstaubt.
    Der Hunger ist bei uns allen sehr groß. Durch das private Wohnzimmer gelangen wir in den Essbereich. Wir nehmen an einem langen Tisch, an dem so um die zwanzig Personen sitzen können, Platz. Es ist ein gemütlicher Raum, mit Ausblick in einen großen, liebevoll angelegten Garten. Hier sehe ich auch den Besitz ergreifenden Haus-und-Hof-Hund liegen. Viele Gedecke stehen bereit. Bevor ich zu Ende überlegen kann, warum für drei Personen so ein langer Tisch gedeckt wird, trudeln nach und nach immer mehr Gäste ein. Und wieder denke ich: Wo kommen die denn jetzt her? Ich dachte, wir drei wären heute die einzigen Gäste. Es handelt sich nicht bei allen um Pilger. Hier gibt es auch Pensionszimmer für Menschen, die in den Bergen einen ganz normalen Urlaub machen. Klar, warum nicht? In den letzten 20 Jahren habe ich mich mehr als 30 Mal in Thomasgschieß in der Oberpfalz in Bayern erholt. Täglich bin ich dort ein Stück über den Jakobsweg gelaufen, ohne zu wissen, dass es ihn überhaupt gibt. Es hat mich allerdings oft gewundert, warum an der tschechischen Grenze in Tillyschanz/Eslarn der Hinweis

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