5 1/2 Wochen
Sorgen um uns, weil wir noch kein Bett für die Nacht haben. Sie unterstützt mich dabei, andere Pilger auf eine freie Schlafgelegenheit in ihren Zimmern anzusprechen. So gegen 20 Uhr geben wir auf. Es hat keinen Zweck, alle Betten sind belegt. Ich möchte noch erwähnen, dass auch die Hotelbesitzer sehr freundlich zu meinem Hund sind und ihn gleich mal mit Leckerchen willkommen heißen. Wäre noch ein Zimmer frei, dürfte er hier ohne Probleme mit übernachten.
Ich vertraue dem Universum. Wenn ich gelassen bleibe, wird sich schon alles fügen! Ich erhalte den Impuls, die übernächste Herberge zu besuchen. Mit Ruddi an der Leine betrete ich dieses uralte, sehr anheimelnde Gebäude. Mir ist bewusst, dass meine Chancen auf ein Lager in einer Herberge in Begleitung eines Hundes klein sind. Da ich bereits weiß, dass alle „normalen“ Betten belegt sind, spezialisiere ich mich auf das Außergewöhnliche. Ich habe ja schon die Bekanntschaft mit Kaminzimmern gemacht. Und die werden nun mal vorzugsweise in Herbergen an Hunde, die mit ihrem Menschen unterwegs sind, vermietet. Ich setze also auf die Barmherzigkeit der Hospitaleros und zeige gleich offen was ich so alles dabei habe. „Alle Betten sind belegt“, lautet die traurige Nachricht. Ich mache deutlich, dass ich 25 Kilometer gelaufen bin und auf der Straße nächtigen müsse, wenn ich hier kein Eckchen zum Schlafen bekäme. Traurig schüttelt die freundliche Señora den Kopf. Ich zeige auf Ruddi, der mitspielt, unaufgefordert brav „Sitz“ macht und sie von da unten mit seinem treuesten Hundeblick, den er draufhat, anschaut. Jetzt hat sie die Idee, auf die ich gehofft habe. Sie bietet mir das „Einzelzimmer für Hunde mit ihrem Besitzer“ an. Es ist ein riesiges, wunderschönes, gepflegtes, abseits von den anderen Schlafstätten liegendes Kaminzimmer, keine stinkigen Pilgerstiefel, kein Durchgang für andere.
Sie legt mir sofort eine Matratze hinein und macht mir klar, dass ich mich hier frei bewegen darf. Es ist eiskalt hier drin. Die alten Mauern sind bestimmt einen halben Meter dick. Mein Schlafsack ist zu dünn, um mich die ganze Nacht warm zu halten. Ich frage nach einer Wolldecke und bekomme zur Antwort, dass sie keine einzige Decke mehr haben. Hilfe suchend zeige ich ihr meinen Schlafsack und reibe fröstelnd über meine Arme. Ich höre regelrecht, wie die Maschinen in ihrem Kopf arbeiten und nach einer Lösung für meine Misere suchen. Sie läuft durch das ganze Haus und sucht nach einer Decke für mich.
Nach einigen Minuten sehe ich, wie sie das Gebäude verlässt. Na ja, dann wird Ruddi eben heute Nacht mit mir im Schlafsack liegen und seine eingebaute Heizung aufdrehen. Gerade als ich mich damit angefreundet habe, erscheint die Señora mit einem Strahlen in ihren braunen Augen und einer dicken Rolle unter dem Arm. Ich glaub es kaum, aber sie hat tatsächlich eine ihrer privaten Wolldecken von zu Hause geholt. Wenn das keine Aufopferung und Nächstenliebe ist, dann weiß ich es auch nicht. Ich kann nicht anders, als sie zu umarmen.
Als ich alleine bin, überlege ich, wie ich mich wohl am besten bette. Die Matratze liegt auf dem Boden. An den Wänden stehen lange Holzbänke ohne Lehnen. Kurzerhand schiebe ich die Bänke zusammen und lege die Matratze darauf. Das ist mit Sicherheit wesentlich wärmer, als auf dem Boden. Ich habe sogar ein Bettlaken und Kopfkissen bekommen. Mein Schlafsack und die Wolldecke aus privatem Bestand schmiegen sich an die saubere Unterlage und laden regelrecht zum Hinlegen und Schlafen ein.
Mit der Gewissheit, diese Nacht ein Dach über dem Kopf zu haben, mache ich mich zum Essen auf den Weg in das Hotel. Da muss ich Ruddi nicht verstecken, die kennen uns ja schon. Ich muss ein bisschen an der Bar warten, bis ein Tisch beziehungsweise ein Platz im Comedor frei wird. Natürlich macht es sich auch jetzt zum Abendessen bemerkbar, dass Hontanas voll mit Pilgern ist. Ich gestehe: Wenn ich nicht bald was zu essen bekomme, garantiere ich für nichts mehr! Dann muss ich auf die Jagd gehen!
Ungefähr 20 Minuten später ist es endlich soweit. Ich werde in den Speiseraum und an den einzigen freien Stuhl an einem Dreiertisch geleitet. Und wieder führt das Leben zusammen, was zusammen gehört. Da sitzen doch tatsächlich Ineke und eine junge Frau. Sie trinken Wein und haben unübersehbar jede Menge Spaß. Das ist doch genau das, was ich auch brauche. Ineke erkennt mich sofort, freut sich uns wiederzusehen und ist erleichtert -
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