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5 1/2 Wochen

5 1/2 Wochen

Titel: 5 1/2 Wochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Kürten
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konnte, weil er in der schmalen, dunklen Diele hinter mir stand. Sie lacht und schubst mich freundlich auf den Weg nach oben. Unterm Dach angekommen präsentiert sie mir ein kleines gemütliches Zimmer. Das gepflegte Bad befindet sich auf dem Flur. Es gibt noch zwei weitere Zimmer auf dieser Etage, dessen Bewohner sich mit mir das Bad teilen. Ich frage nach dem Preis. Sie erklärt mir, dass es sich um ein „Casa Rural“ handelt und die Übernachtung lediglich 18 Euro kostet. Im Erdgeschoss gibt es eine Gemeinschaftsküche, die ich benutzen dürfte. Casa Rural bedeutet: Haus mit mehreren Zimmern und gemeinschaftlichen Einrichtungen wie Küche, Bad und Wohnzimmer. Teilweise wohnen die Besitzer mit privatem Bereich im Haus. Diese Häuser werden meist zimmerweise, teils mit, teils ohne Verpflegung vermietet. Prima, dann weiß ich das jetzt auch. Da hat sich mir eine neue, sehr angenehme und dazu preiswertere Möglichkeit aufgetan.
    Nachdem ich meinen Rucksack abgestellt und die Schuhe gewechselt habe, begebe ich mich wieder nach draußen und laufe die Hauptstraße weiter entlang. Ruddi verlangt morgenfrüh sein wohlverdientes Futter. Nach zirka 500 Metern finde ich auf der rechten Seite einen kleinen Laden. Vor der Tür sitzen an einem Bistrotisch drei Spanierinnen in meinem Alter und amüsieren sich köstlich. Worüber weiß ich noch nicht so genau. Lachen die mich etwa aus? Ich höre mehrmals das Wort „rata“. Wollen die etwa meinen tapferen kleinen Hund als Ratte beschimpfen? Sollten die wirklich so bösartig sein? Das kann ich mir nun auch wieder nicht vorstellen. Ich bleibe freundlich, binde Ruddi an einen Pfahl unweit ihres Tisches und betrete den Laden.
    Nach einigen Anlaufschwierigkeiten versteht der freundliche Verkäufer, dass ich Futter für meinen Hund benötige. Er erklärt mir wild gestikulierend: „No Futter para el perro, pero Futter para la rata.“ Da! Schon wieder dieses Wort! Dann kann das nicht Ratte heißen, es heißt bestimmt Katze. Die Frauen finden also meinen Ruddi so süß wie eine Katze. Na klar, das Wort hat der sympathische „in-Schluppen-Verkäufer“ in Lorca doch auch benutzt! Also übersetze ich das mal mit: „Kein Futter für den Hund, aber Futter für die Katze.“ Meine Antwort lautet also: „Si, si, okay, Futter para la rata.“ Er sieht mich erstaunt an und fängt laut an zu lachen. Also, wenn die jetzt hier so weiter machen, kauf ich gar nichts! Ich lass mich doch nicht hochnehmen! Hab ich vielleicht ne Spaghetti im Gesicht? Wo bin ich denn hier gelandet? Bevor ich mich entschließe den Laden einfach zu verlassen, hat er mir das Trockenfutter eingepackt und nennt mir den Preis. Ich gebe ihm den gewünschten Euro und treffe draußen wieder auf die gut gelaunten Frauen.
    Sie zeigen auf die Tüte und ich habe nichts Besseres im Sinn als ihnen zu erklären: „No Futter para el perro, pero Futter para la rata esta bien.“ Frei übersetzt: „Kein Futter für den Hund, aber Futter für die ,Katze´ ist gut.“ Sie halten sich den Bauch vor Lachen: „Rata... hahahihihaho... rata!“ Boah, ich muss hier weg, was denken die sich bloß?! Unverschämtheit! Verärgert trete ich den Rückweg an. Mit einiger Anstrengung lenke ich meine Gedanken wieder in eine positivere Richtung.
    „Zuhause“ angekommen, stelle ich mich erst mal ausgiebig unter die Dusche. Dann mach ich mich so „schick“ es geht und suche mit Ruddi in der Tasche das Restaurant am Parkplatz auf, das ich bei der Ankunft in Villafranca entdeckt hatte. Das vornehme Lokal ist gerammelt voll. Alle Tische sind besetzt. Also stelle ich mich in zweiter Reihe an die Theke und bestelle mir ein „lecker Bier“.
    Damit ich das Getränk überhaupt annehmen kann, macht der Mann neben mir Platz. Er prostet mir zu und spricht mich auf Englisch an. Er heißt Paul, ist 45 Jahre alt und kommt aus Colorado. Wir beide verstehen uns auf Anhieb. Mein Schulenglisch von vor 35 Jahren funktioniert wie von Geisterhand. Wir können uns gut verständigen und haben eine Menge Spaß. Nach einer Stunde wird endlich ein Tisch frei und wir stürzen uns fast gleichzeitig darauf. Wir haben beide mittlerweile sehr großen Hunger und bestellen uns eine Suppe. Das übliche Pilgermenü wird hier leider nicht angeboten. Das ist mehr ein Café als ein Restaurant. Es werden nur einzelne Tapas angeboten. Na ja, ist nicht so schlimm. Ein komplettes Menü habe ich mir heute nach schlappen 12,2 Kilometern auf dem Camino auch nicht wirklich verdient.
    Nach

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