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5 Auch Geister können sich verlieben

5 Auch Geister können sich verlieben

Titel: 5 Auch Geister können sich verlieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Cabot
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durcheinandergebracht.«

    »Nein.« Ich schüttelte den Kopf. »Das ist es nicht. Craig hat einen Schlag auf den Kopf bekommen. Daran hat es gelegen, schlicht und einfach. Es war ein Unfall, Neil. Ein Unfall, an dem dich keinerlei Schuld trifft.«
    Für einen Moment sah Neil aus, als wäre plötzlich über ihm die Sonne aufgegangen – nach endlosen Monaten voller Regen. Als könne er kaum glauben, was er da hörte.
    »Meinst du wirklich?«, fragte er.
    »Absolut«, antwortete ich. »Ganz genau so sehe ich die Sache.«
    Während das Neils Tag – oder seine ganze Woche – aufgehellt zu haben schien, runzelte Craig auf dem Rücksitz jedoch finster die Stirn.
    »Was soll das?«, brummte er. »Er hätte sterben müssen! Nicht ich!«
    »Anscheinend ja nicht«, sagte ich so leise, dass nur Craig mich hören konnte.
    Aber das war wohl nicht das gewesen, was er hätte hören wollen. Zwar war es die Wahrheit, aber die schien Craig ganz und gar nicht zu gefallen. Kein bisschen.
    »Wenn ich schon tot sein muss«, zischte er, »dann soll er das auch sein.«
    Damit stürzte er nach vorn und griff ins Lenkrad.
    Wir fuhren gerade eine besonders malerische Straße
entlang, die von Bäumen beschattet und von unzähligen Touristen bevölkert wurde. Kunstgalerien und Quilt-Läden – die meine Mutter liebte und ich wie die Pest mied – reihten sich links und rechts der Straße aneinander. Wir krochen im Schneckentempo voran, denn vor uns tuckerte ein Wohnmobil vor sich hin, und vor dem wiederum ein Reisebus.
    Aber als Craig ins Lenkrad griff, wurde das Heck des Wohnmobils mit einem Schlag riesengroß – und zwar weil Craig es gleichzeitig geschafft hatte, ein Bein nach vorne zu schwingen und seinen Fuß über den von Neil aufs Gaspedal zu rammen, was Neil aber nicht spüren konnte. Er wusste nur, dass er nicht aufs Gas getreten war. Hätte Neil nicht sofort reagiert, indem er den anderen Fuß auf die Bremse stemmte, und hätte ich nicht ebenfalls reagiert, indem ich das Lenkrad hart zurückriss, wir wären sicher dem Wohnmobil hinten reingekracht, oder schlimmer noch, in einen dichten Touristenpulk, was nicht nur uns, sondern auch eine Handvoll Unschuldiger ins Jenseits befördert hätte.
    »Was soll der Scheiß?«, brüllte ich Craig an.
    Neil bezog die Frage natürlich auf sich und antwortete mit zittriger Stimme: »Das war ich nicht, ich schwör’s. Das Lenkrad hat sich plötzlich zur Seite gedreht, ich hab gar nichts gemacht …«
    Aber ich hörte ihm nicht zu, sondern schrie weiterhin
Craig an, der anscheinend genauso durch den Wind war wie sein Bruder. Er starrte auf seine Hände, als hätten sie das Lenkrad ganz ohne sein Zutun herumgerissen.
    »Mach das nie, nie wieder!«, kreischte ich. »Nie wieder! Verstanden?«
    »Tut mir leid«, rief Neil. »Aber es war nicht meine Schuld. Ehrlich!«
    Craig stieß einen jämmerlichen kleinen Seufzer aus – und verschwand. Einfach so. Er dematerialisierte sich und ließ Neil und mich allein in der Tinte sitzen.
    Was eigentlich gar nicht so schlecht war. Ich meine, wir waren mittlerweile mitten auf der Straße stehen geblieben, und unser Gekreische hatte zusätzlich dazu beigetragen, dass uns jetzt Dutzende von Augenpaaren anstarrten. Zum Glück waren wir unverletzt – und die Leute da draußen auch. Wir hatten das Wohnmobil nur ganz leicht angetippt. Eine Sekunde später setzte es sich in Bewegung, und wir folgten seinem Beispiel mit wild pochendem Herzen.
    »Ich muss den Wagen unbedingt mal zur Inspektion bringen«, sagte Neil und umklammerte das Lenkrad so fest, dass seine Fingerknöchel weiß hervortraten. »Vielleicht ist ein Ölwechsel fällig oder so.«
    »Oder so.« In meinen Ohren rauschte das Blut. »Gute Idee. Vielleicht solltest du eine Weile lieber mit
öffentlichen Verkehrsmitteln fahren.« So lange, bis ich weiß, was ich mit deinem Bruder anstellen soll, fügte ich in Gedanken hinzu.
    »Ja. Wäre vielleicht besser«, entgegnete Neil matt.
    Wie es Neil ging, als wir schließlich vor meinem Haus hielten, weiß ich nicht, aber ich für meinen Teil stand ziemlich neben der Spur. Der Tag war echt ein Knaller gewesen. Es kam nicht oft vor, dass ich innerhalb von ein paar Stunden einen Zungenkuss verpasst bekam und einen Mordversuch überlebte.
    Trotz meiner eigenen Verwirrtheit hatte ich jedoch das Bedürfnis, etwas zu Neil zu sagen. Etwas, was ihm das schlechte Gewissen erleichterte, überlebt zu haben, während sein Bruder tot war. Und ihn gleichzeitig wachsam machte im

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