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5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen: Einsichten, die Ihr Leben verändern werden (German Edition)

5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen: Einsichten, die Ihr Leben verändern werden (German Edition)

Titel: 5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen: Einsichten, die Ihr Leben verändern werden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bronnie Ware
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konnte. Eine ganze Weile blieb ich so sitzen, dachte über das Leben nach und wie mich dieses Ereignis so vollkommen unvorbereitet getroffen hatte. Trotzdem akzeptierte ich, dass ich hier etwas zu geben hatte und dass jetzt genau das von mir gefordert war. Auf dem Rückweg kam ich zu einem festen Entschluss. Ich würde in dieser Situation mein Allerbestes geben, und den verlorenen Schlaf würde ich mir später zurückholen.
    Meine Arbeitgeberin kam am selben Tag vorbei und wehrte meine Erklärungen, ich hätte noch nie einen Toten gesehen, geschweige denn einen Menschen beim Sterben begleitet, mit den Worten ab: » Die Familie liebt Sie. Sie kriegen das schon hin. «
    » Sie kriegen das schon hin « ist so eine geläufige Redensart bei uns, dass ich das so akzeptierte. Ruths Zustand verschlechterte sich ab diesem Zeitpunkt rapide. An meinen freien Tagen lösten mich andere Pflegerinnen ab, und als sie immer mehr auf Hilfe angewiesen war, musste ich auch die Nachtschicht nicht mehr mitmachen. Die anderen riefen mich dazu, und ich beaufsichtigte sozusagen die ganze Pflege. Doch jetzt konnte ich immerhin richtig schlafen.
    Die Tage waren immer noch etwas Besonderes, und in den meisten Fällen waren Ruth und ich allein. Wir wohnten in einem ruhigen Viertel, in dem man nur ab und zu Gelächter vom hafennahen Park hörte. Heather besuchte uns regelmäßig, ebenso James und eine Reihe von Spezialisten. Hier gab es für mich enorm viel zu lernen, und ich wuchs an meiner Rolle, ohne dass mir damals das Ausmaß bewusst wurde. Ich tat einfach, was getan werden musste, und stellte den Leuten jede Menge Fragen.
    Eines Morgens wollte ich gerade aus dem Haus gehen– ich hatte zwei Tage frei und freute mich schon, die Stadt zu verlassen, meinen Cousin zu besuchen und mal wieder ein wenig Leichtigkeit in mein Leben zu lassen. Da stieg mir der Geruch aus dem Schlafzimmer in die Nase. Die Nachtschwester hatte es entweder nicht bemerkt oder nicht bemerken wollen, in der Hoffnung, die Bescherung der Tagespflegerin überlassen zu können, die jeden Moment eintreffen musste. Dinge dieser Art bekam ich in den nächsten Jahren noch oft genug zu sehen.
    Ich brachte es nicht über mich, meine wunderbare Freundin auch nur eine Sekunde länger in ihren Exkrementen liegen zu lassen. Ihre Blase und ihr Darm hatten sich komplett entleert. Ruth lag ganz schlaff da und konnte mir nur mit leisen ächzenden Lauten antworten. Ihre wichtigsten Organe brachen zusammen. Widerwillig riss sich die Nachtschwester von ihrem Klatschblatt los und half mir, die liebe alte Dame umzuziehen und das Bett mit einem neuen Laken zu beziehen. Es war eine Erleichterung, als die andere Pflegerin eintraf und sofort mit Bestlaune ins Geschehen eingriff. Innerhalb kürzester Zeit war Ruth sauber und fiel in einen tiefen, erschöpften Schlaf.
    Als ich gegen Abend bei meinem Cousin auf dem Land saß, war ich mit dem Herzen immer noch bei Ruth. Ich war froh, meine freie Zeit mit ihm verbringen zu können, seine lockere, humorvolle Gesellschaft tat mir gut. Ich schaffte es trotzdem nicht, die vollen zwei Nächte bei ihm zu bleiben. Ruth ging mir einfach nicht aus dem Kopf, und ich war sicher, dass ihr nicht mehr viel Zeit blieb. Ich war gerade erst ein paar Stunden bei meinem Cousin, als mich meine Arbeitgeberin anrief, mir mitteilte, dass Ruth in den letzten Zügen lag, und mich bat zurückzukommen.
    Bei Einbruch der Dunkelheit war ich wieder in Sydney. Die düstere Stimmung im Haus war spürbar, noch bevor man eintrat. Heather war mit ihrem Mann da, außerdem die neue Nachtschwester, die gerade eingetroffen war, ein sehr nettes irisches Mädchen.
    Heather fragte mich, ob es mir etwas ausmachen würde, wenn sie jetzt ging. Freundlich erwiderte ich, sie solle tun, wonach ihr zumute sei. Also ging sie. Ich muss zugeben, dass es mir im ersten Moment ein bisschen schwerfiel, sie dafür nicht zu verurteilen. Ich stellte mir vor, wie es wäre, wenn meine eigene Mutter im Sterben läge– ich würde Himmel und Erde in Bewegung setzen, um bei ihrem Tod bei ihr zu sein.
    Man sagt, dass alles letztendlich auf Liebe oder Angst zurückzuführen ist: jedes Gefühl, jede Tat, jeder Gedanke. Ich nahm an, dass Heather sich bei ihrer Entscheidung von Angst hatte leiten lassen, und prompt fühlte ich eine Anwandlung von Mitleid und Liebe für sie. Von Anfang an hatte ich sie als eine sehr pragmatische Frau kennengelernt, manchmal vielleicht sogar arg sachlich, doch diese Situation befremdete

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