5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen: Einsichten, die Ihr Leben verändern werden (German Edition)
Meditation erlebt hatte, war sie davon ausgegangen, es wäre jetzt, wo sie heimgehen würde, eine ganz natürliche Sache. Sie hatte sogar erwartet, ihre Sitzungen würden nur noch intensiver. Doch stattdessen wurden nur meine Sitzungen intensiver. Jeden Nachmittag, wenn sie wegdämmerte, meditierte ich. » Hast du ein Glück « , sagte sie hinterher immer. » Ich bin so frustriert, ich kann nicht meditieren, und sterben kann ich auch nicht. «
» Vielleicht bist du wegen mir noch hier. Vielleicht gibt es noch ein paar Dinge, die ich von dir lernen muss, und deswegen ist deine Zeit noch nicht gekommen « , schlug ich vor.
Sie nickte. » Das kann ich akzeptieren. «
Aber wie immer, wenn zwei Leute in engeren Kontakt miteinander kommen, konnten beide Beteiligten voneinander lernen. Als ich das Thema Loslassen anschnitt, begann Stella mehr inneren Frieden zu finden. Während ich an ihrem Bett saß und erzählte, wie ich in der Vergangenheit gelernt hatte loszulassen, hörte sie mir aufmerksam zu.
Im Laufe der Jahre hatte ich immer darauf vertraut, dass die Dinge schon gut gehen würden. Ich erzählte ihr, wie ich mich vor ein paar Jahren einfach auf den Weg gemacht hatte, um irgendwohin zu ziehen, wo es ein bisschen kühler war– und beim Aufbruch hatte ich nur einen vollen Tank und fünfzig Dollar. Mir schwebte eine Stadt an der Südküste von New South Wales vor, also schlug ich ungefähr diese Richtung ein. Unterwegs besuchte ich Freunde, fand tageweise Arbeit, die es mir erlaubte, meine Reise fortzusetzen. Da ich schon immer nomadisch veranlagt gewesen war, hatte ich Freunde an allen möglichen Ecken und Enden, und es war herrlich, sie alle mal wiederzusehen. Manche von ihnen hatte ich fast ein Jahrzehnt nicht mehr getroffen. Irgendwann kam ich in der Stadt an, die ich mir ausgesucht hatte, wenn auch mit sehr wenig Geld in der Tasche.
Den schönsten Blick der Stadt bot ein Campingplatz auf einer Landzunge, von dort oben sah man auf den mächtigen Pazifik. Ich blieb dort, um zu übernachten. Der Rücksitz meines alten Jeeps war ausgebaut und durch eine Matratze ersetzt worden, und wenn ich weiterfahren wollte, zog ich einfach die Vorhänge hoch. Voilà, so einfach war Mobilsein. Ich sondierte die Jobs in der Stadt, und zunächst sah es ein bisschen schwierig aus. Es war Herbst, meine liebste Jahreszeit. Also genoss ich einfach ein paar Tage das herrliche Wetter und ging viel spazieren.
Allerdings konnte ich mir so die Miete für den Wohnwagenplatz dauerhaft nicht leisten. Mir ging das Geld aus, und ich war nur noch dort, um zu duschen und damit ich eine Basis hatte, während ich mir die ersten Kontakte in der Stadt aufbaute. Also kaufte ich mir ein paar Essensvorräte und fuhr aufs Land. Ich folgte den Schildern zu einem nicht allzu weit entfernten Fluss ins Binnenland. Da ich bislang immer schon darauf vertraut hatte, dass alles gut gehen würde, wusste ich, dass ich mich meinen Ängsten frontal stellen musste. Wenn ich etwas durch bloße Zuversicht erzwingen wollte, musste ich zuerst mein Hirn ausschalten, und das war immer der schwierigste Part.
Ungesunde Denkmuster meldeten sich zurück, Folgen meiner alten Konditionierungen und den Behauptungen der Gesellschaft, man könne nicht so leben. Die alten Ängste rührten sich wieder, und ich überlegte krampfhaft, wie um alles in der Welt ich die Dinge auf die Reihe kriegen sollte. Das Einzige, was mich in der Vergangenheit in so einem Moment immer gerettet hatte (und mich auch jetzt wieder retten würde), war die Konzentration aufs Hier und Jetzt. Um sich seinen Ängsten zu stellen, gibt es keinen besseren Ort als die Natur, wo man in den normalen Rhythmus des Lebens zurückfinden kann.
Nachdem ich meine Ängste zum Schweigen gebracht hatte, genoss ich wunderbare Tage, an denen ich einfache, vollwertige Nahrung verzehrte, im kristallklaren, reinigenden Flusswasser schwamm, die seltsamsten Formen von Flora und Fauna beobachtete, den zahllosen Varianten des Vogelgesangs lauschte und las. Es war eine andächtige, wunderschöne Zeit, in der ich Weite atmete.
Es vergingen knapp zwei Wochen, bis ich zum ersten Mal Menschen sah. Der Tag war sehr schön. Es handelte sich um eine Familie– drei Generationen–, die ein Picknick am Fluss machten. Daraus schloss ich, dass wohl gerade Wochenende sein musste. Ich ließ meinen Jeep unversperrt zurück und brach zu einem großen Spaziergang durch den Busch auf, damit die Leute den Ort allein genießen konnten. Am
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