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5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen: Einsichten, die Ihr Leben verändern werden (German Edition)

5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen: Einsichten, die Ihr Leben verändern werden (German Edition)

Titel: 5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen: Einsichten, die Ihr Leben verändern werden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bronnie Ware
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Spätnachmittag lag ich in meinem Auto, Türen und Heckklappe standen offen, und las. Die Dämmerung warf ein magisches Licht durch die Bäume.
    Als die Familie aufbrach, trennte sich die Mutter der beiden Kinder, eine Frau in meinem Alter, kurz von der Gruppe. Ihr Mann, ihre Eltern und die Kinder gingen schon zum Auto. Sie kam zu mir herüber und beugte sich in meinen Jeep. Ich blickte überrascht auf und lächelte sie an. Sie flüsterte mir einfach nur zu: » Ich beneide Sie um Ihre Freiheit. « Wir mussten beide lachen, und sie ging, ohne noch ein Wort zu sagen oder eine Antwort abzuwarten.
    Als ich in der Nacht bei offenen Vorhängen in meinem Jeep lag, die Frösche am Fluss quakten und eine Million Sterne mir Gesellschaft leistete, lachte ich noch einmal, als ich an die Frau dachte. Sie hatte recht. Ich war so frei, wie irgend möglich. Mein Geld und meine Essensvorräte reichten gerade mal für die nächsten Tage, aber in diesem Moment war ich so frei, wie ein Mensch nur sein kann.
    Die Leute haben mich oft gefragt, ob ich bei meinen ganzen Reisen in den Busch oder an andere Orte Australiens keine Angst gehabt hätte. Die Antwort lautet Nein. Nur ganz selten hatte ich dazu mal Grund. Es gab ein paar Situationen, die vielleicht ungut hätten ausgehen können, zum Beispiel mein Erlebnis beim Autostop. Aber ich hatte es ja heil überstanden, und schließlich lernt man ja gerade aus solchen unschönen Erfahrungen. Da ich jeden Schritt intuitiv tat, versuchte ich immer, so zuversichtlich wie möglich voranzugehen, denn ich wusste ja, dass ich am Ende zurechtkommen würde.
    Alles in allem sind wir aber doch soziale Wesen, also machte ich mich irgendwann wieder auf den Weg zurück in die Stadt. Ich rief meine Mutter an, zu der ich eine gesunde, liebevolle Beziehung habe. Da sie meine Mutter ist, machte sie sich natürlich immer ein wenig Sorgen um mein Wohlergehen. Aber sie spürte auch, dass dieses Nomadenleben zu mir gehörte. Sie verurteilte meine Entscheidungen nie, war aber jedes Mal erleichtert, wenn ich mich wieder bei ihr meldete. Am Vortag hatte sie für zwei Dollar ein Los gekauft, sie wollte mir im Falle eines Gewinns das Geld schenken. Sie ist von Natur aus ein so freigebiger Mensch, dass das Leben sie im Gegenzug auch reich beschenkt– und prompt gewann ihr Los.
    » Du gibst mir auf so viele andere Arten etwas « , sagte sie. » Ich bestehe darauf, dass du das Geld nimmst. Es ist sowieso nur zu mir gekommen, weil ich dir damit helfen wollte. « So kam ich also zu Geld, von dem ich wieder ein paar Wochen bestreiten konnte.
    Als ich am nächsten Morgen in meinem Jeep auf dem Campingplatz aufwachte, stand ich auf und machte mich auf den Weg nach unten zu den Klippen, um den Sonnenaufgang über dem Meer zu beobachten. Ich liebe diesen ersten Lichtschimmer, der aufsteigt, wenn die Sterne noch am Himmel stehen, und gleichzeitig ein neuer Tag beginnt. Während sich der Himmel von Rosa zu Orange verfärbte, saß ich auf den Klippen und sah einer Schule von Delfinen zu, die dort unten schwammen und aus purer Lebensfreude aus dem Wasser schossen. In diesem Augenblick wusste ich einfach, dass alles gut werden würde.
    Nachdem ich mit dem Besitzer des Campingplatzes ein langes, anregendes Gespräch über das Leben und das Reisen geführt hatte, kam er zu meinem Jeep und hielt mir einen Schlüssel hin. » Hier. Van Nummer acht brauche ich die nächsten zehn Tage nicht. Nimm ihn, und komm bloß nicht auf die Idee, mir einen Cent dafür zu bezahlen. Wenn meine Tochter in ihrem Jeep schlafen würde, würde ich auch hoffen, dass jemand so etwas für sie tut. «
    » Danke, Ted « , sagte ich und musste vor lauter Dankbarkeit ein paar Tränen unterdrücken.
    Also hatte ich für die nächsten zehn Tage ein Dach über dem Kopf und konnte mir sogar etwas kochen. Allerdings begannen mich in dieser Zeit wieder Ängste wegen meiner Situation zu quälen. Ich musste Geld verdienen. Meine Lebensmittelvorräte schwanden auch dahin. Jeden Tag klapperte ich sämtliche Läden in der Stadt ab und lernte dabei auch jede Menge prima Leute kennen, doch ein Job sprang dabei nicht heraus. Als ich die Landzunge hochging, zurück zu Campingplatz und Van, atmete ich tief durch, versuchte, meine Gedanken nur in der Gegenwart zu belassen, aber trotzdem eine Lösung für die Zukunft zu finden.
    Diesen Teil meines Lebens hasste ich. Diesen Zwang, immer wieder jede Vorsicht in den Wind zu schlagen und mich regelmäßig in solche schwierigen

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