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5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen: Einsichten, die Ihr Leben verändern werden (German Edition)

5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen: Einsichten, die Ihr Leben verändern werden (German Edition)

Titel: 5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen: Einsichten, die Ihr Leben verändern werden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bronnie Ware
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Schmerzen, was ihren Arzt in Erstaunen versetzte. Im Verlauf der Krankheit spürte Stella im Grunde in erster Linie Erschöpfung. Durch die Arbeit, die sie auf ihrer spirituellen Reise getan hatte, hatte sie eine sehr starke Verbindung zu ihrem Körper aufgebaut, das half ihr jetzt, so dass sie fast schmerzfrei war. Aus demselben Grund kam auch ihr Tod sehr sanft.
    Zwei, drei Tage vorher hatte ich bemerkt, dass ihre Finger stark angeschwollen waren. Nun schnitt ihr Ehering tief ins Fleisch und schien die Durchblutung dort zu stören. Als ich bei meiner Agentur anrief, erklärte mir die Krankenschwester, dass der Ring entfernt werden musste. George legte sich neben seine Frau auf das Bett, und ich bearbeitete ihren Finger mit Wasser und Seife, um den Ring behutsam abnehmen zu können. Es dauerte eine ganze Weile, und am Ende weinten sowohl Stella als auch George. Ich kam mir vor wie ein Monster, doch als es mir schließlich gelungen war, dieses Symbol ihrer Liebe zu entfernen, das sie ein halbes Jahrhundert an ihrem Finger getragen hatte, kamen auch mir die Tränen.
    George, der ein unglaublich lieber Mann war, gab ihr zärtliche Kosenamen, wie so oft während ihres langen Ehelebens. Ich verließ das Zimmer, damit die beiden diesen kostbaren Moment teilen konnten, in dem sie sich ganz nahe waren, vielleicht sogar das letzte Mal in ihrem Leben einander im Arm hielten. Weinend stand ich im Badezimmer, und trotzdem empfand ich es als Segen, dass ich Zeuge dieser tiefen Liebe hatte werden dürfen. So etwas hatte ich noch nie gesehen. Es verband sie eine tiefe Freundschaft, beide waren sanft und überlegt im Umgang mit anderen Menschen, aber vor allem miteinander. Die beiden weinen zu sehen, als der Ehering für immer von Stellas Finger gezogen wurde, tat mir sehr weh.
    Ihr Sohn und ihre Töchter kamen regelmäßig zu Besuch, und jetzt, wo es aufs Ende zuging, kamen sie noch öfter. Ich mochte sie alle. Sie waren sehr unterschiedlich, aber alles anständige, freundliche Menschen. Zu einer der Töchter hatte ich jedoch ein besonders enges Verhältnis.
    Eines Tages schlug das Wetter unerwartet um, und ich fror, weil ich nicht genug angezogen hatte. George bestand darauf, dass ich eine von Stellas Strickjacken überzog. Beide fanden, dass mir die Jacke ausgezeichnet stand. Es war so ein Kleidungsstück, das einem im Laden niemals ins Auge fallen würde, weil es einfach nicht zum eigenen Stil passt. Aber wenn man es anzieht, verliebt man sich sofort. Die Familie, Stella inklusive, schenkte mir die Strickjacke. Heute, Jahre später, trage ich sie noch immer. Stella hatte wirklich einen ganz schön guten Geschmack.
    In derselben Nacht, ich war zu Hause und schlief, fiel sie ins Koma. Als ich am nächsten Morgen kam, herrschte im ganzen Haus andächtige Stille. George und David, der Sohn, waren dort. Während eine sanfte Brise durch die Schlafzimmertür hereinzog, lag George neben seiner schönen Frau auf dem Bett. Er hielt ihre Hand, die langsam kalt wurde. Stella war noch am Leben, aber in solchen Fällen, wenn der Tod bald eintritt, wird die Durchblutung in den Gliedmaßen immer schlechter. Auch ihre Füße waren schon kalt. David saß auf einem Stuhl neben dem Bett und hielt ihre andere Hand. Ich setzte mich auf einen zweiten Stuhl und legte ihr die Hand auf den Fuß. Es war mir wohl ein Bedürfnis, sie ebenfalls zu berühren.
    Nach über zwölf Stunden in tiefem Koma schlug Stella die Augen auf, blickte zur Decke und lächelte. George setzte sich auf. » Sie lächelt « , stellte er verblüfft fest. » Sie lächelt irgendetwas an. «
    Stella war sich unserer überhaupt nicht mehr bewusst. Doch wem oder was ihr Lächeln auch gegolten haben mochte, es befestigte einen Glauben in mir, der seitdem nie mehr ins Wanken gekommen ist. Nachdem ich selbst schon durch Meditation herrliche Orte gesehen hatte, die weit jenseits des normalen, menschlichen Erfahrungsbereiches lagen, hatte ich nie bezweifelt, dass es ein Leben nach dem Tod gibt. Aber als ich jetzt sah, wie verblüffend glücklich Stella aussah, als sie mit offenen Augen zur Decke blickte und lächelte, war ich endgültig überzeugt, dass mich nichts mehr von dieser Annahme abbringen würde. Es gibt einen Ort, an den wir nach unserem Tod gehen oder zurückgehen.
    Nach diesem Lächeln stieß Stella einen kleinen Seufzer aus, ihre Augen rollten nach oben, und es war still. George und David sahen mich an, als erwarteten sie eine Bestätigung von mir. Nachdem ich zuvor nur Ruth

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