5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen: Einsichten, die Ihr Leben verändern werden (German Edition)
Haus geraucht hatte. Die Krankheit war aggressiv, und innerhalb eines Monats war Grace völlig entkräftet und bettlägerig. Sie konnte nur noch langsam mit einer Gehhilfe ins Bad schlurfen, wenn ihr jemand dabei half. Die Träume, die sie ein Leben lang aufgeschoben hatte, würde sie nicht mehr ausleben können. Es war zu spät. Der Kummer darüber ließ ihr keine Ruhe und quälte sie sehr.
» Warum habe ich nicht einfach getan, was ich wollte? Warum habe ich ihm erlaubt, mir ständig Vorschriften zu machen? Warum war ich nicht stark genug? « Diese Fragen hörte ich immer wieder. Sie war wütend auf sich selbst, weil sie nie den nötigen Mut gefunden hatte. Ihre Kinder bestätigten, was für ein hartes Leben sie gehabt hatte, und bemitleideten ihre Mutter ebenso wie ich.
» Lassen Sie niemals zu, dass irgendjemand Sie von dem abhält, was Sie wollen, Bronnie « , sagte sie. » Bitte versprechen Sie das einer sterbenden Frau. « Ich versprach es und erklärte ihr, dass ich das Glück hatte, Tochter einer großartigen Mutter zu sein, die mir als lebendes Beispiel Unabhängigkeit beigebracht hatte.
» Schauen Sie mich an « , fuhr Grace fort. » Ich sterbe. Ich sterbe! Wie konnte ich nur jahrelang darauf warten, frei und unabhängig zu sein… und jetzt ist es zu spät?! « Es war zweifellos eine tragische Situation, die mich in den folgenden Jahren immer wieder daran erinnerte, so zu leben, wie ich es mir wünschte.
In ihrem Schlafzimmer, das mit Erinnerungsgegenständen und Fotos ihrer Familie geschmückt war, unterhielten wir uns in den ersten Wochen stundenlang. Doch es ging rapide bergab mit ihr. Grace erklärte, sie sei überhaupt nicht gegen die Ehe. Ihrer Meinung nach konnte sie etwas Wunderschönes sein, eine großartige Chance, durch gemeinsames Lernen zu wachsen. Sie war allerdings gegen die Doktrin ihrer Generation, die verlangte, dass man auf Gedeih und Verderb in seiner Ehe ausharren musste. Sie selbst hatte es so gemacht und dabei ihr eigenes Glück verpasst. Sie hatte ihr Leben ihrem Mann gewidmet, der ihre Liebe für selbstverständlich nahm.
Jetzt, wo sie starb, war es ihr egal, was die Leute von ihr dachten, und sie ärgerte sich darüber, dass sie nicht früher an diesen Punkt gekommen war. Grace hatte den Schein gewahrt und gelebt, wie andere es von ihr erwarteten, und erst jetzt wurde ihr klar, dass sie sich selbst so entschieden hatte und dass ihre Entscheidung auf Angst basierte. Obwohl ich alles tat, um ihr zu helfen, und ihr klarzumachen versuchte, wie wichtig es war, sich selbst zu vergeben, machte sie die Erkenntnis, dass es zu spät war, völlig fertig.
Die meisten meiner Aufträge waren dieser Art: die längerfristige Betreuung eines einzelnen Patienten, bei dem ich bis zu seinem Tod blieb. Zwischen diesen Aufträgen pflegte ich im Laufe der Jahre noch andere Sterbende, die ich nur ein paar Mal sah. Und Graces kummervolle, verzweifelte, frustrierte Worte bekam ich von vielen zu hören. Von allem, was ich an den Sterbebetten hörte und lernte, von allem, was die Sterbenden rückblickend am meisten bereuten– dies war die häufigste Aussage: Sie bedauerten, sich bei der Gestaltung ihres Lebens nicht selbst treu gewesen zu sein. Und diese Erkenntnis war gleichzeitig die, die am meisten Schmerz verursachte, weil es für die Patienten zu spät war.
» Ich hätte ja gar kein besonders großartiges Leben führen wollen « , erklärte Grace in ihrem Bett bei einer unserer zahlreichen Unterhaltungen. » Ich bin ein guter Mensch, ich wollte nie jemandem wehtun. « Grace war einer der nettesten Menschen, die ich je getroffen hatte, sie wäre sowieso nicht fähig gewesen, irgendjemandem wehzutun. » Aber ich hätte mir auch ein paar Sachen für mich gewünscht, und dazu hatte ich einfach nicht genug Mut. «
Jetzt begriff Grace, dass es für alle besser gewesen wäre, wenn sie solchen Wünschen nachgegeben hätte. » Na ja, für alle außer meinen Mann « , fügte sie hinzu, und man sah ihr an, wie sehr sie sich über sich selbst ärgerte. » Ich wäre glücklicher gewesen, und in unserer Familie hätte nicht jahrzehntelang Trübsal herrschen müssen. Warum hab ich mir das alles von ihm gefallen lassen? Warum, Bronnie? Warum? « Sie brach in herzzerreißendes Schluchzen aus, und ich hielt die liebe alte Dame in den Armen, solange die Tränen flossen.
Als ihre Tränen versiegt waren, sah sie mich fest entschlossen an. » Ich meine es ernst. Versprechen Sie dieser sterbenden Frau, dass Sie
Weitere Kostenlose Bücher