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5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen: Einsichten, die Ihr Leben verändern werden (German Edition)

5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen: Einsichten, die Ihr Leben verändern werden (German Edition)

Titel: 5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen: Einsichten, die Ihr Leben verändern werden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bronnie Ware
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hatte sterben sehen, wartete ich auf den letzten großen Atemzug, doch er kam nicht. » Ist sie tot? Ist sie jetzt tot? « , fragten sie mich. Aus ihren Stimmen sprachen Verzweiflung und herzzerreißender Kummer.
    Als ich an ihrem Hals nach dem Puls tastete, spürte ich nur den Rhythmus meines eigenen heftigen Herzschlags. Ich stand unter enormem Druck und hatte keine Ahnung, was ich tun sollte. Verzweifelt sahen mich die beiden an. Ich wollte nicht Stellas Tod verkünden, wenn sie am Ende noch mal zwei Tage weiterlebte oder auch nur noch einen letzten tiefen Atemzug tat. Ich betete stumm um Hilfe.
    Da kam auf einmal eine große Ruhe über mich, und ich wusste, dass sie von uns gegangen war. Es war so ein leichter, anmutiger und sanfter Tod gewesen, dass ich nicht hätte sagen können, ob sie wirklich gestorben war. Doch diese Welle von Liebe, die mich jetzt durchflutete, bestätigte mir, dass sie gegangen war. Ich nickte, und George und David verließen sofort das Zimmer. Das herzzerreißendste Schluchzen hallte durchs Haus, als George klar wurde, dass seine geliebte Frau nun für immer fort war. Ich blieb stumm bei Stella sitzen und ließ ebenfalls die Tränen fließen.
    Ein paar Stunden später, als die restliche Familie da war und man sich mit den praktischen Details auseinandersetzte, verabschiedeten wir uns voneinander. Aus dem Morgen war ein sehr heißer Tag geworden, und ich überlegte, was ich mit mir anfangen sollte. Ich wünschte mir irgendeine oberflächliche Art von Ablenkung. Noch immer besaß ich den Jeep, mit dem ich schon meine ganzen langen Fahrten gemacht hatte. Die Fahrertür musste man– schon seit einer ganzen Weile– kräftig zuknallen, damit sie richtig schloss. Heute jedoch zerbrach das Fenster der Fahrertür dabei in tausend Scherben, die in das Kartenfach an der Türinnenseite fielen. Ich starrte die Tür an. Die Ereignisse dieses Morgens hatten mich schon genug durcheinandergebracht, und dieser Riesenlärm verstörte mich zusätzlich. Ich sah aus dem Fenster, das jetzt bis auf ein paar Scherben nicht mehr verglast war, und akzeptierte, dass es wahrscheinlich das Beste für mich sein würde, einfach nach Hause zu fahren.
    Es dauerte drei Tage, bis das Ersatzfenster eintraf. Also verbrachte ich diese Tage zu Hause und unten am Hafen. Währenddessen dankte ich Stella die ganze Zeit dafür, dass sie mich nach Hause geschickt hatte. Es war das Beste für mich, denn hier konnte ich einfach ich sein. Ein paar Monate später bekam ich einen Brief von Therese, Stellas Tochter, mit der ich mich am meisten angefreundet hatte. Am Tag nach Stellas Tod war Therese die Straße entlanggegangen und hatte dabei natürlich an ihre Mutter gedacht. Da flog auf einmal ein riesiger weißer Kakadu vor ihr herab, so nah, dass sie den Luftzug von seinen Flügeln spürte. Stella war genau die Art Frau, die dazu fähig war, uns solche Zeichen zu schicken, und Thereses Brief freute mich ungeheuer.
    Nachdem ungefähr ein Jahr vergangen war, besuchte ich die Familie. Sie hatten mich zum Essen eingeladen, und ich freute mich sehr auf den Abend, vor allem auf ein Wiedersehen mit dem lieben George. Ich wollte wissen, wie er jetzt zurechtkam. Therese und ihr Mann waren ebenfalls da. Der Abend begann sehr nett, und ich freute mich zu hören, dass George sich viel mit anderen Menschen umgab, indem er zum Beispiel zum Bridgespielen ging. Dann kam die Unterhaltung auf das Thema, das mich mit meiner » Lüge « konfrontierte. Therese fragte mich, inwiefern der Tod ihrer Mutter anders gewesen sei im Vergleich mit meinen anderen Schützlingen, oder irgendetwas in der Richtung. Das war meine große Chance, um reinen Tisch zu machen und ihnen zu gestehen, wie unerfahren ich gewesen war, als ich Stella betreute.
    Ich glaube wirklich nicht, dass sie mir in diesem Moment böse gewesen wären, denn sie waren alle sehr froh darüber, was für gute Dienste ich geleistet hatte. Trotzdem konnte ich die Wahrheit nicht über die Lippen bringen, denn George freute sich so sehr, mich zu Gast zu haben, und machte immer wieder Bemerkungen, wie schön es war, dass wir alle mal wieder zusammen waren. Ich bin sicher, das brachte ihm Stella irgendwie ein bisschen zurück. Eigentlich hätte ich Therese an diesem Abend noch einmal beiseitenehmen wollen und ihr die ganze Geschichte erzählen, doch es ergab sich keine Gelegenheit.
    Da jeder von uns sein Leben weiterlebte, verloren wir uns danach recht bald aus den Augen. Aber ein paar Jahre später,

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