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5 Jahre - 5 Geschichten: Die besten Storys aus dem LYX-Schreibwettbewerb (German Edition)

5 Jahre - 5 Geschichten: Die besten Storys aus dem LYX-Schreibwettbewerb (German Edition)

Titel: 5 Jahre - 5 Geschichten: Die besten Storys aus dem LYX-Schreibwettbewerb (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: e-book LYX
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ist. Ich knurre laut, in der Hoffnung, dass sie mich hören und innehalten. Aufhören zu kämpfen, falls sie schon angefangen haben.
    Ich ziehe die Luft ganz tief in die Nase. Rieche mein Rudel und die Eulen, in deren Territorium ich mich befinde.
    Im Weiterrennen sehe ich hoch zum Himmel. Dort schweben sie. Angriffsbereit. Bis jetzt wachen sie noch, das ist ein gutes Zeichen. Das bedeutet, der Kampf hat noch nicht begonnen.
    Dann erspähe ich sie endlich. Auf einer Lichtung, umringt von großen Tannen. Sie stehen sich gegenüber, ihre Haltung ist angespannt. Ich verlangsame das Tempo.
    Keenan und Elias stehen vor dem Alphatier der Eulen, ein grauhaariger Mann, klein, aber muskulös und kompakt. Meine Raubkatze erkennt seine Stärke an. Sich mit ihm anzulegen, wäre ihr Tod. Eulen fliegen über der Lichtung, und ein paar unserer Krieger sind schon gewandelt. Sie sind in Angriffsstellung.
    Neun von zehn Kriegern sind hier und noch fünf weitere Männer des Rudels. Sie stehen alle hinter Elias. Doch die blauen Eulen sind in der Überzahl. Am Himmel zähle ich zehn und hinter ihrem Alphatier fast zwanzig. Trotzdem: Wir sind die Raubtiere hier.
    Ich knurre noch einmal laut. Alle drehen sich zu mir um. Kurz vor Keenan halte ich an und lege das Buch auf den Boden, das ich in meiner Schnauze getragen habe.
    Keenan sieht mich grimmig an, zieht aber sein T-Shirt aus und legt es mir ins offene Maul. Ich verschwinde kurz hinter einem Baum und wandle mich zurück in meine menschliche Hülle.
    Sein T-Shirt reicht mir bis zu den Knien. Doch statt den Moment auszukosten, seinen Geruch und seine Kleidung an mir zu tragen, schlüpfe ich schnell hinter der Tanne hervor.
    »Was machst du hier?« Vorwurf und Anklage liegen in seiner Stimme.
    »Ich verhindere, dass ihr euch grundlos an die Gurgel geht.«
    Elias spricht nun. Auch er klingt nicht erfreut: »Sie haben Anna und Sabrina getötet. Sollen wir warten, bis noch mehr von uns sterben?«
    »Sie haben den Tod verdient!«, schreit einer der Krieger.
    Ich drehe mich um und sehe, dass es Gabriel war. Er ist Keenans bester Freund. Wir verstehen uns eigentlich ziemlich gut. Er ist ein gut aussehender Kerl mit viel Charisma – und eigentlich auch mit viel Selbstbeherrschung.
    »Nein, das haben sie nicht. Ich glaube nicht, dass sie es waren«, erwidere ich. Ruhig, um die Blase nicht zum Platzen zu bringen. Es liegt ohnehin schon viel zu viel Testosteron in der Luft, denke ich. »Ich habe das Buch gelesen und jeden Ritualmord markiert, der mit Messerstichen zusammenhängt. Und ich sage euch, die blauen Eulen waren es nicht.«
    »Und wer war es dann?« Die Frage kommt von Rian, einem der Zwillinge. Er steht kurz davor, sich zu wandeln. Seine Stimme tief und heiser. Mir bleibt nicht mehr viel Zeit, um sie von ihrem Vorhaben abzuhalten.
    »Ich glaube, es waren Menschen. Ich müsste die Schnitte der Leichen sehen, um es hundertprozentig sagen zu können, aber ich bin mir sicher, dass es nicht die blauen Eulen waren.«
    »Sie ist ein kluges Mädchen, Elias. Du solltest auf sie hören«, stellt das Alphatier der Eulen mit ruhiger Stimme fest. Doch diese Ruhe ist trügerisch.
    Ein Knurren von Keenan ist die Antwort. »Sie geht dich gar nichts an.«
    »Oh, da haben wir wohl einen Nerv getroffen, Kater«, antwortet einer der männlichen Eulengestaltwandler, der neben dem Alphatier steht.
    »Halt die Klappe«, entgegne ich wütend.
    Die Eule ist still. Erstaunen zeigt sich in seinen Augen. Auch ein wenig Respekt. Er ist kein dominantes Männchen, denke ich spöttisch, und recke das Kinn noch ein wenig höher.
    »Warum bist du dir so sicher, dass sie es nicht waren?«
    »Es gibt einen Ritualmord in diesem Buch. Er nennt sich ›Der Rächer‹.« Ich spreche laut, damit es auch alle hören. »Ein Menschenbund im Mittelalter hat ihn erfunden. Dorfbewohner waren wütend auf die Adligen, die in ihrem Land herrschten. Also entführten sie deren Frauen, Geliebte und Töchter. Sie prügelten sie zu Tode und setzten Schnitte an ihren Oberkörpern. Jeweils zwei über die Brüste, fünf vom Bauchnabel runter zum Schambein, je drei Schnitte die Oberarme herunter und jeweils einen bei den Pulsadern. Danach legten sie die Leichen auf dem Land der Herrscher ab, natürlich ohne Spuren zu hinterlassen. Außer einer: Sie ließen Wappen zurück, nicht ihre eigenen, sondern die der anderen Adligenfamilien. So hetzten sie sie gegeneinander auf. Sie spielten mit ihnen, und am Ende gewannen sie. Die Fürsten bekriegten

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