5 Jahre - 5 Geschichten: Die besten Storys aus dem LYX-Schreibwettbewerb (German Edition)
dagegen tun können!«
»Ich bin kein verdammtes Kind mehr. Ich kann selbst auf mich aufpassen. Du hast nicht zu entscheiden, wo ich hingehe und was ich mache.« Nun brülle auch ich. »Ich gehöre mir. Nur mir selbst. Ich brauche dich nicht!« Jedes Wort betone ich einzeln.
»Nein!« Noch nie habe ich Keenan so schreien hören, und ehe ich weiß, wie mir geschieht, drückt er mich gegen einen Baum. Hart und schnell. Eingeklemmt zwischen dem Baum und seinen Muskeln sehe ich ihm zornig ins Gesicht. Doch als ich den Ausdruck in seinen Augen sehe, schwindet die Wut und weicht einem anderen Gefühl. Einem weitaus gefährlicheren: Sehnsucht.
Keenans Körper ist an mich gepresst. Sein Gesicht nur knapp vor meinem. Meine Katze fängt an zu schnurren, ein Wunder, dass es mir nicht über die Lippen schlüpft.
»Nein. Du gehörst mir. Nur mir!« Die Lautstärke hat sich verringert. Selbst der Zorn. Er klingt heiser. »Nur mir.« Seine Arme, die er eben noch neben meinem Gesicht abgestützt hatte, schließen sich fest um meine Hüftknochen. Gegen meinen Willen und gegen meine Gefühle spreche ich die Worte aus: »Lass mich los!« Ich lege die Hände auf seine Brust und versuche ihn wegzudrücken. Doch statt zurückzutreten, rückt er noch näher an mich heran. Ich hebe den Blick von unseren eng umschlungenen Körpern und sehe ihm ins Gesicht.
In seinen Augen liegt ein gieriges Glitzern. Eifersucht verzerrt seine Züge. Seine Nasenlöcher blähen sich. Und statt mich weiter zu wehren, wie ich es sollte, schmiege ich mich an ihn und recke ihm das Gesicht entgegen. Gleich gibt er auf, gleich weicht er zurück, denke ich bitter. Aber ich irre mich. Keenan packt meine Hüften noch ein wenig fester und hebt mich hoch. Unwillkürlich spreize ich die Beine. Schließe sie um sein Becken. Wir sehen uns in die Augen, während unsere Körper sich wie von selbst bewegen. Keenan neigt den Kopf. Meine Lippen zittern vor Verlangen. Als ich seinen Atem auf meiner Haut spüre, setzt mein Herz ein paar Schläge aus.
»Alles meins«, sagt er an meinen Lippen. Meine Haut spannt, und in meiner Mitte breitet sich ein Kribbeln aus. Wie Lauffeuer steckt es jede meiner Zellen in Brand. Ich lege die Arme auf seine Schultern und schließe die Hände um seinen Nacken. Kralle die langen Nägel in seine Haut. Keenans Blick wandert nach unten, und erst jetzt wird mir bewusst, dass ich nicht mehr anhabe als ein T-Shirt. Erregt fange ich an, mich an ihm zu reiben und mein Becken an ihn zu drücken. Der Druck gegen meinen Körper wird wieder fester, und ich bekomme die volle Härte seiner Lust zu spüren. Nur seine Hose trennt uns noch, und ich sehne mich nach vollem Körperkontakt.
Seine Augen finden wieder zu meinen, und kurz streifen sich unsere Lippen. Doch so schnell dieser Moment der Zärtlichkeit gekommen ist, vergeht er auch wieder. Sanft lässt Keenan mich herunter und tritt langsam zurück. Die Wärme, die seine Berührungen ausgelöst haben, schwindet. Noch zu schwach, um allein auf den Beinen zu stehen, stütze ich mich am Baum ab. Das Gefühl der rauen Rinde holt mich in die Wirklichkeit zurück. Noch einmal sehe ich ihm sehnsüchtig ins Gesicht und warte auf eine Erklärung, die nie kommen wird.
»Wir sollten gehen.« Er blickt auf den Boden und ballt die Hände.
Ich nicke, auch wenn ich weiß, dass er es nicht sieht.
Er klingt immer noch nicht wie ein Mensch: »Lana, ich – «
»Gehen wir«, falle ich ihm ins Wort. Ich will nicht hören, was er zu sagen hat. Will nicht schon wieder hören, dass er nur so für mich fühlt, weil er nicht anders kann.
Ich laufe los. Renne an Keenan vorbei und wandle mich im Sprung. Ich spüre, wie Keenan mir folgt. Höre seine Schritte und sein Schnaufen hinter mir. Der Wind fährt durch mein Fell. Schnuppernd hebe ich die Nase, tauche ein in den Wald, mit allen Sinnen, um nicht mehr an den Leoparden hinter mir zu denken.
6
Ich atme die schwere Nachtluft tief ein. Sauge sie gierig in meine Lunge. Doch der Schwindel vergeht nicht. Mein Magen dreht sich, und ich kann nur knapp verhindern, dass ich mich hemmungslos auf den Asphalt übergebe.
Eine warme Hand legt sich auf meinen Rücken. Streichelt sanft über den Stoff meines T-Shirts. Ein Zittern geht durch meinen Körper. Mein Bauch spannt sich an, und ich sehne mich danach, diese Hand an einer anderen Stelle zu spüren. Sofort weiß ich, wem sie gehört. Aber wie immer vergeht der Moment so schnell, wie er gekommen ist.
Ich nehme die Hand von der
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