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5 Jahre - 5 Geschichten: Die besten Storys aus dem LYX-Schreibwettbewerb (German Edition)

5 Jahre - 5 Geschichten: Die besten Storys aus dem LYX-Schreibwettbewerb (German Edition)

Titel: 5 Jahre - 5 Geschichten: Die besten Storys aus dem LYX-Schreibwettbewerb (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: e-book LYX
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tun, ist vollkommen legitim und nicht illegal! Ihr seid nur so aggressiv, weil ihr einmal nicht alles in der Hand habt und etwas nicht könnt, was wir können! Wahrscheinlich seid ihr, du und dein Gefolge, Fanatiker und jeder redliche Engel würde wegen euch vor Scham …«
    Blitzschnell legte sie ihre heiße Hand um meine Kehle und drückte zu, bis mir die Tränen in den Augen standen. Es war wahr, sie war keine schillernde Lichtgestalt mehr. Es war vergebens, sie mit Argumenten überzeugen zu wollen. Ich atmete keuchend und hechelnd ein und aus, während sie Druck auf meinen Kehlkopf ausübte. Meine Lunge begann zu schmerzen, und die Ränder meines Blickfeldes drehten sich. Als sie endlich von mir abließ, sackte ich zusammen und atmete rasselnd, gab Geräusche von mir, die an eine Ente mit Asthmaerkrankung erinnerten.
    Sie ließ jedoch keineswegs gänzlich von mir ab, sondern schien nur aufgehört zu haben, mich zu würgen, um einen bedrohlich aussehenden Dolch zu ziehen. Meinen bedrohlich aussehenden Dolch! Wahrscheinlich hatten sie ihn mir während meiner schmerzbedingten Nickerchen entwendet. Ein grausames Grinsen zeigte sich auf ihren Lippen, als sie den Dolch zwischen ihren langen Fingern drehte und dann an meinem Schulterblatt ansetzte. Die Klinge trennte ohne jeden Druck den Stoff auf.
    »Gestehe, dass das Institut London vorhatte, die Herrschaft der Engel in London zu stürzen. Gestehe die Absichten eurer Organisation, gegen uns zu revoltieren!«
    »Wir hatten zu keinem Zeitpunkt vor, gegen die Engel zu putschen, und es bestehen keinerlei Beweise oder Indizien, die dies auch nur annähernd …«
    Weiter kam ich nicht, denn das Messer trennte meine Haut in diesem Moment säuberlich auf. Eine gerade Linie in der Mitte meines Rückens. Mehr vor Überraschung denn vor Schmerz entwich mir ein gellender Schrei.
    Dies waren keine Schmerzen, die eine Person schreien ließen. Diese Art von Schmerz empfindet man, wenn man vom Auto überrollt, vom Blitz getroffen, von der Sense des Todes geköpft wird. Es war der Schmerz Gottes, der da durch meinen Dolch lief. Der Schmerz, den ich zu meinen aktiven Zeiten als Fängerin selbst unter den Menschen verbreitet hatte, in vielen Formen. Der Schmerz war mörderisch und qualvoll, heiß und kalt. Es war der Schmerz des Todes. Und ich hatte das Gefühl, dass ich noch sehr viele Tode sterben würde. Sie wollte mir ein Geständnis entlocken, das das Institut eindeutig belastete. Und dieses Geständnis würde sie durch Folter erhalten. Früher oder später. Die Frage war nur, wie lange ich durchhalten würde.

15
    Grace
    London, im Land der Schmerzen
    Zuerst hatte sich das Blut kalt angefühlt. Dann warm. Jetzt wieder kalt. Gehalten wurde ich nur noch von den Fesseln, die mich an den Stuhl banden. Ich konnte kaum noch aus meinen Augen blicken. Alles, was ich sah, waren Blut und Tränen und der Haarvorhang, der mir verschwitzt und blutverklebt ins Gesicht hing.
    »Das einzige Verbrechen, das das Institut jemals begangen hat, war, Matthew Delaware als Spion zu den Engeln zu schicken. Einen Spion einzuschleusen, weil man den Engeln nicht länger vertrauen konnte. Ein Verbrechen, dessen sich die Engel ebenfalls an uns schuldig gemacht haben.«
    Wieder und wieder wiederholte ich diese Sätze. Sie wurden mein Mantra. Wie ein Gebet röchelte ich sie immer und immer wieder vor mich hin. Vielleicht würde ich bald wieder das Bewusstsein verlieren, wenn ich sie nur oft genug wiederholte. Inzwischen war meine Stimme nur noch ein Flüstern, doch ich war sicher, dass Gaiya jedes Wort verstand. Sie quittierte meine Antworten jedenfalls wieder und wieder mit Schlägen und Schnitten. Wieso habe ich es nicht gesagt? Dass ich von alldem nichts gewusst hatte, weder von seiner Spionagetätigkeit noch von dem Mord. Dass ich ihn von ganzem Herzen hasste und dass ich ihn bereitwillig ausliefern wollte. Ich wusste, dass es nicht nur um Matt ging, dass er nur der Vorwand war. Tief in mir spürte ich jedoch, dass ich ihn auch verteidigt hätte, wenn es anders gewesen wäre.
    Selbst wenn es hier ausschließlich um sein Verbrechen gegangen wäre, hätte ich ihn in Schutz genommen. Nach all der Zeit war ich noch immer bereit, mich für ihn in Scheiben schneiden zu lassen, auch wenn ich genau wusste, dass er dasselbe nicht für mich tun würde. Der Gedanke an ihn war es, der mich die Folter durchhalten ließ, der mich davon abbrachte, die Schnitte zu zählen und irgendein jämmerliches, verlogenes Geständnis

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